Blues der Postmoderne

MIt diesem interessanten Begriff hat Lookman Adekunle Salami früher seine Musik bezeichnet. Dazu steht L. A. Salami nicht mehr vollumfänglich, dennoch besitzt der Begriff auch bei der heutigen Veröffentlichung seines vierten Albums "Ottoline" eine Restwahrheit. Denn wie sonst sollte man die Musik des Mannes bezeichnen?
Lookman bedient sich in derart vielen Genres, dass seine Fans durchaus den Überblick verlieren können. Salamis Musik kann man natürlich dem Singer-/Songwritertum zuordnen, man kann auch auf die HipHop-Einflüsse abstellen, natürlich hört man auch Soul, eventuell auch klassische Einschläge oder Sounds der afrikanischen Heimat seiner Vorfahren.
Auch "Ottoline" ist maximal vielfältig, folgt aber Lookmans Erkenntnis, dass es nicht darum geht, "wie gut du singst, sondern wie ehrlich du bist und wie authentisch und wieviel Wahrheit du in eine Melodie bekommst."
Hut ab dafür und natürlich für "Ottoline", das nicht nur mit Erkenntnissen obiger Art besticht, sondern auch mit exquisiter Instrumentierung und bemerkenswerten Arrangements. Oder wie es L. A. Salami prägnat zusammenfasst: This is the sound!"

www.lasalami.com

 

Von wegen Juju

Ich bin auf Karolina herein gefallen. Denn hinter Juju vermutete ich die afrikanische Tanzmusik. Doch gemeint ist Karolinas Producer Rejoicer aka Juju, der Karo und Jenny Penkin hat warten lassen, nachdem die Beiden den Song fertig hatten und nur noch auf den letzten Schliff der Produktion warten mussten.
Afrikanische Sounds sucht man daher vergeblich bei "Ready for Juju". Es ist ein entspannter Soultrack, der aus angenehmen Geplucker, quietschigen Keyboards, extraverzerrten Vocals sowie sehr schönen Beats vom Schlagzeug besteht und mit einem derben Schlag auf die Snare endet.
Karolina, die sich übrigens ganz deutsch ausspricht, ist in Israel zu Hause und schon eine gute Weile im Geschäft. Sie hat bereits Shows eröffnet für die Black Eyed Peas, Lauryn Hill sowie Erykah Badu und mit Ziggy Marley zusammen gearbeitet. "Ready for Juju" ist die Ankündigung von Karolinas erstem englischsprachigen Soloalbum "All rivers". Das wird am 18. November bei Tru Thoughts erscheinen.

 www.karolina.bandcamp.com

 

Wenn im Whirlpool das Wasser fehlt

Letzten Endes ist Rockmusik doch immer dann besonders geil, wenn jemand kompromisslos auf die Trommeln eindrischt und andere dazu lustvoll die Saiten von Gitarren quälen. Genauso wie es Die Partie auf ihrer neuen Single machen. "Nacktsein" hat nicht nur einen atemberaubenden Titel, sondern wartet mit geradlinigen Indie-Rock und einer gesunden Portion Punk-Attitüde auf. Die Nummer wird standesgemäß in einem schönen Schwimmbad-Clip zelebriert.
Die Vier kommen aus Linz und schicken sich an, die nach ihrer Heimatstadt benannten Linzer Schule des Indie-Rock auf's Gleis zu setzen. Das sind hohe Ansprüche an sich selbst. Aber kommt man anders weiter?
"Nacktsein" ist der Vorbote auf das Debütalbum der österreichischen Band, welches für 2023 geplant ist. Wir werden das unbedingt im Auge behalten.

www.instagram.com/die.partie

Pop und Yoga

Im Jahr 2015 hat Kelela auch uns nachhaltig beeindruckt. Mit ihrer eigenwilligen Spielart des R&B, die zwar die Standards des Genres nicht außen vor lässt, aber mit fast schon psychedelischen Sounds anreichert.
Nach kurzer Zeit war damit Schluss und erst einmal Pause. Die Auszeit hat Kelela jetzt beendet. Nach fünf Jahren gibt es einen neuen Track der Frau, mit dem sie in ihre eigenen Fußstapfen tritt. In "Washed away" erzeugen verhallte Synthies eine ätherische Atmosphäre, die Kelela erst am Ende des Songs mit donnergrollenden Beats und Yogamoves ergänzt.
Die Amerikenerin mit äthiopischen Wurzeln sagt dazu: "Ich liebe Banger, aber für die erste Kontaktaufnhme nach meiner Pause fühlte es sich ehrlicher an, mit einem atmosphärischen heart-check zu beginnen".
Wir freuen uns, dass Kelela erneut Kontakt mit der Musikwelt aufgenommen hat, um mit uns weiterhin ihre abseitige Art von R&B und Tanzmusik zu zelebrieren.

www.kelela.co

Die Seele im Hip Hop

Schlaflos verbrachten die beiden Belgier Willem Ardui und Jean-Valéry Atohoun 20 Tage an der amerikanischen Westküste. Eine Art Selbstfindung nach dem Debüt ihres Projekts blackwave. bei Sony im Jahr 2019. Jetzt folgt der zweite Wurf "No sleep in LA" auf dem eigenen Label, in der Hoffnung mehr kreative Freiheit zu erlangen.
Der Wunsch nach Selbstbestimmtheit scheint erfüllt, wenn man die 11 Tracks auf dem neuen Album hört. Das ist unaufgeregter Hip Hop in einem breiten, gemütlichen Bett aus Soul mit der Extraportion Funkiness. Kingsize Hip Hop.
Ein furchtbar schön entspannter Sound, wozu die Beiden sehr unaufgeregt rappen und auch mal singen. Das hört sich nach Westküste an, manchmal auch nach Motown, immer nach viel Gefühl und bietet Raum für einsame Pianos, Akustikgitarren, Streicher und Bläser.
Das ist Schlaflosigkeit, die richtig Spaß macht!

www.blackwavedot.com

 

Schaumgitarren

Power Plush debütierte im letzten Jahr mit der EP "Vomiting emotions" und begeistert seitdem mit mitreißendem Powerplüschpop. Harmonische Gitarren gießen die Vier in Form und erhalten so verspielten Indie-Pop mit verhuschten Sounds aus den Achtziger und der Disco.
Aktuell stellen Anja, Maria, Svenja und Nino die Single "Nothing left to lose" ins Schaufenster und geben uns damit den dringenden Hinweis auf das demnächst erscheinende Debütalbum.
"Coping fantasies" soll Anfang Februar 2023 bei Beton Klunker Tonträger erscheinen. Das Album ist voll mit dem wohlgefühligen Dancepop der Chemnitzer, der sich manches Mal gegensätzlich zu den Texten bewegt, die auch schon mal das Aushalten von Scheißgefühlen thematisieren. Trotzdem: Power Plush macht Spaß und wenn nicht, empfielht die Band in "Nothing left to lose" einen Besuch beim Therapeuten.

www.powerplush.rocks