Indigo Jones – 40 Miles (Skinny Dog)

Indigo JonesManchester ist nicht gerade eine unbekannte Ortsgröße in der Pophistorie. Und die Namen zeugen von einer genreübergreifenden musikalischen Vitalität - The Fall, Joy Division, Oasis, Doves, Simply Red, Buzzcocks, The Bee Gees (ja, wirklich, dort haben sie als Kinderband angefangen). Insofern haben es Bands aus Manchester paradoxerweise gleichzeitig leicht und auch schwer, sich Gehör zu verschaffen. Leicht, weil vieler Augen auf die dortige Szene gerichtet sind, schwer, weil jeder unweigerlich hohe Qualitätskriterien anlegt. Man muss also schon auffallen, um den Sprung zu schaffen. Indigo Jones kommen aus Manchester. Und als wäre es eine Pflicht, der facettenreichen Pophistorie der Stadt eine weitere Besonderheit hinzuzufügen, klingen sie irgendwie - sagen wir mal - unmanchesteresk.

Gleich beim ersten Durchhören bemächtigte sich meiner eine tiefe Entspannung. Die Musik ist simpel, ruhig, teilweise fast elegisch. „We're swimming in the whirlpool of desire." Die Musik steht in einem seltsamen Gegensatz zu dieser Zeile und klingt eher nach einem langen ruhigen Fluss - Steelguitar und Streicher inklusive.

Ich kann nicht gerade sagen, dass ich ein Freund dieser Art von Musik wäre, aber immerhin: Hier ist keine Zeile zu viel, kein Akkord zu aufgesetzt, die Stimme von Sänger Scott Alexander von geradezu beschwörender Authentizität - leicht versoffen rau. Ganz klar: Hier geht es nicht um den großen Effekt, nicht um das große Humtata oder die eindringliche Hookline. Das ist keine Freizeitpark-Musik, kein abwechslungsreicher Reigen, sondern eine Platte, die ihre sanfte Entspannung im unaufgeregten Nebeneinander schlicht auskomponierter Songs entfaltet. Ganz nah am Blues.

Da ist „Spaced" - das zweite Stück - mit seinen leicht angezerrten Neil-Young-haften Gitarren schon fast dramatisch instrumentiert. Und „Slipping away" - das siebte Stück - mit einem einfachen, aber wohlgesetzten Gitarrensolo, bricht nahezu die Stimmung.

Ansonsten dominiert das Akustische in seiner reinsten Form. Die Atmosphäre oszilliert nur geringfügig um ein ruhiges, gleichwohl aber leicht schimmerndes Zentrum. Vielleicht sind die Counting Crows eine gute Referenz für diese Platte. Und wer dann noch „Unforgiven" ohne Zusatzinformationen hört, könnte schnell auf die Idee kommen, dass sich hier ein neuer Song aus der Feder eines wieder abgekühlten Bruce Springsteen einschleicht. Auch der Gesang klingt frappierend ähnlich.

Damit dürfte dann auch klar sein, warum diese Platte so unbritisch klingt. Natürlich hat das Ganze nicht die vollendete Songwriting-Klasse dieser Größen, auch nicht deren teils bittere Schärfe. Aber Indigo Jones zeichnen einfache, klare Sound- und Gedankenbilder in den Sand eines 40 Meilen langen Strandes. Es lohnt sich, diesen Strand in kontemplativen Augenblicken einmal abzuschreiten und wirken zu lassen. Auch wenn es gelegentlich mal etwas zu ruhig wird. Vielleicht ist das Album aber deshalb auch nur knapp eine halbe Stunde lang.

Erschienen ist die Platte bei Skinny Dog, dem Label von Pete Jobson (I AM KLOOT), Guy Garvey und Mike Potter von ELBOW, die damit erneut ein feines Händchen für leicht abseitige Strömungen auf der Insel bewiesen haben. Und Manchester ist um eine Facette reicher.

http://www.skinnydogrecords.com/
http://www.myspace.com/indigojonestheband