The Notwist – The Devil, You + Me

Der Teufel, Du + IchRezensionen und Meinungsäußerungen zur neuen Platte von The Notwist enden meistens so: „Eine Musik, deren Tiefe und Schönheit sich erst nach mehrmaligem Hören entfaltet, Pop zum Einfühlen und Entdecken, der Zeit braucht zum Reifen." Wahlweise auch: „Eine Musik und eine Band, die sich so konsequent der Vereinnahmung entziehen, dass das Adjektiv „authentisch" kaum noch ausreicht, um die Schrulligkeit und Besessenheit der Acher-Brüder angemessen zu beschreiben." Oder aber: „Legendär ist die Geschichte von der Telekommunikationsfirma, die für den Song ‚Pick up the phone' eine sechsstellige Summe geboten hatte. Die Achers sagten ‚Nein, danke." Gelegentlich auch: „Diese Musik widersetzt sich jeglichem Zeitgeist, fühlt sich einzig und allein dem Werk und der Kunst verpflichtet."

Bei alldem frage ich mich, ob diese Stilisierung von The Notwist zu den letzten Helden der hiesigen Independent-Kultur, zu den musikalischen Überkünstlern, zur bedeutendsten Band Deutschlands und vielleicht, ja, vielleicht des ganzen Universums, der Band nichts selbst gehörig auf die Weilheimer Eier geht. Mag sein: Vielleicht gibt es einen Unterschied zwischen der Vereinnahmung durch eine Telekommunikationsfirma und der Vereinnahmung durch Pornobrillenträger, Ökoschwaben und das überindividualisierte Identitätsfindungsmlieu. Trotzdem: Die Art und Weise wie die Musik der Weilheimer gehört und beurteilt wird grenzt an einen religiösen Ritus. Wenn da jemand wagt, mal etwas Kritisches zu sagen, entbrennt ein Glaubensstreit, gegen den das mittelalterliche Schisma wie ein fröhliches Fingerhakeln erscheint. Es gibt offenbar Fans, die The Notwist so sehr für sich vereinnahmt haben, dass sie sich persönlich beleidigt fühlen, wenn deren Musik auch mal in Teilen als weniger inspiriert empfunden wird.

Was gibt es dann noch zu einer Platte zu sagen, über die schon alles gesagt und geschrieben wurde? Gar nix. Die Rezensionen schwanken zwischen Meisterwerk und Enttäuschung im Vergleich zu „Neon Golden", was natürlich Unsinn ist. Ansonsten gilt alles oben Gesagte. Wie immer bei The Notwist.

Tschuldigung für die oberflächliche Rezension.

www.notwist.com

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