Wenn im Whirlpool das Wasser fehlt

Letzten Endes ist Rockmusik doch immer dann besonders geil, wenn jemand kompromisslos auf die Trommeln eindrischt und andere dazu lustvoll die Saiten von Gitarren quälen. Genauso wie es Die Partie auf ihrer neuen Single machen. "Nacktsein" hat nicht nur einen atemberaubenden Titel, sondern wartet mit geradlinigen Indie-Rock und einer gesunden Portion Punk-Attitüde auf. Die Nummer wird standesgemäß in einem schönen Schwimmbad-Clip zelebriert.
Die Vier kommen aus Linz und schicken sich an, die nach ihrer Heimatstadt benannten Linzer Schule des Indie-Rock auf's Gleis zu setzen. Das sind hohe Ansprüche an sich selbst. Aber kommt man anders weiter?
"Nacktsein" ist der Vorbote auf das Debütalbum der österreichischen Band, welches für 2023 geplant ist. Wir werden das unbedingt im Auge behalten.

www.instagram.com/die.partie

Pop und Yoga

Im Jahr 2015 hat Kelela auch uns nachhaltig beeindruckt. Mit ihrer eigenwilligen Spielart des R&B, die zwar die Standards des Genres nicht außen vor lässt, aber mit fast schon psychedelischen Sounds anreichert.
Nach kurzer Zeit war damit Schluss und erst einmal Pause. Die Auszeit hat Kelela jetzt beendet. Nach fünf Jahren gibt es einen neuen Track der Frau, mit dem sie in ihre eigenen Fußstapfen tritt. In "Washed away" erzeugen verhallte Synthies eine ätherische Atmosphäre, die Kelela erst am Ende des Songs mit donnergrollenden Beats und Yogamoves ergänzt.
Die Amerikenerin mit äthiopischen Wurzeln sagt dazu: "Ich liebe Banger, aber für die erste Kontaktaufnhme nach meiner Pause fühlte es sich ehrlicher an, mit einem atmosphärischen heart-check zu beginnen".
Wir freuen uns, dass Kelela erneut Kontakt mit der Musikwelt aufgenommen hat, um mit uns weiterhin ihre abseitige Art von R&B und Tanzmusik zu zelebrieren.

www.kelela.co

Die Seele im Hip Hop

Schlaflos verbrachten die beiden Belgier Willem Ardui und Jean-Valéry Atohoun 20 Tage an der amerikanischen Westküste. Eine Art Selbstfindung nach dem Debüt ihres Projekts blackwave. bei Sony im Jahr 2019. Jetzt folgt der zweite Wurf "No sleep in LA" auf dem eigenen Label, in der Hoffnung mehr kreative Freiheit zu erlangen.
Der Wunsch nach Selbstbestimmtheit scheint erfüllt, wenn man die 11 Tracks auf dem neuen Album hört. Das ist unaufgeregter Hip Hop in einem breiten, gemütlichen Bett aus Soul mit der Extraportion Funkiness. Kingsize Hip Hop.
Ein furchtbar schön entspannter Sound, wozu die Beiden sehr unaufgeregt rappen und auch mal singen. Das hört sich nach Westküste an, manchmal auch nach Motown, immer nach viel Gefühl und bietet Raum für einsame Pianos, Akustikgitarren, Streicher und Bläser.
Das ist Schlaflosigkeit, die richtig Spaß macht!

www.blackwavedot.com

 

Schaumgitarren

Power Plush debütierte im letzten Jahr mit der EP "Vomiting emotions" und begeistert seitdem mit mitreißendem Powerplüschpop. Harmonische Gitarren gießen die Vier in Form und erhalten so verspielten Indie-Pop mit verhuschten Sounds aus den Achtziger und der Disco.
Aktuell stellen Anja, Maria, Svenja und Nino die Single "Nothing left to lose" ins Schaufenster und geben uns damit den dringenden Hinweis auf das demnächst erscheinende Debütalbum.
"Coping fantasies" soll Anfang Februar 2023 bei Beton Klunker Tonträger erscheinen. Das Album ist voll mit dem wohlgefühligen Dancepop der Chemnitzer, der sich manches Mal gegensätzlich zu den Texten bewegt, die auch schon mal das Aushalten von Scheißgefühlen thematisieren. Trotzdem: Power Plush macht Spaß und wenn nicht, empfielht die Band in "Nothing left to lose" einen Besuch beim Therapeuten.

www.powerplush.rocks

Rock mich

Musik in der Art von Kenneth Minor ordnete meine Omma damals fälschlicherweise einer südafrikanischen Völkerfamilie zu. Ein wenig verständnisvoller Begriff, der heute sowieso nicht mehr angemessen ist. Aber meine Omma durfte das und ich empfand es als Lob, was aber von ihr nicht so gemeint war.
Kenneth Minor ist purer Rock'n'Roll mit reichlich Gitarren in der Ausprägung Twang, Fuzz und Slide. Es ist Rockmusik, die ihre Wurzeln im Blues nicht verschleiert. In dermaßen hübscher Einfachheit, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. So kann man auch ertragen, dass sowas 2022 Garage-Rock und Psych genannt wird.
Die tatsächlich deutsche Band zelebriert auf ihrem aktuellen Album eine musikalische Reise durch die USA in einem Greyhound-Bus. Und zwischenzeitlich steigt doch wirklich Lou Reed zu. Das ist erfrischend oldschool und trotzdem niemals langweilig. Das Album, das heute bei Unique Records erscheint, heißt "Retirement". Vielleicht hatte meine Omma doch recht.

www.kennethminor.com

 

20 und Anachronistin

Malva geht gern spazieren, liebt Kaffeehäuser, hält soziale Medien für entbehrlich und mag Patti Smith. Das hört ich nicht nach einer 20-jährigen Münchnerin an, pflanzt sich aber in ihrer Musik fort. Malva schreibt Songs seit sie 13 ist und hat daraus bis heute den Indie-Pop mit Chansoneinschlag entwickelt, der auch ihre aktuelle Single "Second floor" kennzeichnet. Der Song könnte auch von Sophie Hunger stammen.
"Second floor" schrieb aber Malva und das Stück ist bereits einige Jahre alt. Jetzt hat Malva das Ding endlich aufgenommen gemeinsam mit ihrem gleichaltrigen Musik-Buddy, dem Multi-Instrumentalisten und Produzenten Quirin Ebnet.
Darauf ist das Münchner Label Trikont aufmerksam geworden und deswegen ist das erste Album von Malva mehr als in Planung. Es wird im November 2022 erscheinen, weil die Songs von Malva doch so perfekt zum Herbst zu passen scheinen.