The Golden Dogs – Everything in 3 parts (True North Records)

goldene HundeEs ist immer gut, wenn man einer neuen Musik unbelastet und ohne Vorkenntnisse gegenübertreten kann. OK, es gibt natürlich immer noch den Promotext vorab, doch die Kollegen, die uns mit dem Debüt der Golden Dogs beglückt haben, neigen zum Glück nicht zu Übertreibungen (wie z.B. manche andere aus der Hamburger Grand Hotellerie). Dabei wäre es im Falle der Golden Dogs durchaus angebracht gewesen, mal ordentlich auf den Klangputz zu hauen.

Die Golden Dogs stammen aus Kanada und haben "Everything in 3 Parts" dort schon vor gut zwei Jahren eingespielt. Das Quintett tritt in fast schon klassischer Besetzung auf - mit Dave Azzolini (Lead Vocals, Guitar), der auch alle Songs schreibt, Jessica Grassia (Keyboards, Vocals), Taylor Knox (Drums), Neil Quinn (Guitar, Vocals) und Stew Heyduk (Bass).

Ein Innovationspreis ist auf dieser Basis vielleicht nicht zu erwarten, aber den gibt es im crossmedialen Overkill ohnehin nur noch für lebende Gesamtkunstwerke. Das sind die Golden Dogs sicher nicht - keine Franz Ferdinands, aber - und das pustet einen zunächst mal um - eine unglaublich spielfreudige Welpencombo, die sich ungeniert im gesamten Rock- und Popregal bedient und mal ironisch, mal sehr virtuos mit diesen Exzerpten spielt.

Das Ganze setzt mit einem fluffigen „Birdsong" ein, der den Hörer mit einem Tick Easy-Listening, gutem Tritt und unwiderstehlicher Melodie einige Dekaden zurückführt. Da droht das Retro-Label, aber es wäre dieser Band nicht angemessen, sie einfach nur in diese Ecke zu prügeln. Denn hinter allem steht ein offenbar ausgefeiltes Harmonieverständnis und Songwriting-Potenzial, das geradezu beängstigend ist. Jeder Song ist so markant, dass man ihn beim nächsten Hören nach zwei Takten wieder erkennt. Klasse.

goldene hundeNatürlich treiben die goldenen Köter ein wenig ihr Spiel mit uns. „Don't make a sound" ist beispielsweise ein so veritables „Led-Zeppelin-Zitat", dass man glaubt John Bonham säße persönlich an den Drums, um "Kashmir" neu einzutrommeln. „Driving in the rain" setzt ein, als gelte es, die Ramones aus der Grube zu holen. „Yeah!" weckt gute Erinnerungen an „Disco 2000" von Pulp, ergänzt um ein echtes Schweinerocksolo. Und bei gleich mehreren Stücken hat sich scheinbar das Duo Lennon/McCartney wieder zusammengerauft, um einige unreleased Tracks doch noch unters Volk zu werfen. Vielleicht übertreibe ich ja jetzt ein wenig und bilde mir das nur ein, aber es scheint, als hätten die Hunde ihren Helden ein Denkmal setzen wollen. Und daran soll man nicht kratzen.

Das ist ein gutes Album, bei dem es Spaß macht, nach diesen Zitaten zu suchen. Kauft es euch und sucht selbst. Ich vermute, da gibt es noch einiges zu entdecken.

http://www.thegoldendogs.com/
http://www.truenorthrecords.com/