Pink turns Blue - Ghost (2007 Strobelight Records)

PTB„Die Unterschiede zwischen "Ghost" und dem letzten Album „Phoenix"? Ähm. Das sollen doch eigentlich die Rezensenten sagen, oder?" Schon, aber drehen wir den Spieß doch mal um. Also, jetzt ist Mic Jogwer (Sänger und Kopf von PTB) dran:

„Für uns als Band gab es den Unterschied, dass wir mit "Phoenix" einen Riesenerfolg hatten: Platz 14 in den Deutschen Alternative Jahrescharts, jede Menge gute Kritiken und eine gutbesuchte Tour. Also konnten wir uns als Band sehr willkommen fühlen. Viele junge Fans sehen uns als willkommene Alternative zu elektronischen Projekten einerseits und verstaubten alten Helden andererseits. Dazu kam eine sehr schöne Erfahrung als Band beim WGT-Jubiläumsball mit alten und neuen Freunden wie Wayne Hussey, Alexander Veljanov, Ronny Moorings, Andy LaPlegua, Frank The Baptist, Sven Friedrich uvm. Insbesondere dieses gemeinsame Ereignis und die vielen Komplimente unserer Kollegen, dass wir eine tolle, eine besondere Band sind, gab uns ein Gefühl für unsere alte und neue Identität. Von daher dürfte „Ghost“ mehr Band-Sound haben, also mehr so klingen, wie wir derzeit auch auf der Bühne als Gruppe klingen.“

Liest man Mic Jogwers Schwärmereien für die Gothic-Szene, kann man fast den Eindruck bekommen, als wollte die Band alle Treueschwüre zum Gothic nachholen, die sie zu Beginn ihrer Karriere verweigert hat. Zum Glück ist „Ghost“ jedoch keine Anbiederung an die Szene, sondern ein sehr gutes Album mit dem gewohnt sehr eigenen Gitarrenwave-Sound, bestehend aus expressiven, kantigen Gitarren und Mic Jogwers einnehmenden Gesang. Neben Zitaten aus der eigenen Discografie bleibt in der Musik immer noch Raum für neue Einflüsse und bewahrt sie so davor einfach nur retro zu sein. Dass sich „Ghost“ von „Phoenix“ (das Reunion-Album von 2005) nur in Nuancen unterscheidet, lässt bereits die Antwort von Mic Jogwer erahnen. Vielleicht war „Phoenix“ ein wenig sperriger, dafür ist „Ghost“ noch kompakter. Sei´s drum, die Qualität beider Alben ist unbestritten. Und „Can´t Be Love” und “Last Day On Earth” gibt es weitere potentielle Bandklassiker.

Was beim letzen WGT mit einer speziellen Performance (Jubiläumsball) begonnen hat, scheint ihr dieses Jahr noch zu intensivieren und ihr präsentiert PTB als Künstlergruppe. Was plant ihr genau? Wird es denn auch noch eine reguläre Clubtour geben?
Für uns ist es wichtig, etwas Besonderes hinzubekommen. Das sorgt bei uns für Lampenfieber und erhält außerdem den Spaß. Wir hoffen, dass es beim Publikum das gleiche Gefühl erzeugt. Standard-Konzerte sind für uns ziemlich uninteressant. Dazu kommt, dass Pink Turns Blue ja nicht nur eine Band, sondern eine Freundschaft zwischen sehr unterschiedlichen Charakteren ist. Markus, live sonst nicht dabei, ist ein erfolgreicher Visual Art Künstler, Brigid hat ihre verrückten Kollektionen, Louis ist neben seiner musikalischen Karriere als Drehbuch- und Romanautor unterwegs. Deshalb möchten wir dieses Mal mehr bieten, als „nur“ ein gutes Konzert. Ein Werk von uns allen. Natürlich wird es neben Film, Sprache und Effekten auch Pink Turns Blue, die Uraufführung unserer neuen Songs und im zweiten Teil unsere Club – und Szeneklassiker geben. Also Leute, die Lust auf etwas Außergewöhnliches haben, werden ebenso auf ihre Kosten kommen, wie die eingefleischten Pink Turns Blue Fans. Erst einmal ist nur die eine Special Ghost Show geplant. Eine ähnlich gelagerte „Clubtour“ in ausgewählten Orten mit geeigneten Veranstaltern im Herbst ist jedoch nicht ganz ausgeschlossen.

Ich habe letztens mit dem redaktionsinternen PTB-Fachmann n eure Karriere Revue passieren lassen. Das Gespräch gipfelte in seiner Feststellung, dass die Karriere von PTB eigentlich immer daran krankte, dass ihr ein ganz schlechtes Timing hattet und so oft eine gute Platte zur falschen Zeit veröffentlicht habt. Was denkst du darüber?
Das würde ich so nicht unterschreiben. Die ersten 4 Platten hatten wir ein gutes Timing und haben eine ganze Bewegung mit inspiriert, bzw. waren vorne dabei. Sonic Dust und Perfect Sex waren praktisch von einer anderen Band in einem anderen Land. Ich denke der Fehler war dort eher, den Namen nicht gewechselt zu haben. Aerdt war damals unser offizielles Abschiedsalbum. Die London Zeit war praktisch ein Neuanfang, der mit unserer alten Zeit nichts zu tun hat. So wie Joy Division, dann New Order. Deshalb sind auch unsere Alben seit Re-Union im Style wieder anders: Drache, Schriftzug auf Schwarz. Das steht für die neue Gruppe, aber mit dem für Pink Turns Blue so typischen „Geist“. Der Drache ist das Wappentier für diesen Geist und ist das Symbol für die seelische Heimat der Band.

Ich weiß nicht, ob es euch schon mal einer gesagt hat, aber bei der „Sonic Dust“- und auch bei der „Phoenix“-Tour habt ihr eine unglaublich kraftvolle, basslastige Version von „Catholic Sundday“ gespielt. Ich mag ja eigentlich keine Neuaufnahmen von alten Songs, aber diese Live-Version ist so gut, die gehört auf CD! Schon mal drüber nachgedacht?
Nein. Wir halten Konzerte für nicht konservier- oder reproduzierbar. Auch Originalaufnahmen sind für uns unantastbar. Nur neue Songs und neue Aufnahmen sind authentisch und haben etwas Neues zu sagen.

www.pinkturnsblue.de

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