Berliner Luxus-Reggae - SEEED in der Turbinenhalle Oberhausen 20/02/06

Foto von Silke Bleistein"Wir sind Seeed aus Berlin!" Wie eine unbekannte Band sich dem Publikum vorstellt, so beginnt Seeed gegen neun das Oberhausener Konzert ihrer Deutschlandtour. Das ist kokett, aber unnötig. Die ausverkaufte Turbinenhalle weiß, was sie erwartet.

Es ist Hauptstadt-Hochglanz-Reggae, der in rotschimmernden Anzügen, Hüten und Krawatten kredenzt wird. Eine im Reggae-Biz wohl einzigartige Show, hochprofessionell, ausgeklügelt in Licht, Sound und Performance. Gediegen und stilvoll, auch wenn das eigentlich zum Reggae passt wie Fußpilz zu Sandalen. Aber Seeed ist nun mal keine Reggaekapelle, sondern ein Dancehallprojekt. So geht es nach dem Rootsopener Aufstehn auch gleich zur Sache. Wuchtiger Dancehall, „Seeed geht ab und ihr geht steil!“ Zwar entspannen sich die Leute zwischenzeitlich durch ein kurzes Telefonat oder eine SMS. Echt geil hiiiäääär! Für diejenigen jedoch , die ihr Handy vergessen haben, streut die Band dann und wann relaxte Tunes ein. Mal Roots, mal Ska, mal Soca.

Der Beginn wird dominiert von Stücken der aktuellen Veröffentlichung Next!. Die Live-Versionen unterscheiden sich kaum von den Studioaufnahmen, doch bevor die Gefahr zu groß wird, dass Professionalität in berechnende Kühle umschlägt, gibt es ein hübsches Medley aus Goosebumps und Fire in the morning. Später folgt ein Rockers-Intermezzo mit Klassikern wie Israel Vibrations Same song, John Holts Tide is high oder Althea & Donnas Uptown top ranking, und wenn die Berliner singen „don’t pop no style, I’m strictly roots“, wissen sie selbst, das ist mächtig geflunkert.

Foto von Laura MeyerDenn Seeeds Stilcocktail braucht nur einen Spritzer Roots. Sie holen den Reggae unter den rot-gelb-grünen Wollmützen hervor und stopfen ihn den Leuten durch die Ohren unter die Baseballcaps. Seeed haben Neues geschaffen und wie sie sich auch an diesem Abend perfekt erfinden, hat große Klasse. Das Publikum singt und tanzt begeistert ab.

Nach 90 Minuten gibt es noch eine alternative Version von Dickes B, damit alle wissen, sie haben Seeed aus Berlin gesehen und werden es so schnell nicht vergessen.

www.seeed.de

Fotos: Silke Bilstein, Laura Meyer

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