The Strokes - First Impressions Of Earth

Album-Cover First Impressions Of EarthDer Hype ist schon lange vorbei, und das zweite Album von den meisten Menschen schon wieder vergessen worden, obwohl es garnicht so schlecht war. Aber The Strokes werden sich wohl immer an dem messen lassen müssen, was sie uns Anfang des Jahrtausends mit "Is This It" beschehrt haben: nämlich die Rückkehr der Garagen- bzw. "The"-Bands.

Ein ganz schön schweres Erbe, das "First Impressions Of Earth" da antritt...

Nachdem im Vorfeld schon mal das Gerücht gestreut wurde, dass die neue Platte stark durch Michael Jackson beeinflusst sein sollte hier erstmal die Entwarnung: Nein, das ist nicht so. Also erstmal durchatmen. Jetzt vielleicht der erste Grund zum Aufschrei bei vielen: es hat sich auch ohne Ex-King Of Pop-Anleihen einiges getan.

So startet "First Impressions Of Earth" nicht mit einem bisher typischen Achtel-HiHat-Rhythmus in "You Only Live Once". Das es trotzdem The Strokes sind erkennt man aber immer noch am weiterhin nuschelig nöligem Timbre von Julian Casablancas und dem typischen Gitarrensound, dem auch die aufwendige Produktion nichts anhaben konnte. Dreckig isser immer noch. Die erste Single "Juice Box" dagegen kommt erstmal sehr seltsam rüber...schlagt mich, aber irgendwie erinnert mich der Song in den ersten beiden Textversen wirklich an System Of A Down. Und nein, das ist kein Scherz.

Natürlich gibt es auch weiterhin typische Strokes-Nummern, wie "Heart In A Cage", "Fear Of Sleep" oder "Evening Sun". The Strokes sind ja keine auf ständigen Fortschritt bedachte Prog-Rock-Band. Aber da Stillstand ja bekanntlich der Tod ist haben sie sich echt Mühe gegeben, mal ein bißchen was anders zu machen. Am auffälligsten wird das wohl im schönen "Vision Of Devision" das auf einmal mit einem gegniedelten Gitarrensolo aufwartet. Wer rechnet bitte mit sowas auf einer Strokes-Platte? Zumal wir ja eigentlich (zum Glück...) weit weg von Metal-Land sind. So viel Mut wird in diesem Fall aber belohnt. Der Song ist nämlich ziemlich gut. Genau wie "Razorblade", der zwar kein so monumental einschlagender Hit wie Last Nite ist, aber dafür gute Chancen hat, als bester Strokes-Song bisher überhaupt durchzugehen. Auf jeden Fall mal reinhören!

Eine weitere Überraschung ist "Ask Me Anything". Der Song ist nur mit Melotron (oder so) und Gesang bisher der minimalistischste Kreativauswurf der Band. 3 Minuten der fast gleiche Text, eine sich nicht wirklich ändernde Melodie und dazu der monotone, betont langweilige Gesang...seltsamerweise stört das alles nicht, denn in der Album-Mitte ist der Song als kleine Pause wirklich exzellent aufgehoben, bevor es mit "Electricityscape" wieder ziemlich flott nach vorne geht.

Das aber auch nicht jedes Lied auf "First Impressions Of Earth" zündet und gut kommt merkt man spätestens beim folgenden "Killing Lies", dem definitiv schlechtesten Song der Platte. Wo man bei "Ask Me Anything" vermuten würde, dass man vielleicht einschläft tut man's hier wirklich...stink langweilig...zum Glück kommen später noch gute Stücke. Besonders das sich schön aufbauende "15 Minutes" und kräftig auf die Tanzfläche zerrende, politische "Ize Of The World" stechen heraus.

So, jetzt nochmal das obligatorische Fazit:

The Strokes machen vieles anders, aber durchweg richtig. "First impressions Of Earth" ist ein gelungener Schritt voraus, auch wenn es im Schatten des Debüts untergehen wird. Auf jeden Fall hat diese Band weiterhin eine sehr gute Existenzberechtigung.