Atongo Zimba - Savannah breeze (2008 Hippo Records)

Jenseits von AfrikaIch bekenne: Schwer fällt es mir, diese Platte gerecht und klaren Blicks zu beurteilen. Denn ich las im Vorfeld, sie hat eine Verbindung zu Fela Anikulapo Kuti. Gott hab ihn selig.

Atonga Zimba kommt zwar aus Ghana. Doch bereits im Alter von zehn Jahren, als unsereins gerade im Stadium der Kaugummizigaretten ankam, verließ er seine Familie und ging ins Ausland. Sein Großvater hatte ihm da schon beigebracht wie man die Koliko baut und spielt. Die Koliko ist ein Hohlkörper mit zwei Saiten, gewissermaßen eine Kürbisgitarre. Mit Singen und Spielen schlug sich der Kleine durch bis Lagos, wo er tatsächlich von Fela Kutis Leuten entdeckt wurde. Im dortigen The Shrine, Kutis legendärem Club, durfte er für anderthalb Jahre jeden Freitag und Samstag das Vorprogramm für den großen Meister des Afrojazz bestreiten.

Dieses wissend schob ich das silberne Ding in die Maschine und war nach den ersten beiden Stücken mächtig enttäuscht. Da klang nichts meisterlich inspiriert, nichts geweiht, nichts heilig. Während ich noch schade und viel bösere Worte dachte, begann das dritte Stück Balanoré und es tat sich das Herz auf. Atonga Zimba zieht vom Leder. Es ist moderne westafrikanische Musik, die sich ihrer traditionellen Elemente genauso erinnert wie der Dibango-Kuti-geprägten Ära des Afrojazz und euroamerikanschen Popmustern. So ist Azaroga beispielsweise eine treibende Afro-Funk-Nummer und in Tuawa trötet das Baritonsax in Gedenken an Felas mächtige Bläsersektion. Allerdings soll an dieser Stelle No beer in heaven nicht unter den Tisch fallen. Der Bierzeltkracher, den Atongo Zimba in seiner Version zu einem Monsterhit in Ghana machte. Der sich ertragen lässt, wenn man es als Persiflage auffasst, obwohl es wahrscheinlich nicht so gemeint ist.

Völlig überzeugt von Atonga Zimbas Qualitäten hat mich dann die beiliegende Live-DVD. Zusammen mit seiner Band zaubert er eine Show auf die Bühne, die nicht in diesem traditionellem Pathos versinkt, der immer auf die Weihnachts-CDs aus dem Dritte-Welt-Laden gepresst wird, noch ergibt Atonga Zimba sich dem Verlockungen des Popbiz. Und durch alles scheinen seine 20 Jahre als Straßenmusiker. Die auf DVD gebannten Konzertmitschnitte sind große afrikanische Musik. Auch wenn schon 40...ist Atonga Zimba vielleicht der neue Hoffnungsträger afrikanischer Musik?

Das der Weg dahin kein einfacher wird, zeigt die CD Barefoot in the sand. Das hört sich nicht nur an wie ein Rosamunde-Pilcher-Roman, sondern könnte auch der Soundtrack zu einem solchen sein. Atongo Zimba versucht es hier mit beschaulichen Klängen, die in bedrohliche Nähe des Seichten Ozeans geraten. Keine Spur von explosivem Afrojazzfunk.

Savannah breeze mit beiliegender Live-DVD und Barefoot in the sand fassen Zimbas Schaffen zwischen 2005 und 2007 zusammen und werden durch seinen holländischen Partner nun in Europa wiederveröffentlicht. Die erneute Chance sollte man nicht verpassen. Vielleicht kann man in paar Jahren besserwisserisch sagen: Na klar, Atongo Zimba kenn' ich, richtig gut war'n die ersten CDs....

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