Digitale Bemusterungsalben sind super: runterladen und ab auf den iPod. Und unterwegs Meinungsbildung. Doof nur, dass mein Wiedergabegerät mit dem Apfel drauf das neue Album der Testsieger „Laguna Fantasia" nicht anzeigt. Also auf „Alle Titel" und suchen. Haben sich dann auch gefunden. Nur waren sie gemischt mit den musikalischen Erzeugnissen der schwedischen Kombo Bondage Fairies von ihrem ebenfalls in diesem Jahr erschienenen Album „Cheap Italien Wine". Das wiederum passt total super und hat mich auf die Idee gebracht, die beiden in einem Battle gegeneinander antreten zu lassen.
In der rechten Ecke: deutscher Elektro-Trash-Pop mit bisweilen scharfem sozialem Beobachtungssinn. In der linken: schwedischer Nintendo-Death-Punk, der die Spaßgesellschaft zelebriert. Ein zweites Album gegen ebenfalls einen Nachfolger. Zwei gegen zwei. Nein, mehr: zwei dämliche Namen (Jerry Mono und Derek Vulkano) gegen zwei total bescheuerte (Elvis Creep und Deus Deceptor). Kurz: abgefahren gegen durchgeknallt.
Auch wenn sich die Testsieger vorzugsweise in augenzwinkernd-spießigen Golferoutfits zeigen, was sie von den Jungs von Bondage Fairies um Welten trennt, da diese scheinbar ein Herz für Insekten haben und sowohl auf Fotos als auch auf der Bühne immer nur in cyberfliegenartiger Verkleidung zu sehen sind, hat man - ist man mit den Produkten der Beiden nicht allzu vertraut - zumindest am Anfang eines Songs ab und an das Problem, genau sagen zu können, von wem der Track wohl ist.
Die deutsche Band zeichnet sich durch High-Speed-Elektro, mit viel Punk-Attitüde aus, das sie mit ihren viel zu alten Keyboards und Klanggeneratoren, energetischem Live-Schlagzeug, durchgeknallten Echoeffekten und selbstironischen Gesangs- und Sprachfetzen erzeugen.
Neben Liedern, die zum Nachdenken anregen („Videos") haben die Testsieger auch richtige Schenkelklopfer zu bieten, wie „Normal?", der mich unwillkürlich in lautes Lachen ausbrechen ließ (wodurch sich meine Mitpassanten wohl eine Frage mit genau dem Inhalt des Liedes gestellt haben). Hier muss unbedingt ein Auszug aus den Lyrics her:
„Ich bin ein kleiner Hund/ ich bin ein kleiner Hund/ mit einem langen Schwanz/ und nem Riesenmund/ damit verbeiß ich mich/ damit zerreiß ich dich/ bist du weinst und schreist und die Arschbacken zusammenkneifst."
Gut, okay, geschrieben mag das ja nicht allzu lustig rüberkommen, aber die Art wie Jerry Mono die Zeilen in trockenem Sprechgesang rüberbringt ist einfach zum Schreien!
Die schwedische Band, die ihren Namen einem japanischen Hentai-Manga entlehnt hat verbindet Atari-Sounds mit Pogo-affinen Synthierock zu einem Mix, der einfach Spaß macht. Die Lyrics stehen bei den Liedern sicher nicht im Vordergrund und geben wie bei ihren Kontrahenten ebenfalls des Öfteren Anlass zum Schmunzeln:
„Once I had a job but I lost it like a virgin doing lap dance."
Mein persönlicher Lieblingssong der Feen ist „nv4.dll", weil er Atari-Elektro und krassen Gitarren-Rock perfekt verbindet und man extrem gut drauf abgehen kann. Da stören dann auch der naiv-schlunzigen Vocals nicht, sondern tragen im Gegenteil noch zum Spaßfaktor bei. Tipp: gaaaanz laut aufdrehen!
Lustigerweise haben beide Bands sogar einen Track mit demselben Titel (wenn auch die einen auf Deutsch, die anderen auf Englisch): „Actionfiguren"/ „Action Figures". Na, wenn das kein Zufall ist!
Fazit: Einen richtigen Gewinner gibt's nich. Die Testsieger punkten mit ihren irrwitzigen Texten, die Bondage Fairies gehen musikalisch etwas mehr ab. Wenn man eine Party mit elektroaffinen Tunes feiern will, dann gehören beide Alben zum Pflichtprogramm!
Band: Testsieger
Album: „Laguna Fantasia"
VÖ: 11.09.2009
Label: Freunde der analogen Revolution
http://www.myspace.com/testsieger
Band: Bondage Fairies
Album: „Cheap Italien Wine"
VÖ: 08.05.2009
Label: Audiolith/Lobotom Records
http://www.myspace.com/bondagefairiessweden