Schaumgitarren

Power Plush debütierte im letzten Jahr mit der EP "Vomiting emotions" und begeistert seitdem mit mitreißendem Powerplüschpop. Harmonische Gitarren gießen die Vier in Form und erhalten so verspielten Indie-Pop mit verhuschten Sounds aus den Achtziger und der Disco.
Aktuell stellen Anja, Maria, Svenja und Nino die Single "Nothing left to lose" ins Schaufenster und geben uns damit den dringenden Hinweis auf das demnächst erscheinende Debütalbum.
"Coping fantasies" soll Anfang Februar 2023 bei Beton Klunker Tonträger erscheinen. Das Album ist voll mit dem wohlgefühligen Dancepop der Chemnitzer, der sich manches Mal gegensätzlich zu den Texten bewegt, die auch schon mal das Aushalten von Scheißgefühlen thematisieren. Trotzdem: Power Plush macht Spaß und wenn nicht, empfielht die Band in "Nothing left to lose" einen Besuch beim Therapeuten.

www.powerplush.rocks

Rock mich

Musik in der Art von Kenneth Minor ordnete meine Omma damals fälschlicherweise einer südafrikanischen Völkerfamilie zu. Ein wenig verständnisvoller Begriff, der heute sowieso nicht mehr angemessen ist. Aber meine Omma durfte das und ich empfand es als Lob, was aber von ihr nicht so gemeint war.
Kenneth Minor ist purer Rock'n'Roll mit reichlich Gitarren in der Ausprägung Twang, Fuzz und Slide. Es ist Rockmusik, die ihre Wurzeln im Blues nicht verschleiert. In dermaßen hübscher Einfachheit, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. So kann man auch ertragen, dass sowas 2022 Garage-Rock und Psych genannt wird.
Die tatsächlich deutsche Band zelebriert auf ihrem aktuellen Album eine musikalische Reise durch die USA in einem Greyhound-Bus. Und zwischenzeitlich steigt doch wirklich Lou Reed zu. Das ist erfrischend oldschool und trotzdem niemals langweilig. Das Album, das heute bei Unique Records erscheint, heißt "Retirement". Vielleicht hatte meine Omma doch recht.

www.kennethminor.com

 

20 und Anachronistin

Malva geht gern spazieren, liebt Kaffeehäuser, hält soziale Medien für entbehrlich und mag Patti Smith. Das hört ich nicht nach einer 20-jährigen Münchnerin an, pflanzt sich aber in ihrer Musik fort. Malva schreibt Songs seit sie 13 ist und hat daraus bis heute den Indie-Pop mit Chansoneinschlag entwickelt, der auch ihre aktuelle Single "Second floor" kennzeichnet. Der Song könnte auch von Sophie Hunger stammen.
"Second floor" schrieb aber Malva und das Stück ist bereits einige Jahre alt. Jetzt hat Malva das Ding endlich aufgenommen gemeinsam mit ihrem gleichaltrigen Musik-Buddy, dem Multi-Instrumentalisten und Produzenten Quirin Ebnet.
Darauf ist das Münchner Label Trikont aufmerksam geworden und deswegen ist das erste Album von Malva mehr als in Planung. Es wird im November 2022 erscheinen, weil die Songs von Malva doch so perfekt zum Herbst zu passen scheinen.

Kein Kokolores

kokoroko could we coverJust in der Woche, in der sich der Todestag eines Giganten der afrikanischen Musik zum 25. Mal jährt, veröffentlicht die britische Band Kokoroko ihr Debütalbum. Das ist deshalb erwähnenswert, weil Kokoroko die Wurzeln der Band und einiger Mitglieder in Nigeria verortet.
Die Gemeinsamkeiten von Kokoroko und Fela Kuti erschöpfen sich aber bereits in diesen Fakten, die möglicherweise dem Zufall geschuldet sind. Musikalisch sind sich Kokoroko und Fela nicht wirklich nah. Das englische Kollektiv um Bandleaderin Sheila Maurice-Grey verbindet afrikansiche Sounds deutlich mehr mit Soul, Funk und karibischen Einflüssen als der Übervater es tat. Insofern ähneln Kokoroko mehr einer anderen Afrobeat-Legende, nämlich dem Kameruner Manu Dibango. Oder wie Sheila kundtut:"Jeder von uns hat völlig verschiedene Hintergründe, aber was uns vereint als Kokoroko, ist dass wir alle eine ähnliche Liebe und Verehrung für Afrobeat und Highlife haben."
Das hört man dem heute veröfentlichten Debütalbum "Could we be more" deutlich an. Es ist eine sehr organische Bandarbeit des englischen Achters, die im großen Raum zwischen Highlife und Jazz vibriert. In manchen Teilen etwas zu brav, andernorts aber absolut mitreißend. Und immer von allerbester Soundqualität.

www.kokorokomusic.co.uk

In memoriam Fela Anikulapo Kuti

Heute vor 25 Jahren starb der vermeintliche Erfinder des Afrobeats: Fela Anikulapo Kuti. Wenige Jahre zuvor spielte Femi Kuti, der bereits damals als Musiker etablierte Sohn, in Dortmund. Es war eine große Party.

Weiterlesen

In memoriam Fela Anikulapo Kuti

Anno 1992 sah ich in Dortmund ein Konzert von Femi Kuti, dem bereits damals als Musiker etablierten Sohn des vermeintlichen Erfinders des Afrobeat, Fela Anikulapo Kuti. Es war eine große Party. Ausschlaggebend dafür war neben der zündenden Musik der 18 Musiker, Sänger und Tänzerinnen die zahlreich erschienene afrikanische community. Und dann passierte etwas, das ich nicht vorher und bisher auch nie wieder gesehen habe.

Weiterlesen