The Hoosiers: Die großen „bumfiends“ über Selbstreinigung und Newcomer ohne Profil

The HoosierMan nehme einen recht kurz geratenen Ben-Stiller-Lookalike, einen Schnurrbartträger und einen hm... Schweden und man hat: nein, nicht die Besetzung eines „Revenge of the Nerds"-Sequels, sondern einen der nettesten, lustigsten, schrägsten und frischesten Pop-Importe aus der Indie-Export-Nation Nummer Eins, dem Vereinigten Königreich.
The Hoosiers waren vor kurzem auf Stippvisite in deutschen Landen, um ihr Debütalbum „The Trick to Life" vorzustellen, das hiesige Hörerschaft ab Ende 2008 legal als Hardware erstehen kann.
Computer- und Playstationjunkies mögen sich schon gefragt haben, von wem der comicbunte Headlinersong auf dem neuen FIFA 08 Game von EA Sports sein mag. Eben von diesem britisch-schwedischen Triumvirat, namentlich Irwin Sparkes, Alphonso Sharlando und Martin Skarendahl.
Ich hatte die Möglichkeit mich mit 2/3 der Band über Popos, Spiderman und die Backstreet Boys zu unterhalten.

Ist das euer erstes Mal in Deutschland?
Alphonso: Wir waren schon einmal hier. In Leipzig auf der Games Convention. Ein Auftritt. Na ja, es war eigentlich gar kein richtiger Auftritt. Wir haben gespielt und die Kids sind an uns vorbeigelaufen, um zu den coolen Spielen zu kommen. Sie haben uns nicht wirklich zugehört.


Das hätten sie mal besser. Wie gefällt es euch denn bisher?
Martin: Es ist wirklich gut. Ganz besonders gefällt es uns, Interviews zu geben, weil deutsche Musikjournalisten viel mehr Interesse an den Liedern zeigen als an dem Leben drum herum und irgendwelchen Sensationen, wie es in England der Fall ist. Deswegen genießen wir es, endlich mal mehr über die Musik zu reden.
Alphonso (gespielt ernsthaft): Aber, wenn du über unseren Lebenswandel reden willst, können wir das auch gerne tun. Schreib einfach deine Fragen um.


Ach, nee du, passt schon. Wie ist denn das Publikum so?
Alphonso: Auch sehr gut. Wir hatten bisher drei Auftritte und nur Berlin war nicht so voll. Wir hatten viel zu tun. Alle sind sehr respektvoll und klatschen mit.


Singen auch schon einige bei den Liedern mit?
Alphonso: Ein paar, die hauptsächlich von den britischen Armeestützpunkten kommen. Viele sind den ganzen Weg von diesen Camps angereist. Und die anderen singen mit und versuchen, die Wörter zu verstehen. Ist richtig toll!


Auf eurer MySpace-Seite postet ihr regelmäßig Blogs. In dem letzten hast du auf Deutsch geschrieben. Na ja, zumindest sollte es wohl Deutsch sein. Und da stand, Martin sei ein ‚großer bumfiend'. Was soll das denn bitte heißen? Das ist kein deutsches Wort.
Alphonso (lacht): Na ja, weiß ich auch nicht genau. Er mag ‚bums'. [Anm. d. Red.: bum heißt auf Deutsch Popo] (lacht noch mehr)
Martin (leicht errötend und in einer Verteidigungshaltung): Wir schreiben jetzt schon seit eineinhalb Jahren Blogs und oft ist es einfach nur Mist.
Alphonso: Wenn ein paar Sätze hintereinander Sinn ergeben, habe ich das Gefühl, langweilig zu werden. Also schreibe ich einfach Mist.


Ich mag eure Posts. Die sind echt lustig. Die Art wie ihr Sprache verwendet finde ich einfach unglaublich. [Geheimtipp der Redaktion: wenn ihr mal wieder richtig lachen wollt, schaut euch die Blogs der Hoosiers auf ihrer MySpace-Seite an!!!]
Alphonso (geschmeichelt): Ach, echt?


Es ist einfach zu komisch, das Zeug zu lesen.
Alphonso: Wir haben uns über die Jahre weiter entwickelt. Am Anfang haben wir einfach E-Mails an unsere Fans geschrieben, in denen wir sie aufgefordert haben, zu unseren Konzerten zu kommen. Dann wollten wir es einfach etwas lustiger gestalten. Und jetzt fangen wir an, so zu werden wie wir sprechen. Manchmal entwickeln wir eine eigene Sprache, die überhaupt keinen Sinn ergibt.


Durch eure Posts und Lieder habe ich ein Bild von euch entwickelt, in dem ihr diese sehr komischen mittelalterlichen Hofnarren seid.
Alphonso: Das gefällt mir.


