Gottseidank Punk

Ist das Blut auf den Trommeln? Vermutlich ja. Denn man sieht schließlich, wie der Typ von das blühende leben auf seine Felle drischt. Es ist der Startschuss für drei Minuten Highspeed-Rock mit Punkturbo. Richtig Spaß macht "Normal" nicht nur den drei Jungs aus Mannheim, sondern auch den Zuhörern, wenn sie denn energiegeladenen Indie-Rock mögen.
"Normal" spielt mit dem titelgebenden Begriff. Für wenn soll ich eigentlich normal sein? Und wie soll ich dann sein? Dass bei derartigen Fragestellungen der Gott und der Papst eine Rolle spielen, ist eigentlich gar nicht erwähnenswert.
Es ist herrlich ungeschliffen, was das blühende Leben auftischt und es ist sehr passend, dass das Ganze bei Angeber Records veröffentlicht wird. Prognose: Da kommt noch was von das blühende Leben. Und es lebt die Hoffnung, das die Drei schön bekloppt bleiben.

www.das-bluehende-leben.de

Doch ein nettes Mädchen?

Die junge Dame hat uns mit den ersten Singles des neuen Albums ein wenig an der Nase herum geführt. Songs wie "Talk" und "10:36" wuchern mit kernigen Gitarrensounds, denen wir bereits Shoegaze-Verdacht unterstellten. Jetzt ist endlich das zweite Album "Beatopia" raus und Beabadobee zeigt uns damit auch ihre lange Nase. Auf "Beatopia" geht es beizeiten ziemlich gefühlig zu, man hört hier und dort Streicher und Harfen und manchmal brennt im Hintergrund ein Lagerfeuer.
Zwischenzeitlich hört sich das nach Musik an, mit der 17-jährige Mädchen ihre gleichaltrigen Klassenkameraden nerven. Aber Bea kriegt immer die Kurve und haut ordentlich einen raus wie bei "Don't get the deal".
Das lässt sich selbstverständlich prima als Weiterentwicklung vermarkten, könnte aber ebenso für Das-zweite-Album-ist-das-Schwerste sprechen. Deshalb: Einfach reinhören und Daumen hoch oder runter.

www.beabadoobee.com

Aus den Eighties, für die Twenties

Niemand ahnte, dass hier bei unruhr einmal Wolle Petry zum Thema wird. Das ist unschön, passiert aber nur, weil wir damit einer jungen Frau den Weg bereiten wollen, die es verdient hat. Emilie Azaaria veröffentlicht gerade die Single "Just a woman" als Auftakt für ihre Debüt-EP. Und dieser Song hat herrlichen 80er-Flair, was auch an Burkhard Lipps-Thelen an der Gitarre liegt.
Der Besagte spielte die Sologitarre bei Wolfgang Petrys Hit..., aber ich möchte das hier nicht vertiefen. Jedenfalls ist "Just a woman" ein schöner, funkiger Dancetrack mit knackiger Bassline geworden, der ob seiner Eingängigkeit fast von der kritischen Botschaft des Songs ablenkt. Emilie geht es um weibliche Selbstermächtigung, die es den heute immer noch existierenden Ungerechtigkeiten entgegen zu setzen gilt.
Es ist also ein Statement, was Emilie Azaaria in die Welt bringt. Und da die Debüt-EP "Become a woman" heißt ist ganz klar, wohin die Reise gehen soll. Was zu Hinhören.

www.linktr.ee/emilieermler

 

Laufzeit von Kraftwerk verlängern

Anushka 4amFeatWolfgangFlrKraftwerke, egal ob Atom oder Kohle sind wieder en vogue. Kraftwerk war nie aus der Mode. Die Düsseldorfer Band hat Geschichte geschrieben. Und daher ist es für junge Musiker jedes Mal ein Ereignis, mit den Koryphäen zusammen arbeiten zu dürfen.
So ging es auch Anushka, deren Sängerin Victoria Port das Gefühl hatte, die Arbeit mit Wolfgang Flür sei etwas, "das man vor dem Ableben unbedingt erledigt haben muss". Über Freunde kam die Kooperation der britischen Band mit dem ehemaligen Schlagzeuger von Kraftwerk für den Song "4am" zustande.
Dabei kam ein Track heraus, der ganz dicke Bässe mit Victorias souligen Vocals und Wolfgangs Elektrostimme zusammenbringt und damit schlaglichtartig auf das Oeuvre von Kraftwerk zurückblickt. Ein Tanzflächenfüller, der nächtliche Parties abfeiert. Das ganze wird natürlich bei Tru Thoughts verlegt und ist hier zu hören.

 

Guten Tag und Auf Wiedersehen

Die Gaddafi Gals grüßen nett und verabschieden sich direkt wieder mit ihrem neuen Song "Bye bye". Ganz dicke Beats kennzeichnen "Bye bye". Der Wagen wird wackeln, wenn ihr aufdreht. In Kombi mit smoothen Synthies und einem mantraartigen Refrain ergeben diese Beats einen ganz feinen Track, der euch den Mund wässrig macht für das kommende Album der Berliner. Das ist zwar noch nicht angekündigt, aber "Bye bye" wirft bereits Schatten. Diese deuten darauf hin, dass die neuen Tracks womöglich ein wenig hochglanzpolierter sind und nicht mehr diesem flirrend-fragilen Avantgarde HipHop frönen, der das Vorgängeralbum auszeichnete. Wir warten gespannt!

www.instagram.com/gaddafigals

Commonwealth of Music

Die Queen wurde neulich heftig abgefeiert, doch die Frage bleibt, ob der von der Frau gepamperte Commonwealth of Nations nicht doch einfach nur sterbender Kolonialismus ist, wie er vom künftigen englischen König auf Jamaica peinlich zelebriert wurde.
Das königlich Konglomerat des Commonwealth hat zumindest auch Auswirkungen, die man tatsächlich feiern kann. Wie beispielsweise die Musik von Kokoroko. Das Londoner Team um die Trompeterin Sheila Maurice-Grey hat einen Sound geboren, der in den westindischen und westafrikanischen Communities Londons seinen Ursprung hat. Jazz verwoben mit Afrobeat, Highlife, Funk und Soul.
Mit einer horn-section zum Niederknien, afrikanisch inspirierten Gitarren und treibenden Drums und Percussion haut der Londoner Achter großartige Tracks am laufenden Band raus. Das neueste Stück ist "Age of ascent". Das Stück zeigt Kokoroko in einer mehr nachdenklichen Stimmung, büßt aber nichts von der mitreißenden Qualität ein, für die man die Band schätzt. "Age of ascent" ist der erste Auszug des kommenden Albums "Could we be more", das am 05. August bei Brownswood Recordings erscheint. Ganz unbedingt vormerken!

www.kokorokomusic.co.uk