Louis XIV: „Wenn man sich als Künstler nicht verändern kann, fängt man an zu verkümmern“

Louis XIVIch bin ja nicht prüde und auch kein wehrloses kleines Mädchen, aber auf dem Weg zum Interview mit den Blaublütigen aus San Diego hatte ich das erste Mal vor einem Interview ein beunruhigend flaues Gefühl in der Magengegend (nein, nicht im Unterleib!). Denn, was soll man von Typen erwarten, die Songtexte wie „Pull your skirt up a little bit, Pull down your top and show me a little tit" oder „We don't have to go to the pool, If you want me to make you wet" - Auszüge aus ihrem Album „Best Little Secrets Are Kept" - raushauen und nonchalant verkünden, die Triebfeder dieses musikalischen Werks sei eine sexuelle gewesen. No kiddin'!

Doch als ich zum Venue komme, erzählt mir der Tourmanager erst mal, dass Jason (Hill, Sänger, Gitarrist und Produzent der Band) schnell noch seine Wäsche in die Maschine schmeißen muss, dann aber für das Interview bereit sei. Wäsche in die Maschine schmeißen? Keine Lustsklavin, die das neben ihren sonstigen Pflichten für den Frontmann der glamourösen Rocker erledigt? Nachdem der mir mittlerweile schon etwas sympathischere Kalifornier mir dann ganz unaufdringlich die Hand gegeben und vorgeschlagen hat, das Interview in einem nahe gelegenen Café zu machen (in aller Öffentlichkeit!), weicht meine Anspannung einem vagen Gefühl der Sicherheit, das sich während des Gesprächs noch verstärken soll.

Denn mir gegenüber sitzt kein Sexmonster, sondern ein äußerst gesprächiger und netter Typ, der mich mit seinem Elijah Wood-Lächeln unwillkürlich an Frodo, den kleinen, niedlichen Hobbit aus „Herr der Ringe" denken lässt, und mir durch seine Erzählungen unwissentlich dabei hilft von einem wahnsinnig stressigen Arbeitstag runterzukommen, während wir über Barack Obama, David Bowie und Dr. Frank-N-Furter plaudern.


Jason Hill und ichWie ist es für euch, wieder in Europa zu sein. Ihr habt ja mal kurz in Frankreich gewohnt.

Jason: Wir haben da eigentlich nicht länger gewohnt als für einen langen Besuch.

Wie lang war das?

J: So zweieinhalb Monate. Also war es wirklich nur wie ein Besuch. Aber seitdem waren wir schon viele Male wieder dort. In Paris waren wir schon viermal, das wird unser fünfter Besuch dort sein. Wir haben bisher in sieben oder acht Städten in Frankreich gespielt. Ich liebe Frankreich und überhaupt Europa. München ist eine meiner Lieblingsstädte in Europa.

Wie war es für euch, diese zwei Monate in Paris zu verbringen? Hattet ihr irgendein Kulturschock-Erlebnis, ist euch irgendwas Eigenartiges passiert, das mit der unterschiedlichen Lebensweise zu tun hatte?

J: Nein, wir waren zu der Zeit sehr arm, haben sogar einige Verstärker verkauft, um uns die Reise leisten zu können. Wir hatten auch kein Label oder irgendetwas von dem, was wir jetzt haben. Es hat auch niemand unserem musikalischen Wirken Aufmerksamkeit geschenkt. Diesbezüglich hatten wir eine Menge Freiheit. Ich habe zu der Zeit sozusagen eine „van Gogh"-Phase durchgemacht. Es war etwas in meinem Leben passiert, auf das ich jetzt nicht näher eingehen will, das mich daran erinnert hat, dass das Leben sehr kurz ist. Ich fing an, diese Philosophie zu übernehmen, dass ich alles, was ich tue, so gut wie möglich machen sollte. Ich wollte etwas machen, dass meinem Leben Struktur gibt, neben meiner Familie, etwas von Bedeutung, etwas Kreatives, das mit Musik zu tun hatte. Als wir nach Paris gezogen sind, war ich in einer Phase, in der ich etwas richtig Gutes erschaffen wollte. Ich fing z. B. an zu malen und habe in dieser Zeit wahnsinnig viel erschaffen. Es war kein Kulturschock, ich stand der Situation sehr offen gegenüber. In Kalifornien sieht man jede Menge Arten von Menschen, und ich war schon in Europa gewesen, wenn auch nicht in Frankreich. Zudem haben wir eigentlich nicht viel gemacht: Wir saßen in dem Keller, in dem wir wohnten und unser erstes Album aufgenommen haben und gingen immer in dieses eine Café, rauchten, tranken etwas und verbrachten dann die Nächte in dem Keller. Wir sind gar nicht oft ausgegangen.