Habt ihr eine besondere Beziehung zu dieser Zeit? Euer Lied ‚Run Rabbit, Run' klingt zum Beispiel wie ein mittelalterliches Minnelied.
Alphonso: Das ist wohl der Takt. Aber, nein, nicht wirklich. Wir versuchen einfach nur gegen diese Bands anzukämpfen, die so düster daher kommen. Ich meine, einige von denen machen wirklich gute Musik, aber sie sind alle so ernst. Wir kämpfen dagegen an, weil wir nicht so fotografiert werden wollen, dass wir besonders cool aussehen... (gibt mir diesen „ich-sehe-besonders-cool-und-sexy-aus Blick")
Martin: Man muss man selbst sein, sonst ist es nicht echt. Wir haben einfach gerne Spaß, weißt du? Wir genießen es, weil wir wissen wie viel Glück wir haben, mit unserer Band in dieser Position zu sein und dass es nicht immer so weiter gehen wird. Deswegen wollen wir so lange es geht, Spaß dran haben.
Alphonso: Aber die musikalische Seite nehmen wir schon sehr ernst. Wie die Texte zu schreiben und ein Album zusammen zu stellen.


Schreibt ihr die Lieder zusammen oder gibt es einen Chef-Songwriter?
Alphonso: Es gibt einen Chef-Songwriter für jeden Song. Einer von uns hat eine Idee, und dann bringen wir drei sie in ihre endgültige Form. Wir haben alle schon geschrieben und das hilft. Schon ein Lied zu schreiben setzt einen unter Druck, aber alleine ein ganzes Album zu schreiben...
Martin: Außerdem haben wir dadurch Wettbewerb und das ist in jeder Hinsicht gut. Wir zeigen uns gegenseitig Lieder, an die wir geschrieben haben und arbeiten dann an den Besten.


Mr. A ist für mich die perfekte "Ex-Freund-Hymne". Ist der Song auch so gedacht?
Alphonso: Er handelt einfach davon, jemandem ‚Auf Wiedersehen' zu sagen, der einem auf die Nerven gegangen ist oder etwas Schlimmes angetan hat. In unserer Welt ist Mr. A so ein Typ, der von allem eine Ahnung hat. Jemand, der angefangen hat, nur nach praktischen Gesichtspunkten zu beurteilen, wodurch alles lieblos geworden ist. Alles besteht nur aus Wissenschaft und Mathematik.
Martin: Menschen wollen so etwas nicht. Sie wollen Rätsel und Geheimnisse und nicht alles erklärt bekommen.


Das sind echt die Schlimmsten: Leute, die zu jedem Thema etwas zu sagen haben.
Alphonso: Ein Mädel hat uns vor kurzem eine Nachricht geschickt, in der sie meinte, dass Mr. A ihr geholfen hat, darüber hinweg zu kommen, dass ihr Freund sie verlassen hat. Sie nannte ihren Freund Mr. Arsehole.


Ach, ist das dann, wofür das ‚A' wirklich steht?
Alphonso: Nein, es steht eher für Myster-y.
Martin: Und auch für Typ-A Persönlichkeit.
Alphonso: Ja, eine Typ-A Persönlichkeit ist jemand, der wettbewerbsorientiert ist, genau weiß, was er will und sonst auch alles. Und all das ist Mr. A.


In dem Video zu Mr. A seid ihr als Superhelden verkleidet. Wenn ihr im echten Leben welche wärt, welche speziellen Fähigkeiten hättet ihr dann gerne?
Martin: Vielleicht die Fähigkeit der Selbstreinigung. Dann müsste ich mich nicht duschen oder die Zähne putzen. Spart 'ne Menge Zeit. Ich glaube, das wäre eine gute Fähigkeit.
Alphonso: Ich würde mich fürs Fliegen entscheiden. Ich weiß, das ist ein bisschen langweilig, aber es wäre unglaublich. Ich nehme Fliegen.


Wofür, glaubt ihr, würde sich Irwin entscheiden?
Martin: Er mag Spiderman. Ja, er würde wahrscheinlich Spinnenweben machen wollen, um Leute zu fangen.
Alphonso: Wenn er wirklich die Möglichkeit dazu hätte, würde er sich 'ne Menge Ärger einhandeln. (lacht)

Martin: Ich glaube, er will Spiderman sein.


Im Internet habe ich etwas Lustiges gelesen und zwar, dass die Backstreet Boys eins eurer Konzerte gesehen haben und es so gut fanden, dass sie euch helfen wollen, in den USA groß raus zu kommen. Haben die sich schon bei euch gemeldet?
Martin: Wir sind bei demselben Plattenlabel, sie sind zu unserer Album Lauch Party gekommen und haben uns unseren VIP-Raum gestohlen.
Alphonso: Wir sind noch nicht mal mehr rein gekommen, obwohl das unserer war. Aber sie sind nun mal wichtiger als wir.


Die sind nicht wichtiger als ihr! Das ist eine absolute Fehleinschätzung.
Martin: Sie haben zwar gesagt, dass ihnen unsere Lieder gefallen haben, aber ich weiß nicht, ob sie uns irgendwie helfen würden.
Alphonso: Sie mochten ‚The Hoosiers' und ‚Mr. A'. Vielleicht erzählen sie in Amerika von uns. 


