The Killers - Day & Age (2008 Universal/ Island)

The Killers - Day & AgeDie letzten Monate markierten die Zeit der dritten Alben, im Musikjargon auch bekannt als „Make-or-Break"-Alben. Der Mythos - oder war es die Statistik - besagt, dass die dritte Produktion einer Band über das Wohl und Wehe ihres weiteren Karrierewegs entscheidet. An diesem Scheideweg standen vor Kurzem bereits Keane und die Kaiser Chiefs, die mit The Killers einige Gemeinsamkeiten teilen: sie kommen ebenfalls aus der Indie-Ecke, ihr Debütalbum wurde (fast) im selben Jahr herausgebracht und sowohl von Kritikern als auch vom Publikum in den höchsten Tönen gelobt, das Nachfolgealbum folgte zwei Jahre später und konnte die hohen Erwartungen nicht vollständig erfüllen, und erneut (fast) zwei Jahre später folgte 2008 nun eben das dritte Werk.

Keane haben es endgültig in den so oft beschworenen Pop-Olymp geschafft, die Kaiser Chiefs dagegen haben allen Verv verloren und scheinen nun komplett von der Mainstream-Maschinerie vereinnahmt worden zu sein. Doch was ist mit The Killers?

Neuere Fotografien der Band hätten fast auf einen zyklischen Verlauf ihres musikalischen Schaffens schließen lassen können, denn statt der Wild-West-Kostüme und -Ikonografie, die das Artwork und den Stil ihres zweiten Albums dominierten, wurde wieder der Kajal aus den Kulturbeuteln der frühen Jahre hervorgekramt, es wurde sich frisch rasiert und der Glam fand zurück in die Outfits. Doch statt des dazugehörigen glitzernden Rocks erwartet den Hörer pastellfarbener Patchwork-Pop.

Dass sie einen Hang zum Bombast haben, hätten den aufmerksamen Zuhörer bereits die auf dem Erstling „Hot Fuss" enthaltenen Songs „Glamorous Indie Rock & Roll" und „All These Things That I've Done" erahnen lassen können. Doch waren diese noch in sich stimmig und obgleich Grundzüge des Pompösen tragend keineswegs aufdringlich. Mittlerweile scheint der Bombast jedoch symptomatisch für das Killers-Universum zu sein.

Zu den überfrachteten Soundkonstrukten gesellt sich noch Brandon Flowers dramatisch angestrengter Gesang, der bereits auf „Sam's Town" einen schalen Nachgeschmack hinterließ. Warum fühlt er sich getrieben, seiner Stimme rockoperarienmäßige Tonwechsel abzuringen, die nicht - wie möglicherweise intendiert - den Liedern mehr Seele einhauchen, sondern im Gegenteil gewollt und unauthentisch wirken? Außer bei oben angeführten Songs war Flowers Gesang auf dem Erstling noch schnörkellos und geradeaus und wirkte dadurch echt, ungekünstelt und sexy.  

Die Songstrukturen auf „Day & Age" sind nur noch schwer nachzuvollziehen, da die verschiedenen, sich überlagernden Ele- und Instrumente niemals zu einem stimmigen Ganzen verschmelzen, sondern lediglich autark koexistieren. Steel Drums und Saxophon werden scheinbar wahllos kombiniert mit Synthies und Drums, die eher nach einer Drum Machine klingen als von einem Menschen bedient.

Fazit: Der rotzfreche Glamrock mit tongue-in-cheek-Referenzen vom Anfang gehört nun eindeutig der Vergangenheit an und wurde von jedweder Ironie entbehrendem überproduziertem Disco-Pop verdrängt, der mehr sein will als er ist. Schade.

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