Bonaparte: Des Kaisers neue Kleider

BonaparteDie Band Bonaparte ist nicht nur einer der besten Newcomer 2008, sie ist definitiv das schrägste und originellste Happening dieses Jahres. Das liegt vor allem daran, dass ihr Herrscher nicht nur zu regieren weiß, sondern talentierter Wortkünstler und außergewöhnlicher Musiker in einem ist. Seine Armee - ein 7-köpfiger Zirkus bestehend aus TänzerInnen, Hasen, Katzen, Matrosen und Monstern - hat er bestens im Griff. Ende 2008 zogen sie aus, um Deutschland in einer schweißtreibenden aber friedlichen Schlacht einzunehmen. Mit meinem Gefolge habe ich dem Kaiser im Münchener 59:1 meine Aufwartung gemacht. Es folgt eine Abschrift der Audienz, zu der Napoleon „Tobias" Bonaparte von seinem aus Köln stammenden halbmexikanischen Gitarren-Schergen Carlos begleitet wurde. Wir sprachen über die Vergangenheit, die Zukunft und die Gegenwart.

Ich hab Bonaparte zum ersten Mal 2008 beim Brückenfestival in Nürnberg gesehen.

Bonaparte: Da war so ein Fleischkloß, der rauf und runter ging vor der Bühne.

Der Moderator?

B: Nein, die Menge. Das war gut! Ich hab das Ende nicht gesehen. Und das war der erste Auftritt von Lulu.

Wie viel Unterhosen hatte er an?

B: Es sind meistens etwa 20. Aber das war sein erster Gig, da hat er gesagt: „Ich fange minimal an. Ich werde mich nicht ganz ausziehen". Und am Schluss war er doch nackt. Das hab ich auch erst im Nachhinein gemerkt.

Ich find Deine Musik kommt sowohl live gut rüber als auch auf Platte.

B: Danke! Du bist die Erste, die das sagt. Alle sagen entweder - oder.

Das Weiße KaninchenLive kommt ja bei Bonaparte eher der Kollektiv Gedanke rüber.

Carlos: Das find ich aber auch schön, dass die Platte nicht versucht, das Live Ding zu sein oder andersrum.
B: Das wäre ja auch gar nicht möglich. Man kann auf einer Platte so einen Kollektiv-Gedanken gar nicht rüberbringen.

Was für eine Ausbildung braucht man als Kaiser?

B: Das ist rein genetisch...
C: Erfahrung auf dem Schlachtfeld.
B: Die Überlegenheit auf dem Schlachtfeld. Seine Unsterblichkeit allen anderen Glaubwürdig machen.

Das gilt jetzt für Bonaparte live. Wie ist das für den Songwriter. Der braucht ja andere Qualitäten als der Kaiser?

B: Ja. Das Songwriting ist etwas Reflektierendes. Etwas Zurückgezogenes. Das geschieht eher in der stillen Kammer, wo vielleicht mal jemand dazu stößt oder etwas hin und her geschickt wird. Das ist eher die Landkarte mit den Fähnchen, das Konzert ist dann die Schlacht. Da bist du Teil des Ganzen. Das ist was ganz anderes, auch weil es eine Band ist, ein anderes Konzept. Allerdings ist beides sehr homogen gewachsen. Das Album, dann plötzlich die Band, dann plötzlich der Zirkus, usw. Da weiß ich gar nicht, wie ich mit dem 2. Album vorgehen soll. Denn da sollte das alles irgendwie reingepackt werden. Andersherum find ich schon, dass ein Album etwas anderes sein darf als ein Konzert. Es sind andere Emotionen, andere Sinne, die da angesprochen werden.

Wenn man mit der Band auf der Bühne steht, dann hat man ja diesen Kollektiv-Gedanken, diesen revolutionären Geist: jetzt brechen wir auf ...

