Als müsste er seinem Namen gerecht werden, hat Jan Delay dieser Tage mit reichlich Verspätung den Nachfolger seines 2001er Albums Searching for the Jan Soul Rebels auf den Markt gebracht. Bleibt er mit dem Titel des neuen Dings - Mercedes-Dance - seiner Liebe für Wortspiele treu, schmeißt er seine musikalische Vergangenheit sämtlich über den Haufen. Das Chamäleon der deutschen Popmusik schillert dabei in den buntesten Farben. Habe ich mich mich bis hier bereits unrettbar in Worthülsen und Popelplattitüden verstiegen, setze ich noch einen drauf: Dieser Scheiß, dieser Scheiß Mercedes-Dance ist heiß, scheiße heiß.
Man mag es kaum glauben, was Janni da anstellt. Mit seiner Funkband Disko No. 1. Alles beginnt mit einem an schwülstig-schwere Filmmusik erinnernden Intro, bevor Beats losbrechen, die Delay in einer perfekten Synthese mit Old School Funk zusammen geführt hat. Das schießt scharf in die Beine und treibt zum Bluthochdruck. Den Vorgeschmack gab es bereits durch die Single Klar. Doch konnte sich wohl niemand vorstellen, dass der arschcoole Hamburger das Tempo für 46 Minuten durchhält. Es preisen die Posaunen, es wimmern die Orgeln, das Wort hat Kraft, es jubelt die Fangemeinde. Würden die Küster die Orgel rocken wie bei Ahn ich gar nich, wären die Kirchen sonntags ausverkauft.
Mein lieber Schwan, das Teil geht richtig ab. Selbst beim jazzigen Instrumental Gasthaus zum lachenden Stalin oder beim Cover der Rio Reiser Ballade Für immer und dich geht der Langspielplatte nicht die Luft aus. Ganz im Gegenteil. Das wirklich überarbeitete Für immer und dich erinnert einen daran, wie geil Coverversionen wirklich sein können.
Am Ende ist der Jan Im Arsch und holt sich Beihilfe von Udo Lindenberg. Auf Delays Vorgängeralbum wurde der Altmeister nur zitiert. Jetzt ist er da und nöhlt und nörgelt mit seinem jungen Bruder um den Goldpokal. Jan Delay...douze points!
Jan Delays Konzert in der Essener Weststadthalle 23/09/06
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