Sie haben bisher keinen Besuch im Unruhr-Land auf der Habenseite. Ihr Debüt "The Fall Of Math" war lange Zeit nicht hier erhältlich. Dasselbe gilt für ihr Zweitwerk. Aber am 17.2. ist es endlich soweit, Monate nach dem Erscheinen auf der musikalisch hoch geschätzten Pop-Insel kommt "One Time For All Time" auch zu uns. Und gibt ein verstörendes Anti-Pop-Statement ab.
65daysofstatic haben mal rein gar nichts mit dem britischen Pop-Appeal zu tun, der sonst immer wieder frisch gehypt zu uns rüberschwappt. Das ist dann wohl auch der Grund, warum die Band in ihrer Heimat auch nicht gerade viel Beachtung erfährt. Wie man schnell merken dürfte: Völlig zu Unrecht.
Die 65boys haben einfach den Nachteil, dass ihre krude progressive Mischung aus atmosphärischem, aber unheimlich dynamischem Rock und hemmungslos verwendeten elektronischen Möglichkeiten nicht gerade die Stimmung der meisten Menschen trifft. Dieses Zeug ist einfach unendlich komplex, hunderte von Songpassagen scheinbar ohne Konzept aneinander gereiht, die aber doch irgendwie (man weiß nicht wie) zusammen passen. Obwohl alles unheimlich zerfahren ist, fühlt man doch nicht so. Wie nennt man so'ne Musik noch mal? DIe Schublade für so was heißt, glaube ich, Mathcore. Trifft es aber nicht, denn obwohl man 65daysofstatic mathematische Präzision unterstellen muss, lassen sie einen halt nicht einfach emotional im Regen stehen. "One Time For All Time" fesselt wie eine professionelle Domina oder einfach ein (sehr) gutes Buch, und trägt durch diesen Kosmos aus Laut-und-leise-Passagen, Pianolinien und scheinbarem 8-Arm-Lärm-Drumplay. Da macht es nichts, dass nicht ein einziges bisschen Gesang auf der Platte zu finden ist. Wenn die Musik für sich wirkt, wer brauch da schon Vocals?
Um's mal etwas rüde auszudrücken: Salman Rushdie schrieb vom transzendentalen Fick auf den Gewürzsäcken...das hier ist der transzendentale Hirnfick auf dem Plattenteller. Verdammt unruhrig, dieses Album...
Bandwebseite (inkl. Hörmaterial): www.65daysofstatic.com
Labelseite: www.monotremerecords.com
Bandfoto: Andy Brown (www.envioustime.co.uk)