Gott sei Dank - BERES HAMMOND in der Live-Station 11/05

Whoa-na-na-na-naAnfangs sollten wir dem lieben Gott danken, dass es Bob Marley gab. Danach no to war sagen und später Whoa-na-na-na-na-na singen. Haben wir alles erledigt. Als Gegenleistung gab es lecker Musik aus dem Hause Harmony.

Das Klima der Live-Station an diesem Abend erinnerte ein wenig an eine Rauchgasentschwefelungsanlage in Jamaika. Niemand wurde dadurch abgeschreckt, der Laden war dementsprechend voll. Offensichtlich landete ich in der jamaikanischen Ecke. Man gab sich entspannt, locker, leicht wippend in den Hüften. Die Dame vor mir, die aus Portland, Jamaica stammte, hatte einen der wenigen Barhocker ergattert und führte während des Vorprogramms die hohe Kunst des Stuhltanzes auf. Die Präbespaßung des Publikums oblag den Harmony House Singers. Die drei Damen, die sich später in den Background zurückzogen, heizten die Menge mit Lovers Rock und alten Skaklassikern unnötigerweise weiter auf. Nach einer halben Stunde war es dann soweit. Der Topact des Abends , the one and only, the magnficient, the rhabarberbarbara.....Mr. Beres Hammond betrat die Bühne und in meiner Umgebung brach ein Sturm der Begeisterung los, wie ich mir ihn am Tag der Verkündung der 10 Gebote zeitgleich mit dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft für Jamaika vorstellen könnte. Die queen of stool dance explodierte von ihrem Hocker herunter und betanzte unaufhörlich das Parkett. Der Schwergewichtsboxer in Baseballklamotten in meinem Rücken überschritt die Kapazitäten meines linken Ohres deutlich und brüllte fortwährend in infernalischer Lautstärke jamdung styleeeeeee oder einfach iriiiieiieiiieiie. Es war jedoch nicht weiter tragisch, dass ich akustisch wenig vom Konzert mitbekam, denn sehen konnte ich ebenfalls nicht. Der Bobo-Dread-Turban meines Vordermannes – ebenfalls aus Portland - schubbelte im Takt durch mein Gesicht, hielt allerdings dadurch meine Brillengläser tiptop sauber.

Was ich erhaschen konnte, war ein temperamentvoller Auftritt Hammonds, der aus einem riesigen Fundus eigener Hits schöpfen kann. Zudem zitierte die hervorragende Band ohne Unterlass und oft beinahe unmerklich kleine Versatzstücke aus großen jamaikanischen Riddims. Unverkennbar war der Wailers-Style der backing band. Es war ein Potpourri aus vierzig Jahren Reggae. Eine Reminiszenz an die Tage, als dancehall wesentlich harmonischer als heute war. Nicht von ungefähr heißt Hammonds Label Harmony House. Dafür steht Beres Hammond, gepaart mit einem guten Schuss Schmalz. Die Rebellattitüde anderer Künstler dieses Genres ist an diesem Abend zu Haus geblieben. Fast. Denn Hammond streute zwischendurch die Frage ein, wer denn für Krieg sei. Er wird es umgehend bereut haben, denn einige Arme schnellten hoch. Das bedeutet nicht, den Deutschen Kriegstreiberei zu unterstellen, eher zeigt es die Ausbaufähigkeit des Englischunterrichts sowie die Inkompatibilität von drei Bier und einem Spliff mit der deutschen Physis. Die notorischen Jasager wurden aber sofort von ihren Nachbarn eingenordet.

Es gibt sicher größere Acts im Reggae als Beres Hammond, aber wenige, die von ihrer Fangemeinde derart abgefeiert werden. Viele Songs wurden nach den ersten Akkorden begeistert begrüßt und anschließend inbrünstig mitgesungen. Die Zuhörer haben sich natürlich artig beim Vater im Himmel für Bob Marley bedankt, doch vor allem haben sie Beres Hammond ihren Dank eindrucksvoll vermittelt.

www.harmonyhousemusic.net/
www.live-station.de
Foto: www.reggaephotos.de


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