B: ... Flucht nach vorn. Die anderen Bandmitglieder geben ja auch Input, wenn es um bestimmte Dinge geht. Wenn z.B. Carlos sagt: „Kuck mal, ich hab da ein Lied zur Abwahl des Kaisers und zur Einführung der spanischen Sprache als deutsche Landessprache", dann werd ich mir das anhören. Und wenn es ein gutes Lied ist, werde ich sicher zurückgreifen auf das, was da ist. Und ich hab auch vor, dass die Tänzer mal was singen. Das tun sie ja auf der Bühne zum Glück nicht (lacht). Aber ich weiß, was sie für sängerische oder interpretatorische Talente haben. Die können sie auf der Bühne gar nicht ausleben, aber  vielleicht dürfen sie mal auf dem Album was singen.
C: Wir haben in der Truppe viele Persönlichkeiten, die man auch musikalisch vorstellen kann. Diesen Kollektiv-Gedanken von Bonaparte kann man auch auf Platte rüber bringen, allerdings geht das anders als auf der Bühne
B: Zum Beispiel Lulu. Er hat oft in Cabarets gearbeitet, er kennt in Paris diese Ansager. Deshalb macht er manchmal selber Ansagen auf der Bühne. Und das ist so lustig. Ich lach mich krumm. Ich kann mir gut vorstellen, dass er auf einem Album eine Cabaret-Ansage macht und danach kommt ein Bonaparte Song.

ImageDas scheint ja ein lustiges 2. Album zu werden?

B: Ich hab mir überlegt, man könnte zwei Lieder gleichzeitig laufen lassen. Eins links, eins rechts. Die beiden Lieder kriegt man nie einzeln, die gibt's nur zusammen. Was natürlich total fürchterlich klingt. Aber ich weiß nicht, ob man dafür drei Minuten Platte opfern darf. Und dabei gehen einfach zwei Lieder zur Sau. Aber es wäre auch ein lustiges Statement!

Wir Journalisten machen ja gerne Schubladen auf, wenn wir über Musik schreiben. Bei Bonaparte ist das nicht so einfach. Man kommt eher auf so Schlagworte wie Cabaret, Vaudeville, Burlesque etc.?

B: Die Gigs haben ja aber nichts mit Musik zu tun. Das sind ja Begriffe, mit denen du eine Liveshow bezeichnest.

Ja aber das ist doch auch Teil von Bonaparte?

B: Ja, das sind sie auch. Aber wie beschreibst du denn unsere Musik?

Es ist nicht so einfach, Euren Musikstil in Worte zu fassen?

B: Aber eigentlich sind die Komponenten ja recht klar in der Musik. Wieso kann man dann nicht sagen: „Das ist das ..."

Kann man schon...

B: Und was würde man da sagen? In nur einem Satz? Ich sage ja „attenion deficit disorder muzic". Aber das ist eigentlich nur ein Witz.

Ich hab lange drüber nachgedacht und ich finde am Besten passt „Spoken Word"?

B: Da denke ich aber an „Poetry Slam".

Ja, aber „Poetry Slam" ist „Poetry Slam". „Spoken word" ist mit Rockband oder Livemusik.

B: Der Ansatz ist spannend, weil ich singe nicht wirklich, aber ich rappe auch nicht. Höchstens wie die Beastie Boys früher. Darum finde ich „Spoken Word" nicht so schlecht.
C: Aber wenn man „Spoken Word" hört, hat man sofort ganz andere Assoziationen.

ImageAssoziiert man deine Texte, denkt man an abgefahrene Dichter. Sieht man die Liveshow, und dann denkt man ans Theater. Wie wäre es denn mit „spoken word theater variety show".

B: Hmm ... Eigentlich ist es Popmusik, aber das ist ja dann auch wieder total irreführend. Elektro-Punk stimmt sicher auch nicht.

Ich hab es schlussendlich Poprock genannt, weil ich es weder Pop noch Rock nennen wollte.

B: Man kann es schon Poprock nennen. Das ist halt ein Begriff, der klingt sooooo abgedroschen. Das wird dem Ganzen auch nicht gerecht. Wir sollten trotzdem versuchen, es mit einem Satz zu umschreiben. Sonst haben wir keinen Erfolg, wenn wir das nicht schaffen.

Wo hat sich das Bonaparte Kollektiv getroffen?

C & B: Berlin

Was ist das Inspirierende an Berlin?

B: Das schöne an Berlin ist, dass man dort so viele Freiräume hat, Dinge auszuleben, von denen du vielleicht noch nicht mal wusstest, dass sie in dir stecken. Man trifft dort andere Leute, mit denen du einfach etwas ausprobieren kannst. Dementsprechend können auch Dinge wachsen, die in anderen Orten wahrscheinlich nicht wachsen würden. Andersrum nervt es mich manchmal, dass sie alle in diesem Berlin sind. Und in der Band ist ja auch keiner aus Berlin. Also erfüllen wir total dieses Klischee von Künstlern, die da alle nach Berlin gehen und dann - Juchuu - irgendwas machen. Andersherum haben wir alle da, wo wir herkommen, auch das gemacht. Und zwar intensiv, schon 10 Jahre.
C: Jeder hat seine Gründe, warum er nach Berlin gekommen ist. Es ist ja nicht so: „Ja ich bin hip, ich geh nach Berlin". Jeder hat seine eigene Geschichte, wie und warum er nach Berlin gekommen ist. In Berlin ist es auf jeden Fall leichter für Künstler und Leute, die ihre Zeit nicht nur damit verbringen wollen, Geld zu scheffeln.
B: Ich überleg mir das manchmal, gerade jetzt mit diesem Hype - ich darf das schon so nennen - der da so um Bonaparte entfacht wird. Und der mich ja am Stärksten betrifft. Ich hab die Dämonen ja auch gerufen, ich muss mich mit ihnen ringen jetzt...

