Träume sind Schäume, sagte meine Omma

"Im Wesentlichen ist es wie das Testament eines Eskapisten über den Wunsch, die Souveränität über seine Gedanken zu erlangen", sagt die Künstlerin zu ihrem Song "I'll probably be asleep". Wenn ihr das jetzt auf Anhieb verstanden habt, müsst ihr ein fürchterlicher Streber sein. Ob das auch für Anika Ostendorf gilt, weiß ich nicht, aber der Vorname lässt das Schlimmste vermuten.
Aber reden wir doch jetzt endlich über die Musik von Hachiku, das Pseudonym hinter dem Anika steckt. Hachiku hat bereits eine Menge hinter sich. In den USA geboren, aufgewachsen im rheinischen Dansweiler und nun in Melbourne zu Hause. Ein Lebensweg wie ein Traum, sieht man mal von Dansweiler und dem Mitwirken in einer Ford-Betriebskapelle ab. Das Herumreisen und die Jetlags haben vermutlich zu diesem Dreampop geführt, mit dem uns Hachiku verwöhnt. Hachiku selbst nennt es Bedroom-Pop, wenn Synthies auf einfallsreiche Gitarren und Drum-Machines treffen.
"I'll probably be asleep" ist die erste Veröffentlichung aus dem gleichnamigen Debütalbum von Hachiku, das die Frau am 13. November auf den Markt bringen wird. Sollte ihr nicht verschlafen!

www.hachikumusic.com

Oh, wie cool ist Havana

Da gibt es doch immer wieder Songs, bei denen wünscht man sich, man wäre ebenfalls Rockstar. Man ist es nicht, weil einem einfach diese unglaubliche Coolness fehlt. Diese kontrollierte Lässigkeit besitzen Castillo ohne Frage.
Die Hamburger Newcomer werfen gerade frisch ihre Debüt-Single "Havana" in den Ring. Ein großartiger Song und so völlig klar, obwohl er sich nur in Andeutungen bewegt. Hammermäßig Soul im Clip, dass man nicht merkt, dass Havanna bei den Dreharbeiten mindestens 8.000 km entfernt war. Trotzdem und deshalb: Was ein Ausklang dieses Sommers!

Warum muss ich bei solchen Songs immer an den einzigartigen Falco denken? Scheiß drauf, fuck you yesterday.

www.facebook.com/musikvoncastillo

Das Leben trägt Hawaiihemd

"Ich häng' in der Karibik und der Wecker klingelt nie" ist eine massentaugliche Wunschvorstellung, die mit Sicherheit eine Menge Geld in die Taschen der beiden Hartzer Vollka Putt & Florida Klaus spülen wird. Der Song "Wochenende forever" wird zum Ohrwurm, der dich nicht mehr loslässt, wenn du Montag Morgen um sechs wieder ins Kissen beißt.
Es ist den Leuten bei Audiolith zu verdanken, die beiden Vollzeit-Lebemänner dazu bewegt zu haben, sich Arbeit zu machen und eine komplette EP zu produzieren. "Listen to your hartz" gibt's seit letzter Woche und verbindet deutschen Rap mit Langeweile und Nichtstun.
Es ist absolut nicht zu erwarten, dass sich Vollka und Klaus den Stress machen, in absehbarer Zeit ein Album zu machen, ist doch Klaus noch völlig erschöpft vom Malen des EP-Covers. Falls es doch ein Album geben sollte, erfahrt ihr es von uns, wenn wir nicht gerade Sommer machen.

www.instagram.com/vollka_putt_hamburg
www.instagram.com/florida_klaus_official

Soeckers Kopfkarussell ist besser als Kirmes auf'm Dorf

„Klar mögen wir die Strokes, das lässt sich wohl auch schlecht verleugnen“, sagt Bassist Julian. „Aber letztlich sind wir doch sehr viel stärker britisch geprägt, und zwar durch alle Jahrzehnte: Von den Beatles über Oasis bis zu Pete Dohertys Bands – das sind schon unsere Lieblinge.“ Dieses Kosmopolitische traut man vier Jungs aus dem erzkonservativen Münsterland eigentlich gar nicht zu. Aber Soeckers überraschen in vielerlei Hinsicht.
Die Jungs sind beinahe autodidaktisch zur Musik gekommen, haben ihre Skills aber nie an Coverversionen trainiert, sondern von Beginn an eigenen Songs gewerkelt. Das liegt jetzt schon sechs Jahre zurück und nun endlich ist es soweit: Das Debütalbum "Kopfkarussell" findet morgen den Weg in die Weltöffentlichkeit via Chateau Lala. Doch nicht nur, dass dieses sehr renommierte Label die Jungs aus Münster unter ihre Fittiche nahm, auch Wanda-Produzent Paul Gallister unterstützte Soeckers beim Debütalbum. Das ist schon 'ne Menge Hilfe und lässt erwarten, dass der Wind um "Kopfkarussell" nicht nur heiße Luft ist.

www.soeckers.de

Wer belächelt Steiner & Madleina?

Wenn Wut auf gute Rochmusik trifft, kommt dabei fast immer Gutes heraus. Das trifft auch auf die aktuelle Single "Wenn ich ein Junge wäre (Ich will nicht lächeln)" von Steiner & Madleina her. Das Schweizer Frauenduo kommt mit treibendem Schlagzeug und schneidenden Gitarren um die Ecke, die eine fette Basis bilden für die gepferfferten Lyrics des Songs. Die Beiden sind genervt von Männern, die ihnen die Welt erklären wollen und hinterfragen immer noch aktuelle, ewig gestrige Rollenbilder.
"Als Frau werde ich ständig von Männern belächelt, verbessert und weniger ernst genommen. Was soll das?", fragt Nora Steiner trotzig. Und so ist "Wenn ich ein Junge wäre (Ich will nicht lächeln)" ein Song, bei dem mann sich ruhig einmal entsprechende Fragen stellen darf. Aber genauso ist der neue Song bestens geeignet, um dazu gepflegt abzufeiern. Das Stück ist der Auftakt zum zweiten Album von Steiner & Madleina. Das heißt "Wünsch mir Glück" und wird Ende Januar nächsten Jahres bei Glitterhouse Records erscheinen.

www.steiner-madlaina.com

Intelligente Randale und Vandalismus

"Fünf Minuten deutscher Straßenrap zeigen, wie am Arsch die Welt ist", bringt der Rapper Vandalismus den Zustand einer Szene auf den Punkt. Sein neues Album "Gloria & Schwefel" erschien in der letzten Woche bei Audiolith und zeigt, was deutscher Rap jenseits von Machoscheiß, Trapwolken und Autotune zu leisten imstande ist.
Die letzte Vorab-Single "Schrottplatz der Kuscheltiere" dokumentiert das noch einmal exemplarisch. Ein atmosphärisch schweres Ding mit krassen Beats, die in ein sinstres Instrumental eingebettet sind. Vandalismus' Worte sind rau, aber immer ehrlich und nachdenklich. Damit ist das Stück repräsentativ für das Album, das voll ist mit Herz und Verstand, Hooks, Punchlines und Gesang.
"Schrottplatz der Kuscheltiere" macht Lust auf das gesamte Album, das sich auch Mneschen auf den Zettel schreiben sollten, die sonst nichts mit Hip Hop am Hut haben. Das ist "Untergrund für jeden".

www.instagram.com/vandalismus.one