Stimmt es, dass du in der Zeit nicht mal den Eiffelturm gesehen hast?

J: Doch, den habe ich gesehen. Aber nicht Versailles. Das werde ich versuchen mir dieses Mal anzuschauen.

Na, das solltest du aber wirklich machen, wo euer Bandname so viel mit Versailles zu tun hat!

J: Ich weiß! Ich habe ein paar Freunde in Paris und habe vor, nach der Tour ein bisschen mit denen abzuhängen.

Könntest du dir denn vorstellen, mal für längere Zeit nach Europa zu ziehen?

J: Oh ja! Ich könnte in München leben. Auch in Berlin, aber München gefällt mir noch besser. Oder in Frankreich, besonders in Paris. London mag ich auch, aber da würde ich nicht wohnen wollen.

Jason HillJetzt mal zu eurem neuen Album: „Slick Dogs And Ponies" ist ganz offensichtlich erwachsener und abwechslungsreicher als sein Vorgänger „Best Little Secrets Are Kept". Du hast gesagt, dass ihr alle mit schwierigen Situationen konfrontiert wart. Sind also die Zeiten des Feierns vorbei?

J: (lacht) Nein, die kommen gerade zurück! Aber jeder von uns hat schwierige Zeiten durchgemacht. In Amerika war es sehr generell deprimierend, besonders für Menschen, die der ganzen politischen Entwicklung Beachtung geschenkt haben. Es gibt viele Leute, die es nicht beachtet und einfach so weiter gelebt haben wie vorher, aber für mich war es sehr schwer, mein Land in der Hand einer solch unfähigen und korrupten Regierung zu sehen. All diese Lügen zu hören. Mich hat das von Anfang an verrückt gemacht, schon vor dem Irak-Krieg. Ich habe viele Lieder zu dem Thema geschrieben, in denen ich mich dagegen ausgesprochen habe, wie z. B. „More Than Bombs", das nur in Europa herausgekommen ist. Ich weiß nicht, ob auch in Deutschland, aber zumindest in England. Korruption ist so stark mit der Politik verwoben, besonders bei den Republikanern, es hat an mir genagt und tut es immer noch. Aber jetzt sehe ich Hoffnung mit Barack Obama und all dem, aber trotzdem mache ich mir noch Sorgen. In Amerika ist es so einfach, mit Lügen zu gewinnen, und ich befürchte, dass McCain gewinnen wird, was ich wirklich nicht hoffe. Aber davon abgesehen hatten wir auch im persönlichen Bereich Probleme wie das Ende von Beziehungen und die Schuld, die man mit sich rumträgt, wenn man etwas falsch gemacht hat. Aber wir haben einige Jahre schon viel gefeiert. Und das fordert seinen Tribut, in jedem Bereich deines Lebens. Man wacht morgens auf, weiß nicht mehr, was man am Abend gemacht hat, aber, dass man es bereuen wird. Ich bin jemand, der gerne Kontrolle über alles hat, was er in seinem Leben tut. Deshalb produziere ich unsere Platten auch selbst...

Aber du bist kein Kontrollfreak, oder?