So schlimm?

B: Es gab schon Tage, wo es nervig war. In manchen Situationen denke ich manchmal: Woah, was hab ich denn da gesät???
C: Ja wirklich, was hast Du denn da gemacht??? (lacht)
B: Und dann denk ich mir eben: OK? - Welche Stadt wär's denn jetzt, wenn ich woanders hingehen würde? Dann komm ich auf Sachen wie: „Ohh, Neuseeland wär schon schön". Aber dann würde ich mit diesem Projekt aufhören. Dann würde ich wieder irgendwas machen, wo ich mir selber genüge. Irgendwas Schönes für mich schreibe. Aber ich will nicht mehr so was machen, was nach vorne drückt. Für so was müsste ich dann schon irgendwo sein wie Berlin. In Paris würde das wahrscheinlich schon nicht mehr so funktionieren. Von Manhattan hab ich eine total tolle Vision, aber das ist schon lang nicht mehr so. Vielleicht Brooklyn...
 C: Wir übertragen das ja auch, dass wir zu acht auf der Bühne sind. Allein das ist ja schon ein bisschen wie Berlin. Wenn wir jetzt alle auf dem Land auf unserem kleinen Bauernhof wären, dann würden wir diese Sachen nicht so übertragen. Dann wäre das wieder etwas komplett anderes.
B: Ich find auch. Wie sind wie ein Spiegel von Berlin.

ImageUnd wie läuft gerade die Tour bei Euch?

C: Verdammt gut. Mich überrascht vor allem, von wie vielen unser Ding angenommen wird.

Habt ihr schon eine Fanbase?

B: Ja, tatsächlich.
C: Die Leute singen so oft mit, kennen teilweise die Texte besser als ich.
B: Uns wird an gewissen Orten vorgeworfen, ein Berliner Hype zu sein. Und dann ist es eine Härteprobe zu gucken: wie ist denn das in Köln, wie ist denn das hier und dort. Wir haben schon Live gespielt, unsere Musik läuft im Radio. Aber das ist unsere erste Headliner-Tour. Es ist kein Festival wie das Brückenfest, wo die Leute da sind, weil sie da sind.
C: Das Tolle ist einfach, dass dieses Art Stimmung übertragen wird. Dabei hilft das Internet. Die Leute quatschen miteinander, sie sehen die Youtube Videos. Und wenn sie dann das erste Mal zum Konzert kommen, wissen sie auch schon, was sie erwartet.
B: Eigentlich waren sie schon mal da.
C: Die Wissen dann schon: „Geil, so gehen die da ab. Da will ich auch dabei sein". Man bekommt ganz schnell ein Bild von Bonaparte. Bei manchen Bands kennt man einen Song, den Rest kann man sich gar nicht ausmalen. Man weiß nicht, was einen beim Konzert erwartet. Bei Bonaparte sagt man: „Super, Party, da will ich hin."

Von was hattest Du denn schon „Too much"?

B: Hm ... zuviel ... Es gibt immer wieder Dinge, von denen ich denke: „Too much. Es reicht!" Aber ich bin (leider) so erzogen worden, dass ich immer das Gute sehe. Ich tanke immer wieder Energie, um auch Dingen gegenüber zu treten wo ich mir denke: „Jetzt reichts aber!" Von dem her gibt es eigentlich nichts, was „Too much" ist. Außer die deutsche Bürokratie. Die kann mich mal!
C: Autobahn ... ich hab zu viel Autobahn gesehen in den letzten Tagen.

Und „Anti Anti" - wogegen seid ihr?

