Commonwealth of Music

Die Queen wurde neulich heftig abgefeiert, doch die Frage bleibt, ob der von der Frau gepamperte Commonwealth of Nations nicht doch einfach nur sterbender Kolonialismus ist, wie er vom künftigen englischen König auf Jamaica peinlich zelebriert wurde.
Das königlich Konglomerat des Commonwealth hat zumindest auch Auswirkungen, die man tatsächlich feiern kann. Wie beispielsweise die Musik von Kokoroko. Das Londoner Team um die Trompeterin Sheila Maurice-Grey hat einen Sound geboren, der in den westindischen und westafrikanischen Communities Londons seinen Ursprung hat. Jazz verwoben mit Afrobeat, Highlife, Funk und Soul.
Mit einer horn-section zum Niederknien, afrikanisch inspirierten Gitarren und treibenden Drums und Percussion haut der Londoner Achter großartige Tracks am laufenden Band raus. Das neueste Stück ist "Age of ascent". Das Stück zeigt Kokoroko in einer mehr nachdenklichen Stimmung, büßt aber nichts von der mitreißenden Qualität ein, für die man die Band schätzt. "Age of ascent" ist der erste Auszug des kommenden Albums "Could we be more", das am 05. August bei Brownswood Recordings erscheint. Ganz unbedingt vormerken!

www.kokorokomusic.co.uk

Ach wie gut, dass niemand weiß....

Ich interpretiere das Auftreten von The Jordan als Statement, die Musik eindeutig in den Vordergrund zu stellen. Die Frau hat sich entschieden, visuell kaum in Erscheinung zu treten. In einer Zeit der persönlichen Optik-Optimierung und grenzenlosen Selbstdarstellung ist das bemerkenswert und erfrischend.
The Jordan präsentiert uns ihre neue Single, die selbstredend "You don't even know me" heißt und voller Understatement daher kommt. Ganz sachte Beats, ein wenig Klavier und hingetupfte Synthies ermöglichen es, dass The Jordan heftig mit ihrer Stimme wuchern kann. Das wirkt sinnlich, tief, betörend.
Daneben baut der gesamte Auftritt von The Jordan gehörig Spannung auf. Es wird in naher Zukunft eine ganze Menge zu entdecken geben.

www.thejordanmusic.com

Sooo funky

Das sind immer ultraentspannte Jazzfunksounds mit einem Disco-Dance-Twist, die wir von Jitwam kennen. Und so geht's weiter. Mit "Confidence" tut der gebürtige Inder wieder einmal ein cooles Stück Musik raus. Diese Mal ist es eine brasilianische Samba-Funk Odyssee, deren letzte Minute dem Alto Saxophon gehört und alle auf die Tanzfläche treibt.
Der Mann unterstreicht erneut seine stilistische Vielfalt, die dennoch den Ansprüchen an cool und tanzbar locker gerecht wird. Mit "Confidence" kündigt Jitwam das kommende Album "Third" an, das am 22. Juli bei Roya Records erscheint. Jitwam verspricht Einflüsse aus Latin Music, Soul, Punk und Disco. "Confidence" bestätigt jetzt schon, dass er dies zu einem unwiderstehlichen Mix auf Albumlänge zusammenführen wird.

www.instagram.com/jitwam

 

Give praise

vb kuehl rabii harnouneSie starten den zweiten Teil ihres Projekts, das religiös inspirierte Musik Westafrikas mit westlichen Clubsounds kombiniert. Der Frankfurter V.B. Kühl und der Marokkaner Rabii Harnoune haben das bereits 2020 getan, als die Beiden das Album "Gnawa Electric Laune" veröffentlichten. Jetzt kündigen der Frankfurter Producer und der marokkanische Gnawa-Master das Folgeprojekt an, welches konsequenterweise "Gnawa Electric Laune II" heißen soll.
Der Vorgeschmack darauf ist der Track "Laafou". Eine Fusion aus Folklore und funky Electronics, die aber mal richtig Laune macht. Oder wie es Huey Morgan von BBC 6Music nachhaltig korrekt ausdrückt. "My meat of the week..."

www.gnawa-electric-laune.com

Märchenhaft

Die deutsche Rockmusik brachte einst die Zeile hervor: "Du wolltest in Wälder und es gab kein zurück." Daran fühlt man sich ein wenig erinnert beim Anblick des neuen Videos der Melting Palms. Das hat irgend etwas magisch-märchiges, man wartet förmlich auf Ritter und Feen.
Doch hier hört's dann auch auf mit den Gebrüder-Grimm-Quatsch. Denn nach ausführlichem Intros brettern die fünf Hamburger Jungs wieder los. Wie bereits auf ihrem Debüt "Abyss" von 2020 präsentieren Melting Palms mächtige Gitarrensounds, von denen Linus Volkmann meint: "Der Sound selbst macht Welten auf irgendwo an den Ufern von Shoegaze, Kraut, Lärm, Entrückung, Psychedelic und deiner Mudder."
Da kann ich nichts Wichtigeres mehr anfügen. "Orchards lie" ist die erste Single des neuen Albums. Das heißt "Noise between the shades", erscheint am 26. August bei La Pochette Surprise und meint mit Sicherheit die Schatten der Wälder.

www.meltingpalms.com

Lagos-London und zurück

Sozialisiert mit amerikanischem HipHop, erkannte Obongjayar irgendwann, dass diese Musik seinem Lebenslauf nicht gerecht wird. Geboren in Nigeria, mit 17 nach Großbritannien emigriert, entdeckte er erst dort, welche Bedeutung seine Heimat für ihn und seine Musik haben kann.
Auch Obongjayar kommt nicht an Nigerias Lichtgestalt Fela Kuti vorbei. Felas Erbe fließt auch in die Sounds Obongjayars ein. Dennoch wäre es zu einfach, die Musik des Debütalbums "Some nights I dream of doors" unter Afropop zu katalogisieren. In den 12 Stücken des Albums frönt der junge Nigerianer auch seiner Liebe zum HipHop, er mischt viel Soul unter, gibt Raum für Balladen und entwickelt mit Luftigkeit einen eigenen Sound.
OB, wie Insider ihn nennen, meint sogar:"No one’s doing what I’m doing. What I’m making is fresh." Nun, das ist auf jeden Fall selbstbewusst. Aber man muss Obonjayars Debüt uneingeschränkt zugestehen, dass es etwas Besonderes ist. Aus diesem Grund: Die dringende Empfehlung, das heute erscheinende "Some nights I dream of doors" käuflich zu erwerben und mit gespitzten Ohren zu hören.

www.obongjay.ar