Sindsuche

Sie nennen sich nicht Sindbad, nicht Sindflut oder Syndesmose. Einfach nur Sind. Aus Berlin. Das klingt einfach und kompliziert. Denn Sind hat auch was mit dem Sein zu tun, dem großen.
Die Jungs aus Berlin haben gerade das dritte Album "Kino Kosmos" veröffentlicht und etablieren sich damit als musikalische Kommentatoren für die Generation Y. Deshalb haben die meist gitarrengeleiteten Midtemposongs von Sind immer ein wenig Flair aus der Jugendzeit der Millenials und beschäftigen sich gern mit dem Gestern und Heute der jetzt 30-40-jährigen.
In "Templin" geht's um verflossene Freundschaften. Ein wenig Schwelgen im Damals, begleitet von leicht sentimentalen Gitarren.
Das ist Musik für die Sinnsuche der angeblich sich so viel selbst hinterfragenden Generation Y. Im Wohnzimmer bei traurigen Ploppen des Kronkorkens.

www.sind.tv

Elaborierter Pop

maschajunoMascha Juno ist eine erfahrene Berliner Musikerin und Multiinstrumentalistin. Unterwegs als Orchestermusikerin, in der Theatermusik, im Jazz. In der Szene. Das seit Jahren, und trotzdem kommt erst jetzt das erste Solo-Album der Alleskönnerin.
"Uno" erscheint am kommenden Freitag bei Akkerbouw und ist ein wahnsinnig interessantes Werk geworden. Und zwar interessant im Sinne von wirklich interessant, und nicht von interessant unerträglich. Ihr versteht, was ich meine...
Die elf Stücke von "Uno" bieten alles von Zeltfreizeit-Geklampfe über höchst modernen Electropop bis Cinemascopesound. E-Lab-Pop. Maria, wie Mascha bürgerlich heißt, sagt über die Songs, sie klängen nach Pop. Das ist gar nicht falsch. Aber wie bekommt man es hin, Pop um drei Ecken zu denken und es dennoch eingängig klingen zu lassen?
Mannomann, die Frau hat ein echtes Ding raus gehauen. "Uno" zählt zu den Platten, die man 50mal hört und beim 51. Mal denkt: Ach guck mal.

Also wirklich, "Uno" ist brilliant!

www.mariaschneiderberlin.com

Foto: David Dollmann

Schon gewählt?

Hast du dir diesen Song selbst ausgesucht? Oder wurde er für dich gefunden? Dann hast du aber Glück gehabt mit deinem Algorithmus, denn der neue Song von Charlie Winston windet sich dauerhaft in dein Hirn und verschafft dir sicherlich das ein oder andere Tröpfchen Glückshormon.
Doch nur, wenn du nicht so genau hinhörst. Weil Charlie dir nämlich die Unwägbarkeiten in schmeichelndem Ton um die Ohren haut, denen du dich mit deinem mobilen Endgerät permanent aussetzt. Das tägliche Blankziehen, das Verscherbeln deines Ichs an die Welt hinter deinem Bildschirm, der Ausverkauf deiner Wünsche und Hoffnungen.
In "Algorithm" spricht der Algorithmus zu dir mit Teufels Stimme im Engelsgewand. Er spielt ein gewagtes Spiel mit dir. Spürst du das?

www.charliewinston.com

Lieder vom Land

Erinnert mich das jetzt an die Waltons, an Peter Lustig? Die Kelly Family, die Blues Brothers oder doch an Fleetwood Mac? All diese Reminiszenzen kulminieren letzten Endes aber in Anna Wydra, die jetzt die "Bauwagen Sessions" veröffentlicht hat. Die Sessions enthalten auch das sehr schöne Cover des 45 Jahre alten Stücks "Dreams", das Anna eigentlich nur von  ihren Eltern kennen kann.
Die Sessions in dem Bauwagen irgendwo in Schleswig-Holstein sind das Nachfolgeprojekt zu Anna Wydras Debüt-Album "The absurdity of being". Die letzten Freitag erschienene Live-EP enthält neben der genannten Coverversion von "Dreams" ausgewählte Tracks des Debüt-Albums und unterstreicht die schöne DIY-Ästhetik von Annas Band und deren Gespür für feine Popmusik.
Und hey: Irgend etwas an Anna erinnert doch wirklich an Stevie Nicks oder träume ich?

www.annawydra.de

Schrebergärtner-Punk

Es ist wahrlich keine Überraschung, also verrate ich euch, dass es in "Silent moment" um diese seltenen Momente der Ruhe geht, in denen man ganz bei sich ist. Etwas das mancher beim geliebten Menschen finden kann, ein Anderer auf speziellen Orten der Reise oder der Schrebergärtner auf seiner Scholle.
Oder auch in einem Song wie "Silent moment", der durch Ausgeglichenheit glänzt, geleitet durch ein sich selbst untertreibendes Pianospiel, zurückhaltend ergänzt durch spärliche Drums und ein wenig Gitarre.
"Silent moment" ist die erste Single von So Soon, der Band der beiden Multiinstrumentalisten David Stöbener und Marco Braun. "Silent moment" ist handgeschraubte Musik, die ihr auf der kommenden Debüt-EP von So Soon finden werdet, die ganz bald am 01. Juli erscheinen wird.

www.instagram.com/sosoon_sosoon

Der Ton macht die Musik

Das hört sich verdammt nach britischem Soul an, was JISKA auf unsere playlist schmuggelt. Dieser very british sound kommt aber aus Stuttgart und wird in Mannheim verfeinert, denn JISKA gehört in diesem Jahr zum Bandpool der dortigen Popakademie. Der Bandpool ist in der Musik so etwas wie die U21 des DFB.
JISKAs Song "Wings" ist der erste Track der Debüt-EP der jungen Stuttgarterin. Sehr gefühlig im Gesang, nicht aber ohne eine Rotzigkeit im Ausdruck, die in der Zeile gipfelt: "To be honest boy / the best part of my song was your absence". Der Ton macht die Musik!
Die Debüt-EP "Wild blue yonder" erscheint am 01. Juli.

www.jiska.org