B: Eigentlich müsste man zuerst klären: worum geht es in dem Lied eigentlich. Ich will dir keine Antwort geben, ich will eher mit dir drüber diskutieren. Bei „Anti Anti" stellt sich die Frage, ist es ein „gegen" oder ein „gegen gegen" Lied. Einerseits hebt es sich auf, andererseits ist es Beides. Es spricht darüber, wie man irgendwann „Ja" sagt und nicht mehr „Nein". Es ist ein nostalgisches Lied, über die Zeit, wo man noch rebellisch war. Gleichzeitig ist das Lied voller Energie. Wenn du es spielst und dazu ein paar hundert Bilder im Kopf hast von aufbegehrenden Massen, dann ist es ein rebellisches Revolutionslied. Ich steh da oben und sag: „Früher, da hab ich auch „Nein" gesagt, aber heute sag ich „Ja". Und das Publikum schreit: YEAH! ANTI!!! Und das ist schön, denn man will ja nicht loslassen, man will ja immer seine Rebelligkeit behalten, auch im Alter (lacht)

Stimmt, nach Deinem Jahrgang wollte ich noch Fragen, jetzt wo Du das Alter ansprichst?

B: 1894

BonaparteWo liegen denn deine musikalischen Einflüsse?

B: Als ich in Neuseeland auf Tour war, hab ich mir zum Beispiel alle Musik von dort geben lassen. Da hab ich ein paar superspannende Bands kennen gelernt. „Toy Love" - richtig cool! Viele „Flying Nun" Sachen. „Darcy Clay" - so ein Typ, der sich leider umgebracht hat. Neuseeland hat so eine spannende musikalische Community. „Five Freddys" und all die Dub Sachen. Neuseeland ist eigentlich wie Jamaika, ohne all das, was nervt, ohne dieses „Yoyo Man".

Hat Dich die Schweiz musikalisch beeinflusst?

B: Dann sollte ich ja eigentlich Chanson oder Alpenjodlermusik machen, denn ich war sehr lange in der Schweiz. Hab mich aber immer nur mit Jazz befasst. Ich war zwar in der Schweiz aber meine musikalische Welt war eher eine Schwarze.

Und bei Dir Carlo. Obwohl ihr ja musikalisch eh keinen Einfluss auf den Kaiser habt.

B: (empört) Was!
C: Das kann man so nicht sagen. Immer wenn man zusammen Musik macht hat man Einfluss aufeinander.
B: OK, als die Band zusammen kam, da standen die Songs, und auch die Baseline. Trotzdem hat jedes Bandmitglied totalen Einfluss, so wie er spielt und auch als Mensch.
C: Wir lassen uns ja auch beeinflussen wenn Lulu, Ella und Holli ihre Sachen tanzen.
B: Du darfst auch nicht vergessen wie jung das Projekt ist. Wir reflektieren ja selber hier im Moment während wir sprechen. Das ist die einzige Zeit die wir haben, über uns selber nachzudenken. (lacht)

Dadurch, dass ihr eine Kollektiv seid, kann man euch ja gar nicht festmachen? Ihr seid nie gleich, weil jeden Abend etwas anders passiert.

B: Ja, das ist auch ein bisschen meine Absicht. Ich lass mich nicht gerne festnageln.

Ich glaube, Du hebst Dich selber auf. So wie bei „Anti Anti". Auf deiner Platte bist Du so. Und Live bist Du ganz anders. Und im Endeffekt existierst Du wahrscheinlich gar nicht. Irgendwann macht es einfach „Puff" ...

B: Genau, und am Ende werdet ihr alle merken, es hat ihn gar nie gegeben. (lacht)
C: Irgendwann fällt mal deine Kleidung zusammen und wir merken, da war ja gar keiner. (lacht)
B: 10 Jahre im Dienst von Nichts.

Du bist Musiker aber auch Künstler?

B: Ja, aber so hat das noch niemand gesehen. Eigentlich sind die Texte schon so eher eine Art Gedicht. Nicht romantisch, aber Gedichte, die ich vertone. Und dann kommt die Musik und das verschmilzt dann. Die Texte sind rhythmisch, haben so etwas von Parolen.

ImageUnd die Musiker aus der Gruppe hast ja auch Du zusammengestellt.

C: Ja das stimmt, die hat schon Bonaparte zusammen gebracht. Aber einer muss es ja auch machen. Er muss ja wissen, was er haben will.
B: Es ist ein partizipatives Führungsprinzip.

OK, dann hast Du also Politik studiert.

B: Nein. Ich weiß es nur, und deswegen sag ich's immer weil ich stolz darauf bin, dass ich es weiß.

Noch mal zurück zur Kunst. Das was ihr da auf die Bühne bringt, ist das jetzt Kunst?

