Sissoko / El Maloumi / Rajery - 3MA (2008 Contre jour)

Die Drei von der ZupfsäuleEin Marokkaner, ein Malier und ein Madegasse treffen sich im Tonstudio. Sagt der Marokkaner:" Wozu sollten wir unsere traditionelle Musik spielen, wenn wir sie nicht immer weiter entwickeln wollten?" Wo der Witz ist? Keine Ahnung. Schließlich haben die drei Afrikaner mit großem Ernst an ihrer gemeinsamen Platte gearbeitet. Vermutlich. Denn zu hören ist es nicht. Es klingt eher nach viel Spaß und Spielfreude. Ist das der Witz?

Es ist jedenfalls ein Witz, dass niemand früher auf die Idee gekommen ist, die drei Musiker zusammen zu bringen. Da ist der Marokkaner Driss El Maloumi mit seinem Oud, dieser Dickbauchlaute, die aussieht wie eine zu stark aufgepustete Luftgitarre. Daneben Ballake Sissoko aus Mali und halber Kürbis mit Stiel, eine Kalebassenharfe namens Kora, die in unserer Wahrnehmung fast schon zum Leitinstrument der afrikanischen Musik geworden ist, und Rajery aus Madagaskar, der auf sein Blasrohr für Apfelsinen einfach Drähte gespannt hat. Diese Bambuszither nennt er Valiha. Jeder der Drei steht für einen unterschiedlichen, musikalischen Background, dessen Verschiedenartigkeit für den gemeinen Mitteleuropäer kaum zu erfassen sein wird. Denn eigentlich ist das doch alles Afrika. Man muss seine Ohren schon weit aufgesperrt haben, um zu wissen, dass sich unterschiedlichste musikalische Welten auf diesem einen Kontinent befinden.

Um so erstaunlicher ist die Harmonie, die El Maloumi, Sissoko und Rajery erreichen. Es hört sich an, als hätten sie sich seit Jahren jeden Samstag nach der Sportschau getroffen und gemeinsam Musik gemacht. Sie kennen sich so genau, dass jeder seinen Solopart bekommt und die jeweils anderen beiden höflich begleitend zurücktreten zum Wohle des Ganzen. Perfekte afrikanische Einigkeit, ach, könnte es doch immer so sein...

3MA ist extrem facettenreich, so dass jeder Hörer seine eigene Herangehensweise an das Werk finden kann. Man kann das Meditative der Platte entweder dazu nutzen, um

a) nasepopelnd auf der Couch zu hocken,
b) zu diesen Klängen das Drama der Schlangenhäutung tänzerisch auf feuchten Fliesen darzustellen oder
c) mehr wissenschaftlich-forschend heranzutreten und heraus zu finden, wer denn gerade was zupft.

Auch wenn es teils ein irres Geklampfe ist, handelt es sich im Großen und ganzen bei 3MA um ein ruhiges, getragenes Stück Musik, weshalb eine mir sehr nahe stehende Person behauptete, es sei Barfußmusik. Ein Terminus, der meines Wissens bisher noch nicht in die Musikwelt eingeführt und mir daher auch nicht bekannt ist. Zumindest kann ich sagen, die Aussage ist nicht nett gemeint, denn schließlich ist besagte Person auch der Ansicht, mein Rasierwasser sei Oppastinke.

Aber ich alter Stinker halte 3MA für eine klasse Platte, hinter der eine sehr gute Idee steckt. Ohne Witz...echt, und meinetwegen auch barfuß.

3MA ist selbstredend im unruhr Popkulturshop verfügbar.