Jackie Cola - Kein Zurück mehr (neuwerk13)

mehr so River-Cola„Cooler Name“, dachte ich auf den ersten Blick. Das dachte ich auch, als ich zum ersten Mal den Namen der Sportfreunde Stiller hörte. Und damit ist eigentlich auch alles zum Debüt von Jackie Cola gesagt. Sportfreunde light. Light deshalb, weil der subtile Humor der Sportfreunde, die unernste Art, Gesang und Akkorde quer laufen zu lassen, von den Vertretern der braunen Limonade nicht erreicht wird, so sehr sie sich auch bemühen. Hinzu kommen Bonmots wie „Hoch die Flaschen und auf Ex oder ein Jahr lang kein Sex. Und wer will das schon.“ Keiner, und schon gar nicht hören.

Die Sentenz „Es ist vorbei“ kommt geschätzte 20-30 mal vor – und das nicht nur im (fast) gleichnamigen Stück. Soll vermutlich die ungeheure Schwer-, Weh- und Demut der heutigen Jugend zum Ausdruck bringen – klingt bei geschätzt 20-Jährigen aber ein wenig gewollt poetisch.

Überhaupt - die Texte und Themen: Mag ja sein, dass Heranwachsende heutzutage bleierne Zeiten durchmachen, permanent irgendetwas zurücklassen müssen, das Leben flüchten, um doch immer wieder das Bejahende am Leben zu entdecken. Aber muss ich darüber in jedem zweiten Lied singen? Dauermotto: „Wir werden’s überstehen, schöne Zeiten kommen immer wieder.“ Dazwischen ist ebenso wiederkehrend Melancholie angesagt. “Weißt du noch, wie es früher war?“ Äääh, früher? Wann? Mit 8 im Kindergarten?

Klingt so, als suchten gelangweilte Besserverdienendenkinder verzweifelt nach Ereignissen, nach Dingen, diepassieren – nach dem Leben. Das ist es, was dieses Album tatsächlich traurig macht.

„Ich weiß es ist nicht fair, euch nach euern Styles einzuteilen,
doch irgendwie scheint’s zu funktionieren.
Viele glauben, gut daran zu tun, sich nur einzureihen
und irgendwen einfach zu kopieren.“

Diese Zeilen nennt man wohl Eigentor. Denn es funktioniert leider auch bei Jackie Cola: Bemühte Kopie, mehr nicht.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Diese Band wird ihr Publikum finden. Irgendwo zwischen den Sportfreunden und den Hosen. Nur: Braucht man das wirklich noch? Das Album hat einige charmante Passagen und mit „Ein Hoch auf alle traurigen Lieder“ sogar einen Hit, aber ohne die derzeitige German Wave wären die Jungs wohl nicht ans Ufer gespült worden. Cooler Name reicht eben nicht.

Am liebsten möchte man ihnen zurufen: Bemüht euch doch nicht so schrecklich, unbedingt individualistisch zu sein. Dann werdet ihr es vielleicht eines Tages. Dies wäre das größte Ereignis eures Lebens.

http://www.jackiecola.de/
http://www.neuwerk13.com/

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