C: Oh, das ist schwierig. Da sag ich lieber nix dazu.
B (zu Carlos): Nee, mich interessiert auch deine Meinung. Mich würde jede Meinung dazu interessieren. Wir überlegen uns das nicht. Wir haben eigentlich nicht den Anspruch, Kunst zu machen. Andersherum kann man aber auch nicht sagen, dass ist nur eine hedonistischer Zirkus, die einfach nur Spaß haben. Ich hab ja musikalisch an die Live Performance sehr hohe Anforderungen. Könnt ich jetzt nicht beschreiben. Ich merk nur, wenn's gut ist oder nicht gut ist. Es ist aber etwas, das sehr im Moment entsteht und Kunst - bleugh. Es ist vielleicht mehr als Musik. Klar, wir beschäftigen uns auch mit Fashion, weil wir halt Kostüme nähen oder Tests machen z.B. wie kann man diese Maske umschneidern bis sie den Ausdruck hat, den ich möchte. Aber eigentlich geht es mir am Arsch vorbei, was Kunst ist.
C: Ich find es gut, wenn man Aktionen macht und die Leute so ein bisschen anstößt. Das die Leute sich dreimal überlegen müssen, wenn sie sehen, was da passiert. Das sind einfach Aktionen, ob ich die Kunst nennen würde ....
B: Ich glaube, es hat mit anderen Dingen zu tun. Wir drücken uns vielleicht über Medien aus, die mit Kunst zu tun haben. Design, Texte, Musik. Aber die Idee ist eigentlich, das die Artisten ausdrücken können, was sie ausdrücken wollen. Ich würde nicht sagen: Du musst Deine Brüste mit Gaffer Tape bekleben. Also was steckt dann dahinter, dass die Person das macht? Was ist ihr Manifesto dazu, was sind ihre Gründe, gerade das auf der Bühne ausleben. Für mich ist eher der Aspekt schöner, das alle von irgendwo kommen, alle so eine andere Geschichte haben als das, was wir da zusammen machen. Und dann ergibt sich da was in einer ganz verschiedene Ausrichtung, mit verschiedenen Menschen, verschiedene Herkünfte und so, verschiedene Bedürfnisse zusammenfinden. Das finde ich eigentlich viel viel schöner. Ich weiß nicht, was das Wort dafür ist: sozio-kultur politisch. Ich weiß nicht, um was es da geht, aber ich finde das eigentlich viel spannender.
C: Es geht gerade um diese Bedürfnisse. Wie sehr sie uns leiten, so dass wir sie gar nicht mehr erkennen. Unserer Herkunft, und all das, was wir haben wollen und was wir brauchen. Und wie sehr das bestimmt, wie wir uns eigentlich darstellen.

ImageUnd damit wären wir ja dann wieder bei der Selbsthilfegruppe?

B: Nun ja, wir würden es auch ohne die Band schaffen. Wir sind keine tragischen Fälle. (lacht)
C: Wir versuchen alle uns hier jeder für sich so gut es geht zu heilen.
B: Da steckt die Idee „Zusammen ist man Stärker" dahinter. Man stellt zusammen was auf die Beine, wo das, was man tut, auch funktioniert. Jeder hat irgendwas, das er tut und wenn man das alleine macht, dann würde das vielleicht keine Sau interessieren. Es ist auch interessant wie es immer wieder neu wird, wenn jemand neues hinzukommt.

Aha - eine Art Aktivismus. Seid ihr „activist artists"?

B: Activist artist - das find ich spannend. Für mich fühlt sich das sehr so an. Seit ich dieses Projekt habe, bin ich dauerhaft Bonaparte. Ich bin am Organisieren: du kannst dies machen, du kannst das machen. Aber mit dem Begriff „activit artist" kann ich nichts anfangen. Da find ich keine Erklärung.

Es gibt auch keine. So bleibt uns am Ende des Interviews eigentlich nur ein großes Fragezeichen...?

B: Und es wäre kein originelles Interview, wenn alle Fragen beantwortet wären am Schluss. Wir müssen uns ja wieder aufheben am Ende.

Ja, und Du musst ein zweites Album schreiben.

B: Ja. Und da muss sich die Musik wieder aufheben am Ende, mit der Balance von Fragen, die beantwortet wurden und Fragen, die offen am Schluss wieder im Raum stehen.

??? ...

B: Ich glaube, wir gehen jetzt besser. Tschüß ... 
 

www.myspace.com/findingbonaparte

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