Sandoz - Live in the earth (2006 Soul Jazz Records)

Das Googeln nach Sandoz ist keine gesunde Entscheidung, auch wenn die Pharmafritzen dies behaupten. Nein, es ist fruchtlos. Man sucht besser nach demjenigen, der dahinter steckt: Richard H. Kirk aus Sheffield. Sodann landet unsereiner schnell bei Cabaret Voltaire. Der Band aus dem Punklager, die allerdings bald zum Vorbereiter für vieles wurde, was später das Etikett Industrial bekam. Diese Vita lässt nicht vermuten, dass man am Ende bei Live in the earth landet, dem inzwischen zweiten Dub-Album von Sandoz.

Kirk-Sandoz liefert eine glaubhafte Symbiose aus kühlen elektro-industriellen Klängen und reggae-basierten drum and bass dub sounds. Blauwarmer Dub. Krupp-Dub. Klassische Stilelemente des Dub - Hall, Echo, Ein- und Ausblenden von Spuren - sind begleitet von ausgedehnten Synthesizerklängen und magengrubenorientiertem Computersound. Vor allem der repetative Charakter des Dub hat es Sandoz offenbar angetan. So laufen Bass, Schlagzeug und Rhythmusgitarre manchmal scheinbar endlos durch, doch die Verzahnung der Elemente ist oft vollkommen, wie bei Thousand year dread, wo reggaetypische Bläsersounds in flächigen Synthieklängen enden. Das wiederholende Element äußert sich auch in den voice-samples. In Fetzen eingeblendet hört man tief-sonores Gequake von Africa und Jah Rastafari. Die Reggae-Enthusiasten werden sich dabei oft an die Dub-Größe Prince Far-I erinnert fühlen.

In Sandoz'  zweitem Dub-Kapitel treffen zwei Welten mittig zusammen, ohne dass mittelmäßiges dabei herauskommt. Reggae-Nerds werden das Album für ganz schön elektronisch halten, die Freunde der Elektroklänge sind sicher der Auffassung, es sei schon klassischer Dub. Geschmackssache. Aber eine Gelegenheit zu Streit und Einigung auf Unentschieden.

www.richardhkirk.com

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