Test Icicles - For Screening Purposes Only (Domino)

Album-Cover For Screening Purposes OnlyWas würde passieren, wenn man Franz Ferdinand und die Blood Brothers zusammen in ein Studio einsperren würde und sie erst wieder raus dürfen, wenn dabei ein Album rumgekommen ist?

Ihr wisst es nicht? Ich auch nicht. Aber ungefähr so könnte das Ergebnis klingen…

Hier kommen Test Icicles. Frisch aus England, dem Mutterland des überschwänglichen Hypes. Die Eiszapfen-Tester (eigene Erklärung: dumme Männer, die Eiszapfen auf ihre Festigkeit testen, um deren Eignung als Stichwaffe herauszufinden) haben jedoch das Glück (oder Pech, je nach Sichtweise), dass der NME gerade viel mehr mit den Arctic Monkeys beschäftigt ist und so wenig Platz bleibt für die wenn schon nicht zwangsläufig bessere, so wenigstens originellere Band.

Um auch mal auf die Musik zu sprechen zu kommen: Test Icicles scheinen keinen Geschmack zu haben. Jedenfalls keinen durchgehenden. Sie nehmen einfach alles, was ihnen irgendwie gefällt. Völlig egal, ob das jetzt tanzbarer Wave-Pop, leicht alternativer HipHop oder slayer-esker Metal ist. Rücksicht genommen wird hier auf nichts und niemanden. Dementsprechend erschreckend, wirr und unzugänglich wirkt „For Screening Purposes Only“ dann auch. Wie gesagt, Parallelen zu den Blood Brothers lassen sich finden. Oder Franz Ferdinand. Oder Beastie Boys. Oder Slayer halt. Klingt nach viel? Ist viel. Aber gut. Vorausgesetzt, man würde Bloc Party auch gut finden, wenn sie völlig zugedröhnt versuchen würden, auf einmal Metalcore zu spielen.

Promofoto Test IciclesTreibende, stampfende Rhythmen bereichern hier fast jeden Song. Pop-Melodien sowieso. Dazu gibt´s dann als Bonus halt Gekreische, moshende Metalriffs, drumcomputer-generierte Elektro- und HipHop-Beats.

Genau da liegt dann auch das Problem dieser Platte. Zwar ist „For Screening Purposes Only“ durchgängig verwirrt, jeder Song vollgestopft mit allem, was gerade in die Köpfe der drei verwirrten Briten passte und wirkt deshalb wirklich nicht konzeptlos. Aber halt auch nicht immer ganz eingängig. Die (wahrscheinlich aufgrund ihrer „Harmlosigkeit“ dazu bestimmten) Singles „Circle Square Triangle“ und „Boa Vs. Python“ sind da noch das am leichtesten zu erschließende Material. Wer davon mal einen Hauch aufschnappen sollte und nicht gleich abgeschreckt ist, einen Hang zum experimentellen hat und Genregrenzen generell missachtet, der darf jetzt gerne zum nächsten Plattenladen seines Vertrauens latschen und einkaufen.

Ansonsten einfach die angegebenen Referenzen hören. Geht auch.

links: http://www.dominorecordco.com , http://www.test-icicles.com

Bilder: Pressefreigabe