Fat Freddy's Drop - Based on a true story (2005 Sonar Kollektiv)

Auf dem Globus hängt es fast ganz unten. Möglicherweise klingt die Musik von Fat Freddy’s Drop aus Neuseeland deshalb wie von Menschen, die zwar festen Boden unter den Füßen haben, aber fledermausgleich kopfüber in der Luft pendeln. So ist das doch in Neuseeland, oder?

 

 

Tatsächlich bodenständig geht es auf Based on a true story los. Bei den ersten beiden Stücken meint man: Na, da spielen die aber jamaikanischen Roots und Dub der Endsiebziger schön nach. Nummer drei wirft erste Fragen auf: Hört sich an wie...? Wie so eine Art Reggae. Ist No. 4 Elektrosoul? Na ja, so eine Art Soul jedenfalls. Später folgt Roady. Ein Stück, das an den Ska der 60er erinnert. Allerdings bekommt es von den Fat Freddys ein Dixielandintro und einen Computerbass. Eine Art Ska also. Flashback wird wohl...hmmm....so eine Art Blues.

Überhaupt die Intros. Am Beginn der einzelnen Stücke ist schwer voraussehbar, wie es weitergehen wird. Selbst innerhalb eines Stückes gibt es manch bizarre Brücke. Oft wird das musikalische Thema flugs gewechselt. Da muss man schon mal einen Blick auf die Anzeige des CD-Spielers werfen, um zu überprüfen, ob nicht vielleicht ein neuer Track begonnen hat. Der wunderschöne Refrain des zehnminütigen Wandering eye wird nach drei Minuten über Bord geworfen, es geht dann halt anders weiter. Mit den Ideen, die den zehn Stücken zugrunde liegen, hätte manche Band vermutlich drei Alben gefüllt. Die sieben Jungs von Fat Freddy’s Drop erreichen trotzdem locker und ohne Langeweile 70 Minuten Spielzeit.

Über eine Stunde Zeit, sich Gedanken zu machen, was es sein mag, das die dicken Freds aus Jazz, Funk, Soul, Dub, Blues und Reggae mixen und ob dahinter ein neuseeländisches Geheimrezept für dieses Gemenge steckt.

Man hört vom Auditorium, die erste LP von Fat Freddy’s Drop sei lässig, entspannt, groovy, melancholisch, nachdenklich, warm und lebendig. Den Nagel auf den Kopf trifft wunderschön. Dieses simple Adjektiv beschreibt das komplexe Werk noch am besten. Es lohnt sich, durch vielfaches Hören zu versuchen, die Antwort auf die Frage zu bekommen, wann man das letzte Mal einer schöneren Platte gelauscht hat. Wer bisher noch keinen Grund hatte, Neuseeland zu besuchen, bekommt nun vielleicht durch Fat Freddy’s Drop einen solchen geliefert. Es muss schlichtweg interessant sein, ein Land zu erkunden, aus dem Menschen kommen, die Kopfstehen und so eine...Art Musik machen.

Zum unruhr-Interview mit dem Trompeter der Band Tony Chang...

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