The Sunshine Underground - Nobody's Coming to Save You

tsu_nobody_neu“Oh yeah, you must be dreaming!” Kann es tatsächlich sein, dass The Sunshine Underground endlich ihr zweites Album auf den Markt bringen? Der gegenüber unruhr bereits für letzten September/ Oktober angekündigte Langspieler (zum Beweis geht’s hier) ließ dann doch noch etwas länger auf sich warten, aber man muss sagen: Es hat sich gelohnt!

Vielen Fans dürften einige der Songs jedoch nicht ganz neu sein, denn seit Mitte letzten Jahres hat die Band immer wieder die Playlist auf ihrer MySpace-Seite aktualisiert und um neues Material zum Reinhören erweitert. Außerdem finden sich bereits seit zwei Jahren Lieder wie “We’ve Always Been Your Friends” oder “In Your Arms” auf der Setlist ihrer Live-Auftritte. Doch haben sie sich in dieser langen Zeit nicht abgenutzt, sondern die Vorfreude auf das neue Album nur gesteigert, denn der aufmerksame Zuhörer konnte sie in verschiedenen Entwicklungsstufen erleben und kann nun ihrer endgültigen Form einige neue Aspekte abgewinnen.

Bereits das Debüt der vier sympathischen Jungs aus Leeds “Raise the Alarm”, das 2006 erschienen ist, zeigte ihr großes Potential. Die auf ihm enthaltenen elf Tracks verschmelzen zu einer musikalischen Erlebnisreise, die immer wieder neue Türen öffnet und zusätzliche Elemente enthüllt und so jedes Hören zum ersten Mal werden lässt. Eine Scheibe, die nicht totzuhören ist. Das ist beim Nachfolger “Nobody’s Coming to Save You” nicht anders.

“Same same but different”, denn neben den bekannten Dance-Rock-Songs findet sich diesmal auch die eine oder andere Ballade. “Any Minute Now” und “The Messiah” verlieren sich nicht in schmalziger Gefühlsduselei, sondern zeigen, dass Emotionen oft ein wilder Sturmritt der Gedanken sind. Beides sind feinfühlige Lieder, die nach typischer TSU-Manier in ein bombastisches Soundmeer münden, nur um am Ende wie die sich beruhigende See nach dem Sturm abzuebben. Gerade dieser Aufbau, dieses Anschwellen zu ekstatischen Höhen und der unvermeidbare Bruch, ist eines der Markenzeichen der Band.

Inspiriert von der Dance Music, die zu den persönlichen Vorlieben von Craig Wellington, Stuart Jones, Daley Smith und Matthew Gwilt gehört, zeigen ihre Songs immer deren typischen Aufbau, der auf einen Break hinführt und eine fast fugenartige Qualität besitzt. Ein gutes Beispiel für den vorherrschenden strukturellen Charakter auf dem Album ist “Warning Sign”, neben dem Titelsong “Coming to Save You” eines der mitreißendsten Lieder. Ein nicht enden wollendes Intro, das aber zu keiner Zeit fade oder eintönig wird, sondern einen cleveren Aufbau zeigt, entwickelt sich in eine vielschichtige Melodie, die sich steigert und zum Bruch führt, nach dem es wie eine Dance Nummer weitergeht, nur um über die einsteigende Gitarre wieder zur Indie-Hymne zu mutieren. Wäre der Song eine Kreatur, dann ein Shapeshifter.

Obwohl Frontmann Craig Wellington kein begnadeter Sänger ist, schafft er es, seiner Stimme einen erstaunlichen Variantenreichtum abzugewinnen und klingt auf jedem Track ein wenig anders. Auch die Qualität seines Songwritings hat sich gesteigert: Der Kritikus ist nachsichtiger und sanfter geworden.

“Nobody’s Coming to Save You” ist ein typisches TSU-Album, das eine Weiterentwicklung ihres Sounds und größere Bandbreite aufzeigt, als sein Vorgänger, und es wäre den Jungs wirklich zu wünschen, dass es eine breitere Öffentlichkeit auf sie aufmerksam werden lässt.

Erscheinung: 01.02.2010 
Label: City Rockers