Primal Scream – Riot City Blues (2006 Sony BMG)

Primal ScreamDie schottische Band Primal Scream meldet sich nach dem Best Of Album Dirty Hits (2003) und drei Jahren Zurückgezogenheit mit einem Paukenschlag zurück auf dem Rockolymp. 1987 starteten sie mit ihren Debutalbums Sonic Groove Flower in die luftig leichten Sphären  des Indie-Pop. Viele Jahre später folgten elektronische Klangexperimente (Echo Dek, 1997) und halluzinogener Monsterrock (Evil Heat, 2002). Nun sind sie mit ihrem neuen Album auf dem Boden des good old Rock'n'Roll gelandet.

Dabei ist der Titel ihrer neuen Platte gleichzeitig Programm. Riot City Blues - gepflegt aufrührerischer, teilweise angenehm an den Nerven zerrender Rebellen Punkrock. Und das Ganze untermischt mit einer Prise verträumter Indie-Pop Melancholie, die die alten Kämpfer von Primal Scream immer noch nicht verloren haben. Eine gelungen hoch-explosive Mischung.

Es gibt Bands, die mit ihrer Musik den Geschmack einer ganzen Generation prägen. Primal Scream ist eine dieser Bands. Sie starteten mit ihren ersten beiden Alben in Richtung psychedelisch angehauchter Indie-Gitarre. Ihr drittes Album Screamdelica (1991) schrieb im Windschatten der Stone Roses und Happy Mondays Popgeschichte, und zwar unter dem Deckmantel der Madchester Bewegung. So wie damals Ian Brown von den Stone Roses wurde auch der Sänger von Primal Sream, Bobby Gillespie, zur Ikone einer ganzen Generation. Nicht nur die Musik, auch ihre Art sich zu kleiden und ihr Lebensstil wurden von den Fans kopiert. Trotz des Erfolges von Screamadelica haben sich Primal Scream mit ihren nachfolgenden Alben auf musikalisches Neuland gewagt. Zum Schrecken vieler Fans verwurstelten sie mal Noise Elemente, mal chillig vernebelte Klanglandschaften zu gewagten Stilmixen. Primal Scream machen keine Musik für den Mainstream. Viele ihrer Alben sind kein einfaches Hörvergnügen, sondern eher avantgardistisch angehauchte Tonobjekte.

Mit City Riot Blues werden Primal Scream wieder zugänglicher. Der erste Song, Country Girl, spiegelt die Stimmung der Platte. Mitreißend, roh und rockig vertont Bobby Gillespie sein Lebensmotto: „Keep on keeping on". Das zweite Stück, Nitty Gritty, schließt im selben Tempo an und möchte noch lauter gehört werden. Die Ansage ist „Shake some action, Girl!", und der kommt man tanzenderweise sofort an Ort und Stelle nach. Neben den schnellen Liedern glänzt die Platte aber auch mit ihrer ruhigeren Seite. Little Death dreht die Zeit zurück: willkommen in den frühen 90ern. Damals, als das Leben noch Higher than the sun war und wir alle mehr oder weniger Loaded durchs Leben gingen. Diese beiden Lieder vom dritten Primal Scream Album werden von vielen Kritikern als Meilensteine britischer Pokultur gehandelt. Auch der letzte Song von City Riot Blues, Sometimes I feel so lonely, würde genauso gut auf das Screamadelica Album passen. Es setzt einen grandiosen Schlusspunkt und schließt den Kreis. Primal Scream rocken sich in die Herzen ihrer alten Fans zurück.

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