Raritätensammlungen sind meist so eine Sache. Oft trifft man auf uralte Ausschussware, schlecht aufgenommene Demos und mit viel Glück auf ein paar ganz nette B-Seiten. So eine Sammlung gibt's jetzt auch von Singer/Songwriter-Star Conor Oberst, gefüllt mit Songs von 7"-Platten, EPs und Singles. Aber ein bißchen gänzlich unveröffentlichtes Material gibt's auch.
Fangen wir vorne an. Los geht's mit Mirrors and Fevers (nicht zu verwechseln mit Fevers and Mirrors), einem wirklich fiesen Opener. Mit dem Diktiergerät aufgenommene Straßen- und Stadtgeräusche von der ersten Bright Eyes-Europatournee, später Conor Oberst a Capella. Zu beschönigen gibt's da nichts: Der Mann kann nicht singen. Allerdings muss man zugute halten, dass die Nummer (wenn man dem Booklet glauben darf) eh zur Abschreckung von Gelegenheitshörern gedacht ist. Und jedem Bright Eyes-Fan dürfte der Song sowieso gefallen. Im folgenden ergibt sich dann eine dramatische Steigerung. Hier finden sich Songs, die extra für Compilations oder Singles aufgenommen wurden, und dem regulären Albenmaterial in wenig nachstehen. Okay, bei einigen Sachen sind die Aufnahmen nicht wirklich gut gelungen. Aber schlecht klingt's trotzdem nicht. Außerdem darf man sich auf den ersten Versuch elektronischer Musik bei den Bright Eyes freuen, also den Prototyp für die "Digital Ash In A Digital Urn"-Platte.
Ein besonderer Höhepunkt sind die beiden bislang unveröffentlichten Stücke für eine Split 7" mit dem ebenfalls sehr hoch einzuschätzenden M. Ward (dessen neues Album Post-War auch uneingeschränkt empfohlen werden kann). Mit "Weather Reports" gibt's ein schönes, neues Bright Eyes-Stück und mit "Seashell Tale" ein M.Ward-Cover. Auch sehr schön. Das Original ist jedoch besser. Aber das ist ja selten eine Überraschung.
Mit ein paar weiteren angenehmen Songs kommt man dann zu "Motion Sickness", dem Titelsong der gleichnamigen EP aus dem Jahre 2000. Hat übrigens auch nichts mit dem Live-Album "Motion Sickness" von 2005 zu tun. Für die CD-Käufer ist nach diesem schönen und typischen, aber überlangem Song Ende. Wer sich aber die wunderschön aufgemachte Doppel-LP zulegt, der bekommt als Bonus ganze 5 (!) Songs mehr. Und den obligatorischen Saddle Creek Digital Vinyl-Coupon, mit dem man das ganze Album (inkl der Vinyl-Bonus-Tracks) noch einmal kostenlos als DRM-freie MP3-Dateien beim Label runterladen kann. Ein beispielloser Service für LP-Käufer, die ihre Musik dann doch problemlos auf den MP3-Player überspielen können.
Für eine Raritäten-Sammlung ist "Noise Floor" jedenfalls ausgesprochen gelungen, und für jeden Bright Eyes-Fan Pflichtkauf. Alle anderen werden sich mit den Alben aufgrund der durchgehenderen Stimmung wohl eher anfreunden können, auch wenn "Noise Floor" liebevoll zusammengestellt wurde. Die LP-Version bietet übrigens deutlich mehr für's Geld. Also nicht zum Elektro-Fachmarkt rennen, sondern mal nem Plattenhändler einen Besuch abstatten. Lohnt sich!
Label- und Bandwebseite: http://www.saddle-creek.com/
Bilder: Pressefreigabe