Julian Heidenreich & The Truck Driving Buddhas - The Secular Proof (neuwerk13)

Julian HeidenreichJulian Heidenreich könnte ein Problem bekommen. Dieses Problem heißt: Mädchen! „Dieses Problem hätte ich auch gern“ werden all jene sagen, die zuhause verpickelt und couchend auf ihren Wachkuss warten. Die wollen aber auch nicht als Musiker Ernst genommen werden. Der 24-Jährige Julian Heidenreich schon. Zurecht. Denn sein erstes Album ist eines jener Werke, das schon mit der ersten Zeile fasziniert, aufhorchen, ja, sogar zuhören lässt.

Manchmal sind Plattenkritiken einfach zu schreiben. Wenn Musiker nicht nur ihre Instrumente beherrschen, sondern auch komponieren können: Bilder, Filme, ganze Festspiele im Kopf, wenn aus der Tonfolge eine Melodie wird, aus der Melodie ein Lied und aus dem Lied ein Stück Leben.

Julian Heidenreich versteht es, einfache Gefühle formschön zu vertonen, ohne den Kitschkasten aus dem Keller zu holen. Kummer bleibt Kummer, Hoffnung bleibt Hoffnung, Mut bleibt Mut. Der Spiegel wird nicht an die Wand genagelt, sondern langsam festgeschraubt. Und deshalb ist Zeit, sich zu reflektieren – in „Something Sweet“, im „Perfect Match“, in „Nothing New“, im “Spring Inside“ oder in „Venus Eyes“. Das ist schwebender Songwriter-Pop auf höchstem Niveau. Klavier, akustische Gitarre, Schlagzeug reichen, um aus den Liedern jene Gefühle zu destillieren, die jeden Blick zurück, jeden Gedanken ans Gewesene, aber auch jeden Aufbruch ins Neue begleiten. Egal, ob man dabei trunken auf dem Sofa an die Decke starrt, sich zwischen den hohen Plattenbauten seines Vororts verliert, vorm Kamin die verfrorenen Hände auftaut oder von der Seebrücke aus das Ende und den Anfang des Ozeans sucht.

Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Wären da nicht die Mädchen. Schon meine Freundin ließ sich zu einem „der ist ja ganz schnuckelig“ hinreißen. Sie ist schon fast 30. Das bedeutet, dass die kleinen Mädchen ihn als „süߓ brandmarken werden. Die Höchststrafe für einen guten Musiker mit leichtem Hang zur Melancholie. Da hilft nur eins: Auch mal besoffen von der Bühne kotzen oder ein Mädchen in den Arsch treten. Auf jeden Fall irgendwie salzig rüberkommen.

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