Chelsy - Sweet medicine

Aus Mülheim an der Ruhr kommt die wohl bekloppteste Frau aller Zeiten. Es war also zunächst eine hohe, psychologische Hürde zu nehmen, bevor das neue Album der bekennenden Mülheimer von Chelsy gehört werden konnte.

Und so schlimm war es dann gar nicht. Was natürlich auch daran lag, dass die bescheuerte Tucke von damals weder Chelsy noch „Monique“ hieß, welche auf „Sweet medicine“ ebenfalls eine Rolle spielt. Nein, es liegt zu großen Teilen am geschmeidigen Sound von Chelsy Mülheim. In klassischer Besetzung (dr, b, git) werden schnörkellose Indie-Pop-Songs hergestellt, mit einem ordentlichen Schuss Rock’n’Roll-Geist. Entsprechend der Instrumentierung sehr übersichtlich arrangiert, furztrocken produziert. Fast spartanisch wirkt das Werk, dass man als häufig ohrterrorisierter Konsument meint, da hätte vielleicht noch eine zweite Gitarre, eine Keyboardfläche oder die zweite Gesangsspur hingepasst.

All das schenkt sich Chelsy meist. Dennoch haben sie ein gutes Gespür, wann es Sinn macht, einen Gastmusiker zur Abrundung einzuladen (höre: „Difference“). Der Grundgedanke der drei Jungs scheint der schöne Song zu sein. Auf „Sweet medicine“ darf der Song noch Song sein. Oder darf man sogar Lied sagen? Es ist tatsächlich süße Medizin, die uns verabreicht wird. Bittere Pillen sind auf dem Album nicht zu finden, das sich mit 39 Minuten zufrieden gibt und eigentlich alles auf den Punkt bringt.

Vielleicht wird aus Chelsy noch was, ohne dass sie nach Berlin gehen müssen. Auch wenn in Mülheim die Gefahr besteht, die kack Tuse zu treffen.

Erscheinung: 2010 (29.01)
Label: S&V/AL!VE
www.chelsy.de
www.myspace.com/chelsymusic
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