J: Nein, ich bin kein Kontrollfreak, denn, wenn ich irgendetwas mache oder irgendwo hingehe, muss ich nicht wissen, was passieren wird. Ich mag es, mich von Ideen leiten zu lassen, wenn sie mir kommen. Ich reagiere auf sie. Aber ich mag es nicht, wenn andere Leute Scheiße bauen. In allen Bereichen meines Lebens bin ich sehr zurückhaltend damit, andere Leute teilhaben zu lassen.

Also ist es bei dir mehr nach dem Motto: Wenn du willst, das etwas richtig gemacht wird, dann musst du es selbst machen.

J: Ja, genau. Details sind so wichtig. Wie kann man von jemand anderem erwarten, alle Details zu sehen? Aber gerade diese Details sind mir so wichtig und liegen mir am Herzen.

Deswegen habt ihr wohl auch erst euer eigenes Label „Pinapple Recording Group" gegründet. Warum habt ihr denn dann später bei einem großen Label unterzeichnet?

J: Weil wir die Schnauze davon voll hatten, ein Plattenlabel zu sein (lacht). Wir haben die Firma gegründet, weil Leute irgendwann anfingen, unsere Musik zu mögen und sie haben wollten. Also mussten wir irgendwie unsere Platte rausbringen. Wir hatten sie in Frankreich aufgenommen und als wir nach Hause kamen, wollten wir, dass Leute sie hören. Also haben wir sie auf CD gebrannt und Platten gepresst, und Leute wollten sie plötzlich kaufen. Es entstand also aus der Notwendigkeit heraus. Dann wollten immer mehr Menschen das Album, und wir fingen an an „Best Little Secrets Are Kept" zu arbeiten. Als wir den Song „Finding Out True Love Is Blind" auf unsere Website gestellt haben, wurde er plötzlich von irgendwelchen Radiostationen in ganz Kalifornien gespielt. Bevor wir ihn überhaupt rausgebracht hatten, war er auf Nummer Eins der Playlists bei einigen Radiosendern. Und da brauchten wir plötzlich eine Plattenfirma, denn wir hatten einen Nummer-Eins-Hit an der Westküste, den man sonst nirgendwo bekommen konnte. Durch den Hit hatten wir genügend Rückhalt um zu sagen: Wir gründen unser eigenes Label, denn wir haben Kopien von dem Album und können sie für zehn Dollar pro Stück verkaufen. Wir waren alle ziemlich arm. Ich lebte in einem Haus, in dem es keine Dusche gab. Die bestand aus einem Schlauch im Hinterhof. Plötzlich hatten wir also die Gelegenheit, richtiges Geld zu verdienen. Es war zwar kein riesiger Betrag, aber für uns war es viel Geld, das wir innerhalb von einem halben Jahr damit eingenommen haben. Ich hatte davor gedacht, ich würde mein Geld irgendwann als Produzent verdienen, denn danach haben mich Leute ständig gefragt. Ich dachte nicht, dass meine eigenen Projekte irgendwo hin führen würden. Wegen der ganzen Entwicklung wollten wir lange zu keinem großen Label gehen. Zu unseren Konzerten kamen oft auch Geschäftsleute, die fragten, ob wir private Shows für sie spielen würden, aber wir haben immer abgelehnt, bis eine irrsinnig hohe Summe auf den Tisch gelegt wurde und wir trotzdem noch die Kontrolle über als, das wir machen, behalten konnten.

Das wollte ich fragen: Habt ihr immer noch die Kontrolle über eure Arbeit?

J: Ja, absolut.

Die gesamte Kontrolle?

J: Die gesamte Kontrolle. Wir mussten letztlich zu einem großen Label gehen oder viele Leute einstellen, um unsere Alben zu promoten. Normalerweise kommen Labels erst mal zu sechs oder sieben deiner Konzerte, bevor sie dir einen Vertrag anbieten. Atlantic Records hatte uns einmal gesehen und nach drei oder vier Tagen den Vertrag angeboten. Es sind auch andere große Labels auf uns zugekommen, aber bei denen wussten wir, dass wir ab einem bestimmten Punkt die Kontrolle verlieren würden. Bei Atlantic haben wir sie immer noch. Der Nachteil davon, immer die Kontrolle zu haben, ist, dass du Leute nicht dran teilhaben lässt und sie sich dann nicht genug dafür einsetzen. Es ist schwer, einen Mittelweg zu finden.

