Sam Ragga Band - Situations (2006 SAFA Records)

Das neue Album Situations der Sam Ragga Band aus Hamburg ist seit 16.06.2006 auf dem neuen, bandeigenen Label SAFA Records veröffentlicht. Damit hat man einen Schlussstrich unter die Zusammenarbeit mit dem Major Warner gezogen. Gewöhnlich heißt es, man mache diesen Schritt aus Gründen der künstlerischen Freiheit, man sei verschiedener Auffassung, was zukünftig zu veröffentlichen sei. Nun könne man eigenverantwortlich....und weitere derartige Dinge, die sich anhören wie eine Verlautbarung aus dem Bundespresseamt. Insofern ist es überraschend, was uns die norddeutschen Kariben unter eigener Flagge nun vorlegen.

Denn im Vergleich zum Vorgänger The sound of Sam Ragga handelt es sich nämlich nicht um ein experimentelles Stück Arbeit, das neue Wege im Reggae zu erforschen sucht. Situations ist ein klassisch-konventionelles Rootsalbum, das sehr viel stärker an das damalige Debüt Loktown Hi-life von 2002 erinnert, als man noch als backing band von Jan Delay galt.

Auf Situations wird man mit allem versorgt, was guten Rootsreggae ausmacht. Unprätentiöse, klare Songs, bei denen Dancehall nur dann und wann verschüchtert um die Ecke lugt. Es fehlt weder die klassische Reggaeklampfenballade (Never give up), noch das Rasta-Nyabinghi-Stück (Love affair) und auch nicht die reggaetypischen Inhalte in Tracks wie Stop firing, Nutten wrong oder Poorman. Hört sich langweilig an, oder?

Von wegen, denn die Hamburger haben alles beachtet, was guter Roots braucht. Vor allem ist das der satte Sound mit einem wuchtigem Fundament aus Drum&Bass. Mit seinen Basslines spielt Ali Busse sich ganz weit den Mount Zion hinauf, diesen heilgen Hügel des Reggae. Busses wohlig-warmer Wummerbass erspart uns das Beckenbodentraining beim Stadtsportbund. Selbst das dancehallorientierte All fucked up hört sich durch den Massagebass wie eine gemütliche Tasse Tee und Schokoladenkuchen bei meiner Oma an. Die Basslines werden perfekt durch Hartmut Karez' Drums ergänzt. Wenn die beiden dem One Drop verfallen (Why, Yes it's you), sind sie ganz nah dran an den Legenden Flabba Holt und Style Scott. Die mächtige Rhythmusabteilung wird nicht durch Gitarren und Keyboards gestört. Sondern ehrfürchtig-akzentuiert durch Marc Wilkes, Oliver Kusterer und Detlef von Bötticher unterstützt.

Zusammen mit Sänger Seanie T. ist dadurch mit Situations ein klarer Mannschaftserfolg gelungen. Diese Platte wird den Reggae nicht revolutionieren. Doch womöglich bedeutet künstlerische Freiheit genau das: Zu tun, was man am Besten kann, ohne sich erfolglos mit pseudo-experimentellen Eskapaden zu mühen, die sich durch abstruse Stilbennungen interessant machen müssen.

www.samragga.de

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