Bauhaus, Live Music Hall, Köln 07.02.06

ImageEin Bauhaus Konzert hatte das auch immer etwas von einer Live-Aufführung eines expressionistischen Stummfilms der 20er Jahre. Peter Murphy wütete wie aus dem Cabinet des Doktor Caligari entsprungen über die Bühne, der knochige Körper durch Scheinwerfer grell erleuchtet, das Gesicht mephistophelisch geschminkt. Der Höhepunkt dieses Spektakels war der Moment in dem Peter Murphy bei "Bela Lugosi´s Dead" zur Fledermaus wurde und so die Ästhetik einer ganzen Musikbewegung prägte. Waren die Shows voller androgyner Post-Punk-Theatralik, so entsprach der Glam-Punk von Bauhaus in seiner Schnörkellosigkeit und Schärfe der funktionalen Ästhetik der Weimarer Architektur-Schule...

Mit der Near the atmosphere waren Bauhaus zum zweiten Mal nach der Bandauflösung 1983 wieder auf Tour. Kein schlechter Zeitpunkt gibt es doch durch Bands wie Radio 4, Killers, Rapture, Bloc Party etc. eine Renaissance des Post-Punks. War die 98er Resurrection-Tour noch eine Art Best-of-Tour mit viel Pomp, wirkte nun 8 Jahre später alles stärker reduziert auf das Notwendigste und so ursprünglicher. Bauhaus mussten nicht mehr jedem den Wunsch nach seinem Lieblingslied erfüllen und das schaffte Platz im Set für Songs, die damals nicht zu hören waren. 

Mit „Burning from the inside“ eröffneten Bauhaus das Konzert. Nach und nach kam die Band auf die Bühne. Peter Murphy erschien mit einer roten Rose am Hemd und wirkte immer noch wie der formvollendete dürre Dandy mit seinen unverändert exaltierten Bewegungen. Er besitzt einfach eine perfekt pathetische Stimme, die einem mal vampir-like dunkel oder hochgeschraubt und psycho direkt ins Gebein fährt. Wuchtig ist der Sound. Vor allem die Rhythmus-Sektion um die Brüder Haskins war beeindrucken. Immer brutal präzise und messerscharf mit maximaler Energie und Groove. Bei Daniel Ash kann man sich ja sowieso sicher sein, dass er seine Gitarre, mit allem was an Effektgeräten zur Verfügung steht zum kreischen, leiden und rückkoppeln bringt, bis es fast an Zahnschmerzen grenzt. Höhepunkte dieser Art sind „In the flat field“, das punkig-flirrige „Hair of the dogs“, „Stigmata Matyr“, "Swing the Heartache". Weitere Songs waren Klassiker wie „She´s in parties“ (in der Dub-Version), „Passion of Lovers“, "Dark Entries" oder „Silent Hedges“. Vor allem der Funk-Punk Song „Kick in the eye“ wurde mit einer solchen Verve gespielt, dass Bands wie Rapture oder Radio4 nur staunen können. 

Natürlich fehlte auch die pathetische Dramaturgie in der Live-Darbietung nicht, wenn etwa Peter Murphy Daniel Ash bei „Rosegarden Funeral of Sores“ mit Rosenblüten bestreut und bei „Hollow Hills“ mit einer Lampe als einzige Lichtquelle über die finstere Bühne streift. Überhaupt die Lightshow: Der Inhalt vom schon etwas abgelutschte David J Zitat, dass bunte Lichter an den Christbaum gehören, ist bei dieser Tour wieder Leitmotiv. Weiße Lichter dominieren und unterstützten so den Kult der Kälte, der von der Musik ausgeht. Meist sind die Spots von unten direkt auf das markante Gesicht von Peter Murphy gerichtet, so dass es halb grell erleuchtet und halb im Schatten liegt – ganz so als würde F. W. Murnau wieder Regie führen. 

Das Publikum ist begeistert und der Abend endet, wo Bauhaus angefangen haben: Bauhaus führen „Bela Lugosi´s dead“ auf und das ist wörtlich zu nehmen. Da lassen sie es sich nicht nehmen mit dem Klischee vom Count zu spielen und Peter Murphy erscheint in einem bodenlangen, schwarzen Mantel mit langen Ärmeln und zelebriert die Fledermaus, während Kevin Haskin mantraartig seinen Bossanova-Rhytmus trommelt. „White on white, tranclucent black capes...“ Zum Schluss des Stückes geht Murphy nicht von der Bühne, er schwebt rückwärts, mit nach vorne gebeugtem Körper und nach vorne gestreckten Armen, das Gesicht im Mantel verborgen und verschwindet ins Nichts. Undead...(hier der Abgang als Clip)

This is for when the radio is broken and crackles like uranium orchids
This is for when the fohn-wind rattles the telegraph wires like a handful of bones
This is for when dream ambulances skitter through the streets at midnight
This is for when you get caught in a sleep-riot and the sky is out of order
This is for when your sex is full of voodoo
This is for when your clothes are imaginary
This is for when your flesh creeps and never comes back
(Brillburn Logue 1981)


http://www.bauhausmusik.com/
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