Jason HillHeutzutage gibt Myspace, überhaupt das Internet, große Labels entlassen immer mehr Mitarbeiter und der Trend geht dahin, dass Bands sich selbst promoten oder ihr eigenes Label gründen. Denkst du, dass es im Musikbusiness immer mehr dahin gehen wird, dass Bands alles in die eigene Hand nehmen? Und würdet ihr in Erwägung ziehen, euch auch wieder durch euer eigenes Label zu vertreten?

J: Oh ja, auf jeden Fall. Wir haben das Label ja auch noch. Wer weiß, wie unser nächstes Album produziert wird. Wir haben auch schon eine ganz neue Idee, wie wir es nächstes Jahr herausbringen wollen, aber wie genau das sein wird, kann ich noch nicht sagen. Es wird eine komplett andere Art sein, als die sonst übliche. Ich finde, die Welt des Musikbusiness' muss ich ändern. Das alte Modell ist in vielen Bereichen schon tot. Wegen der Downloads verdienen die Labels kein Geld mehr. Ich habe erst kürzlich gelesen, dass in Amerika 70% der Menschen unter 25 letztes Jahr keine einzige CD gekauft haben. 70%! Das ist unglaublich! Überall laden die Leute nur noch runter - mich eingeschlossen. Ich kaufe vieles bei iTunes und auch noch Vinyl, weil ich das Meiste, das ich kaufen will, einfach digital oder sonst wie nicht bekomme, es ist schwer zu finden. Deswegen ist das neue Modell, dass Labels auch die Tour und das Merchanise übernehmen. Und das macht echt Sinn. Wir haben uns schon lange gefragt, warum sie das nicht schon länger machen. Es ist wahnsinnig interessant. Alles verändert sich, und viele Plattenfirmen sind sehr nervös, was gut ist. Es ist ziemlich spannend, ein Teil davon zu sein, denn es heißt, dass neue Ideen entwickelt werden müssen. Ich liebe Ideen. Würde ich sagen „das Album ist tot"? Nein, würde ich nicht, aber neue Ideen werden entwickelt, und das ist aufregend. Man braucht keine Labels. Der einzige Grund, warum man eins braucht, ist für die Promotion.

Aber viele kleinere Bands, mit denen ich geredet habe, waren wahnsinnig unzufrieden damit, wie große Labels sie promoten, weil die einfach nicht wissen, wie man Promotion für unbekannte Bands macht.

J: Ja, genau. Die wissen nicht, was man tut, wenn die Band nach zwei Wochen nicht total einschlägt. Einige der bekanntesten Bands der Musikgeschichte hätten im modernen Musikbusiness nicht überlebt, weil sie nicht die Zeit bekommen hätten, dass Leute sich in ihre Musik reinhören. Nicht jede Band ist über Nacht berühmt geworden. Labels pushen das Album zwei Wochen lang, und wenn es dann nicht ins Radio kommt, lassen sie die Band fallen. Aber selbst, wenn man es ins Radio schafft, heißt das ja noch lange nicht, dass Leute die Platte kaufen. Vielleicht gehen sie lieber zur Liveshow oder laden sich den Song kostenlos runter. Dennoch sehen die Labels es immer noch als Maßstab dafür, ob Leute deine Musik kaufen und ob sie nach zwei Wochen immer noch dein Album pushen sollen. Manche meiner Lieblingsbands hört man nicht im Radio.

Was für Bands wären das?

J: Ach, ich höre kaum moderne Bands. Ich mag Leon Russell. Er war in den späten Sechzigern aktuell, einer der weltbesten Pianisten. Serge Gainsbourg, der in den frühen Siebzigern eine großartige Phase hatte - vieles davor und danach ist Mist. Oder Gram Parsons.

Ihr seid sehr beeinflusst von Musik der Siebziger Jahre, oder?

