Blondelle – Die Pretty (Rude Records, Cargo)

BlondelleBlondelle haben sich bei der Innenreinigung meines Automobils hervorgetan. Diesen Akt der Hygiene haben sie nämlich laut begleitet (ja, so komische Sachen mache ich gelegentlich). Und was soll ich sagen: Die Karre ist gut sauber geworden. Das ist ein Kompliment. Alles ging leicht von der Hand: Das Saugen in den letzten Ecken, in denen man beiläufig noch Geldstücke exhumiert, manchmal sogar aus dem Präeurozeitalter, das lästige Putzen der Scheiben von innen, das typischerweise durch den Innenspiegel massiv behindert wird, das Ausklopfen der Fußmatten, die kurz vorm endgültigen Durchscheuern langsam mal ausgetauscht werden könnten. Coole Band, dachte ich.

Dahinter stecken ein paar kleine Jungs von der Insel, die natürlich ordentlich gehypt werden, bevor sie noch so recht geschlechtsreif geworden sind. In ihren etwas zu klobigen Wehrmachtskutten, die wohl eher aus der Marketing- denn aus der authentischen Abteilung stammen, sehen sie doch etwas dösig aus. Doch diese unbekümmerte Art hat ja schon so manchen alten Sack umfallen lassen. Rock'n'Roll ist schließlich keine Altersfrage, sondern eine - äääähhh - na ja, irgendwas halt. Kopf der Band ist übrigens Sam Stewart, der in direkter Linie von Dave Stewart (Eurythmics) abstammt. Der hat sich bei der Platte glücklicherweise rausgehalten und sich aufs Zeugen beschränkt.

Die Musik ist schnell, slalomhaft hin- und hergerissen zwischen protuberanzierender Pubertät und Pseudorebellentum, altbewährt britisch und ein schöner Spaß. Ein Hauch von ungestümer Jugend sollte also auch durch dein Automobil wehen, wenn es mal wieder gereinigt werden muss. Nichts zum Nachdenken. Außer vielleicht über eine verlorene Jugend.


www.blondelle.co.uk