Martin Jondo - Echo and smoke (2006 Homeground Records)

Bewegt Michael Ballack sich nicht wie der junge Franz Beckenbauer? Welcher Holländer wird eigentlich Nachfolger von Rudi Carell? Und hört sich Martin Jondo auf seinem Debütalbum nicht manchmal an wie der junge Patrice?

Es ist halt das Kreuz, das die Nachfolgenden zu tragen haben. Hätte Martin Jondo seinen Erstling Echo & smoke vor Jahren veröffentlichen können, wäre ihm ungeteilte Aufmerksamkeit sicher gewesen. Deutscher Reggae dieser Qualität war um die Jahrtausendwende nicht so häufig wie dieser Tage. So muß der kleine Berliner heftig mit seinen kurzen Beinchen strampeln, um an die Oberfläche zu kommen.

Jondo bietet ein abwechslungsreiches, rundes Stück Plastik an. Es enthält klassischen Rootsreggae mit eingebautem Wohlgefühl, wie die Single-Auskopplung Are you really waiting beweist. Es wechselt von Akustik-Geklampfe (All I ever know) zu Uptempo-Nummern  wie Hold you  bis hin zum Skatune Rise up, hat ständig präsente Soulelemente, die Oh gosh zu einer richtig geilen Nummer machen. Diese Vielfalt ist es auch, die an Patrices erstes Album erinnert, wie natürlich auch die Ähnlichkeit der Stimmen, dieses quengelig-nasale Timbre, dass auch der juvenile Marley besaß. Doch man gerät ins Blasphemische, wollte man tatsächlich weiter den Übervater heranziehen. Selbst der Vergleich mit Patrice ist mutig, besteht doch den Eindruck, dass der kölsche Deutschafrikaner schon beim Start mehr Substanz besaß als Martin Jondo.

Da Martin Jondos Musik allein nicht ausreicht, um wirklich groß aufzufallen, sind er und seine Berater sehr bemüht, ein corporate branding für Mini-Martin auf die Beine zu stellen. Deshalb wird aus Jondo der nimmermüde Rasta-Recke, der nicht eher ruht, bis Milch und Honig fließen. Er ist der Jah-Gringo, sagen die Marketingmanager. Nachdem Seeed als Dancehall Caballeros firmieren, ist das zum einen wenig originell und wirkt zum anderen furchtbar gewollt. Das fängt bei den Grußworten an, die sich in esoterisch-philosophische Höhen des Lebenskampfes schwingen (..."lead the children back on the right way of eternal life.") und endet beim unvermeidlichen Duett (Clearly) mit Kampfgenosse und Rampensau Gentleman (gibt es eigentlich schon Jeanette Biedermann feat. Gentleman?).

Martin Jondo hat einen guten ersten Schritt getan, der zweite will wohl überlegt sein. Er sollte mit kritischen Blick prüfen, ob sein rebel image ("...me still walking ina de shoes of Jah rebels - it's my duty.") wirklich funktioniert und gleichzeitig überdenken, ob einfach Musik machen nicht das Richtige ist.

www.martinjondo.com

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