J: Ja, schon. Eher von den frühen Siebzigern.

Ich höre viel von David Bowie in euren Liedern.

J: Ja, Anfang bis Mitte der Siebziger war eine tolle Zeit für die Musik. Für alles, was sonst so in der Kultur passiert ist, eher weniger. Ich mag es, laute Musik zu hören. Sie ist laut, aber nicht schnell.

Kommen wir mal zurück zu eurem neuen Album: Du hast gesagt, dass euer erstes Album aus einer sexuellen Triebkraft heraus entstanden sei. Das Neue scheint eher von einer emotionalen Triebkraft geprägt. Einige Songs handeln von Schmerz und Hoffnungslosigkeit. „Best Little Secrets" war eine sehr hedonistische Platte und im Hedonismus geht es ja darum, seine Lust zu maximieren und Schmerz zu vermeiden. Auf „Slick Dogs" zelebriert ihr jedoch zumindest teilweise den Schmerz. War es das Ziel, die Alben als Gegenstücke zu konzipieren?

J: Ich glaube, sie sind einfach so entstanden, wir wollten uns einfach nicht wiederholen. Es ist aber eine sehr interessante Beobachtung, das habe ich noch nie von jemandem gehört, und ich denke, damit hast du absolut recht. Aber wir wollten uns wirklich nicht wiederholen, das wollen wir nie. Manche Lieder verweisen auf andere wie z. B. „Misguided Sheep" vom neuen Album, dessen Riff absichtlich sehr ähnlich ist wie das in einem meiner Lieblingslieder „The Grand Apartment", das wir in Frankreich aufgenommen haben. Es war als Brücke gedacht, als weiterführende Erkundung des Themas, aber sonst probieren wir, immer etwas anderes zu machen. Das letzte Album war wirklich ein sehr lustvolles. Also, wenn das letzte Album die Party war, dann ist das neue der Morgen danach (lacht). Jetzt bin ich aber wieder bereit für ein Partyalbum (lacht).

Jason HillUnd das nächste Album ist ja auch schon in der Mache.

J: Ja, und gerade versuchen wir herauszufinden wie genau wir es machen wollen. Wir nehmen wahnsinnig viel auf, wir machen sonst nicht viel anderes. Wir gehen auch nicht viel aus. Wenn ich eine Party will, dann hole ich die Leute zu mir nach Hause oder ins Studio. Du wirst mich also nicht jeden Abend an der Bar finden. Das langweilt mich. Jeden Tag nehmen wir etwas auf oder entsteht ein neuer Song. Wir müssen uns nur entscheiden, wie wir das viele Material herunterbrechen. Vielleicht treffen wir auch keine Auswahl, sondern veröffentlichen ab nächsten Januar einfach jede Menge neuer Lieder.

Da wir vorhin schon über David Bowie gesprochen haben: „Air Traffic Control": Hommage oder Diebstahl?

J: (lacht)

Das erinnert mich einfach so extrem an „Space Oddity".

J: Das Lied wurde ursprünglich schon 2002 geschrieben, lange bevor wir überhaupt Louis XIV gegründet haben. Ich hatte es damals mit einem Freund geschrieben, der Klavier spielt. Ich hatte mit dem Riff angefangen, und ich weiß gar nicht mehr, was genau er eingebracht hat, aber er hat daran mitgewirkt. Brian und ich haben das Lied dann später fertig geschrieben und erst mal liegen gelassen. Der Grund, warum ich es nicht unbedingt veröffentlichen wollte, war die Textzeile „Air Traffic Control" die einfach viel zu stark an „Ground Control" erinnert. Ich mochte es nicht, weil ich nicht wirken will als wolle ich irgendjemanden kopieren. Und ich wusste, dass wir immer mit diesem Vergleich konfrontiert würden.

Damit hattest du nicht mal unrecht.

