Lepenik - Music with words - rhythms for dancing (genesungswerk)

LepenikBeim Benutzen eines Kaleidoskops ergeben sich aus den gegeneinander verschobenen Spiegeln und Objekten immer wieder neue Sichtweisen, bunte Muster und Kompositionen. Das Hören der neuen Werke von Robert Lepenik gleicht einem Blick in ein Kaleidoskop der Stilkunde, die selbst vor schmissigen Walzern oder thrashigem Micky-Maus-Metal nicht Halt macht.

Lepenik traut sich offensichtlich, seine gesammelten Erfahrungen aus dem Studium der Klassischen Gitarre, mit diversen Rock-, Experimental- und Improvisationsprojekten und aus der Mitgliedschaft im Grazer Künstlerkollektiv „Tonto“ auf einem Album zu vereinen. Mal erfordert die elektroide Stimme des Voicecomputers die volle Aufmerksamkeit, dann pöbelt sich enervierend ein bohrender Synthlärm ins Ohr oder die stille Fläche baut eine unerträgliche Melancholie auf.

Von den 18 Stücken gleicht keines dem anderen, weder in Rhythmik noch Instrumentalisierung. Bestenfalls eine ironische Metaphorik stellt Bezüge her, so etwa zwischen didaktik 1, einem orchestral anmutenden Ein-Akkord-Stück, das sich dem entzehrenden Ausblenden hingibt, und didaktik 2, das ohne Instrumente 42 Sekunden lang vor sich hin klickert.

Immer wieder verschieben sich Melodien und Rhythmen gegeneinander und werfen ihre traditionellen musikalischen Funktionen ab. Was hier noch Orientierung verschafft und groovt, kann dort schon bis zur Unhörbarkeit verblassen und dich verwirrt zurücklassen. Ein Spiel mit den Kräften – mit Ordnung/Struktur auf der einen, Chaos/Auflösung auf der anderen Seite. Das macht es dem Zuhörer nicht immer leicht. Und so schwebt von Beginn an ein Zitat aus Leonard Cohens Gedichteband „Energy of Slaves“ über allem: „They never were entertainers.“

Nein, Unterhaltung ist das nicht. Ist es Konzept? Avantgarde? Beliebigkeit? In erster Linie wohl das ironisch-melancholische Spiel mit der musikalischen Postmoderne. Lepenik dekonstruiert selbst das noch, was ohnehin schon eklektizistisch und pluralistisch daherkommt. Dabei entstehen Gefühle und Raumbilder, die man normalerweise in einer Ausstellung an unterschiedliche Wände hängt. Lepenik stülpt ihnen das Kaleidoskop über und dreht.

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