richard lainhart "white night"

 1974!                                                                            richard lainhart

exovo als schatzkästchen; ein weiteres mal. "white night", fast 30 minuten lang, ist das für mich bisher perfekteste beispiel dafür, das es möglich ist, musik zu schaffen, die eine unirdisch strahlende, fast gleissende anmut besitzt: ein suggestiver sog reinen schönklangs, kraftvoll als ganzes; fragil im detail; fast sakral im auftritt, ohne auch nur in die nähe von statischen in sich selbst ruhen zu kommen. mit anderen worten, in bezug auf (eine mögliche sichtweise von) ambient bzw. drone: perfekt. und das alles: 1974. noch vor enos definitionsprägenden soloalben, ohne auch nur im ansatz teil dessen ikonenhaften pionierstatus zu werden. vielleicht auch, weil ein stück wie "white night" mal eben 21 jahre im archiv lag.

und, neben der zeitlichen ebene, noch eine verflechtung mit eno, dessen output ja auch in verschiedener hinsicht durch technische experimente, bzw. nutzung des frisch zur verfügung stehenden elektronischen instrumentarium bestimmt war: "white night" basiert, wie exovo zu berichten weis, eigentlich auf einer reinen versuchsanordnung, die einen (1!) 4-ton-akkord nimmt und dessen vier bestandteile durch untereinander zeitunabhängig sich verändernde oszillatoren schickt. die dann schimmernde obertöne ergänzen und das, und das ist der eigentlich simple, im ergebnis aber absolut überwältigende effekt, aufgrund ihrer jeweils eigenen timecodes halt andauernd in neuen kombinationen der vier grundbestandteile.

für lainhart war die nacht des endmixes wohl ohnehin ein abend, den man nie vergisst, wenn man denn dabei war: während des endmixes herrschte ein schneesturm, der, beleuchtet von einzelnen lichtern in der nacht und beobachtet durch die studiofenster, auf visueller ebene das gleiche getan hat wie richard lainharts stück: sich andauernd aus den gleichen grundbestandteilen neu zu erfinden. ohne brüche, aber auch ohne langeweile. insofern schade, dass sich das treffliche cover (gemälde von gabriele lantermann) nicht so bewegen kann wie dieser schneesturm, damals, 1974.


schöne grüße

n


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