J: (lacht) Ja, klar. Ich weiß lustiger Weise immer, mit was andere mir ein Bein stellen können. Ich bin mir sehr über meinen Platz in der Welt bewusst und darüber, wie ich Dinge beeinflusse. Ich wollte niemandem die Gelegenheit geben zu sagen: „Das ist ja nur eine billige David Bowie-Kopie." Aber es war letztendlich ein richtig cooler Song. Er entstand nach dem 11. September, was einen großen Einfluss auf seine Entstehung hatte. Es geht darum, sich einsam und isoliert zu fühlen, genau wie bei „Space Oddity". (lacht) Aber ich glaube nicht, dass es Diebstahl war, denn als es das erste Mal rauskam, wussten wir schon von der Ähnlichkeit. Deshalb denke ich, dass es eher eine Hommage ist. Beim Schreiben der Lieder verweise ich immer wieder auf Menschen, die ich mag. In „Ball Of Twine" habe ich The Kinks erwähnt und The Band mit ihrem Album „Music From Big Pink", in „Paper Doll" habe ich „Bang A Gong, Get It On" von T. Rex zitiert. Als diese Lieder geschrieben wurden, hat uns noch niemand beachtet. Mir hat es einfach Spaß gemacht „Danke" zu sagen. Wenn Brian und ich schreiben, passiert alles ziemlich spontan. Das Erste, was uns in den Kopf kommt, bleibt normalerweise auch so. Also entweder distanzieren wir uns dann, weil wir es nicht gut finden oder wir bleiben dabei. Ich weiß gar nicht, was David davon hält. Wir haben mit ihm in New York gespielt, er hatte uns angefragt.

Davon habe ich gelesen. Wie war das denn für euch, ihn zu treffen?

J: Toll. Aber er hatte Grippe.

Da konntet ihr ihm also nicht zu nahe kommen.

J: Ja, ich habe auch ständig Angst davor, krank zu werden. Um ehrlich zu sein, wollte ich deswegen nicht in seiner Nähe sein (lacht).

Was ist denn dein Lieblingslied von David Bowie?

J: „Life On Mars".

Meins auch!

J: Echt?

Ja, es ist einfach großartig!

J: Ja, das ist wirklich eins seiner besten.

Du hast mal gesagt, dass Rock'n'Roll keine Grenzen haben sollte. Ist es heutzutage nicht verdammt schwer, überhaupt noch Grenzen zu finden, die man überschreiten kann?

J: Musik sollte generell keine Grenzen haben. Ich bin aber auch jemand, der Tradition mag, alte Dinge und Geschichte. Ich bin in keinem Fall ein Modernist. Als ich aufwuchs, liebte ich Country Music und Blues. Beide halten sich sehr an eine bestimmte Form, und viele Lieder sind sich sehr ähnlich. Es ist aufregend, sich innerhalb dieser Form zu bewegen, zwar etwas anderes zu machen, die Form aber dennoch nicht zu durchbrechen. Aber Musik sollte trotzdem keine Grenzen haben. Alte Freunde von mir, für die ich in den späten Neunzigern ein Album produziert habe - ich war noch recht jung, und sie waren alle älter als ich - hatten gerade eine schwierige Zeit. Sie waren bei American Records und kurz davor, ihren Vertrag zu verlieren. Das Album sollte ihnen helfen, ihn doch noch zu behalten. Es waren alles großartige Typen. Na ja, jedenfalls hatte ich ein Haus in den Bergen und dort in der Garage mein Studio. Die Jungs kamen, um mit mir aufzunehmen. Ich wollte mit ihnen etwas anderes machen, als was sie davor gemacht hatten. Das war alles super, sehr rockig und aufregend, aber es fing an, irgendwie lahm zu werden. Ich wollte sie also davon wegbewegen, und der Sänger, ein unglaublich talentierter Kerl, meinte an einem Punkt: „Unseren Fans wird das nicht gefallen. Wir können das nicht tun." Für mich war das ein Augenöffner. In diesem Moment habe ich gedacht: Das werde ich niemals sagen! Das ist der Tod eines jeden Musikers...

...seine Fans zufriedenstellen zu wollen.

J: Genau, und sich in eine kleine Kiste einzusperren. Man muss ausbrechen. Wenn man sich als Mensch oder Künstler nicht verändern kann, fängt man an zu verkümmern.

Louis XIV LogoJetzt zur letzten regulären Frage: Welche Figur wärst du in der Rocky Horror Picture Show?

J: Das ist interessant: Wir haben zu ihrem 20. oder 25. Jubiläum in der Hollywood Bowl gespielt. Sie haben uns gefragt und wir waren die einzige Band, die dort aufgetreten ist. Erst haben wir gespielt, und dann haben sie ihre Jubiläumsshow gemacht.

Echt? Wow, hab ich gar nicht gewusst!

J: Ja, ich hatte es auch total vergessen. Es war 2005 oder 2006. Das war echt interessant: wir als einzige Band. Als Leute dann anfingen uns wahrzunehmen, haben mich viele mit, ehm, wie heißt der doch gleich, Tim Curry, also mit der Figur verglichen, die er spielt. Um ehrlich zu sein: Bis zu diesem Abend hatte ich die Rocky Horror Picture Show noch nicht mal gesehen. Jetzt fällt es mir auch selbst auf, dass ich vieles beim Singen so betone wie er.

Ja, besonders auf "Best Little Secrets".

J: Ganz genau. Ich werde auch mit dem Sänger von The Fall verglichen, die ich auch vorher nie gehört hatte. Als ich sie mir dann angehört habe, dachte ich: Oh, ja, das stimmt. Ja, also wahrscheinlich wäre ich die Figur von Tim Curry, wie auch immer die heißt.

Dr. Frank-N-Furter. So, jetzt habe ich noch ein kleines Louis XIV-Quiz.

J: Oh, nein!

Und es steht eine Menge auf dem Spiel: Euer Name! Also solltest du das nicht vermasseln.

J: Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht so viel über ihn wie ich wohl sollte.

Da hast du Glück. Ich werde dir nämlich keine Fragen über ihn stellen, sondern möchte herausfinden wie ähnlich ihr ihm seid.

J: Oh, gut.

Louis XI-Quiz

Le band c'est nous. Will heißen: Wir lassen uns von niemandem sagen, wie wir unseren Scheiß zu machen haben. Antwort: Ja. Das ist sehr wahr.

Ja      Nein      Vielleicht
(2)     (0)         (1)

Uns ist total wichtig, was wir für die Show anziehen und wie wir wirken. Antwort: Ja, ist es uns.

Ja      Nein      Vielleicht
(2)     (0)         (1)

Es soll keine Bands neben uns geben. Antwort: Nein.

Ja      Nein     Vielleicht
(2)     (0)         (1)

Wir lieben es zu feiern. Antwort: Manchmal.

Ja      Nein     Manchmal
(2)     (0)         (1)

Mädels lieben uns, und wir lieben Mädels. Antwort: Ja, ich glaube schon.

Ja      Nein     Vielleicht
(2)     (0)         (1)

10-7 Punkte
Ihr seid die Sonnenkönige: Charmant, selbstbewusst, eitel und mit Anspruch auf Alleinherrschaft lebt ihr ein lustvolles Leben. Gut für euch: Ihr dürft euren Namen behalten!

6-3 Punkte
Ihr habt gewisse Gemeinsamkeiten mit dem Sonnenkönig, könnt ihm jedoch nicht das Wasser reichen. Sorry, ihr müsst einen neuen Namen wählen.

2-0 Punkte
Armselige Betrüger! Ihr habt nichts mit Ludwig XIV. gemeinsam! Ihr müsst euren Namen abgeben und werdet für immer aus Frankreich verbannt. Nun geht mir aus den Augen!

Ergebnis: 7 Punkte.


Glück gehabt, ihr fallt unter die Kategorie 7-10 Punkte und dürft euren Namen behalten.

J: (lacht) Vielen Dank. Fantastisch! Das war sehr interessant.

Auch dir vielen Dank!
  

http://www.louisxiv.net/
http://www.myspace.com/louisxiv

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