Dann seid ihr ja vielleicht das ‚Next Big Thing' im Boygroup-Bereich in den Staaten und macht nur noch Videos, in denen ihr euch im Regen aalt.
Martin: Na ja, dafür müssten wir uns aber einigen Schönheit-OPs unterziehen.
Alphonso: Wir können das! Sehr gut, ja. (versucht ein sexy Posing für ein Foto-Shooting und erinnert dabei frappierend an Ben Stiller in „Zoolander") Das bringt viel Geld. Solange man Lieder schreibt.


Das müsst ihr ja nicht mal, wenn ihr eine Boygroup seid.
Alphonso: Richtig.


The HoosierEs wäre so viel einfacher. An eurer Stelle würde ich mal drüber nachdenken. Aber ich habe noch etwa anderes gelesen: die BRIT Award Bosse machen sich Sorgen darüber, dass die Wettbewerbsteilnehmer für die Kategorie ‚British Breakthrough Act' im nächsten Jahr nicht an das Profil der Teilnehmer aus den vergangenen Jahren heranreichen. Ihr seid auch darunter. Was denkt ihr, wenn ihr so was Blödes lest?
Martin: Im Allgemeinen ist es uns egal, was Leute schreiben, weil wir wissen, dass es ihr Job ist, Sensationelles zu schreiben. Ich weiß nicht, wie hoch der Wahrheitsgehalt davon ist. Auch wenn es wahr wäre, hätte ich nichts dagegen, weil es schon unglaublich ist im selben Satz wie die BRIT Awards genannt zu werden.
Alphonso: Ich finde es etwas eigenartig, weil wir - sollten wir gewinnen -  ein Newcomer wären. Und wenn man ein Newcomer ist, braucht man kein „Profil" zu haben. Man sollte neu sein und noch nicht lange im Licht der Öffentlichkeit gestanden haben.


Jetzt, da wir zum Ende kommen habe ich noch ein „Hoosiers-Quiz" für euch. Ich beziehe mich damit auf Dustin, den „echten Hoosier", der sich auf eurer MySpace-Seite darüber beschwert hat, dass ihr ja gar keine echten Hoosiers seid, weil ihr nicht aus dem Staat Indiana stammt.
Alphonso: Oh ja, der „Echte".


Er meinte, ihr solltet euch einen neuen Namen suchen.
Alphonso: Du hast dich ja prima informiert.


Klar doch! Also, wenn ihr den Test nicht besteht, müsst ihr euch einen neuen Namen aussuchen.
Martin + Alphonso (lachen): Okay.



Das Hoosiers-Quiz
Ich weiß, dass ihr das wisst, wollte euch aber einen Vorsprung geben: woher kommt der Name „Hoosier"?
Alphonso (ganz ernsthaft): Es kommt von dem Staat Indiana.


Schon klar, aber woher kommt der Begriff "Hoosier"?
Martin: Ich glaube, es gibt viele verschiedene Theorien und niemand weiß genau, woher er ursprünglich kam. Einige meinen, er käme aus der Zeit des Bürgerkriegs, als Leute an die Türen geklopft haben und die Bewohner der Häuser fragten: „Who's there?"
Alphonso: Und dann gibt es das französische Wort „hosier", das „faul" bedeutet.


Wann trat Indiana den Vereinigten Staaten bei?
Alphonso: An welchem Datum? Wow!


Es würde genügen, wenn ihr das Jahr wüsstet.
Alphonso: 1704.
Martin: Das glaube ich nicht. Eher 1760.


Es war 1816.
Alphonso: Wir waren nah dran.
Martin: Ungefähr zu der Zeit war Napoleon der Kaiser von Frankreich. Möglicherweise wurde er von den Hoosiers gestürzt und nach St. Helena geschickt, wo er seine letzten Jahre verbrachte.


Jetzt willst du mir wohl zeigen, was du alles weißt.
Alphonso (leicht verächtlich): Er hört sich gerade ein Hörbuch über Napoleon an.


Was ist der höchste Punkt in Indiana?
Alphonso (gequält): Ach, komm schon!


Ich geb euch einen Tipp...
Alphonso: Indianapolis..., Indiana High Point.


... nein, es ist euer Name...
Martin: Hoosier Peak.


Nicht Peak.
Alphonso: Hoosier Hill.


Du weißt es! Super! Nennt mindestens zwei berühmte Persönlichkeiten, die geborene Hoosiers sind.
Alphonso: Michael Jackson.
Martin: David Letterman.


Gut. Und auch James Dean, Cole Porter und Axl Rose. Letzte Frage: was ist das offizielle Lied des Staates?
Martin: Ich denke, es ist ‘Corn in the USA'. (sehr guter Witz, denn Indiana wird auch das „Corn State" genannt)
Alphonso: Keine Ahnung.


Es ist: ‘On the Banks of Wabash, far away'. Ihr habt drei von fünf richtig.
Alphonso: Haben wir bestanden?


Ja.
Alphonso: Also können wir den Namen behalten?


Ja, aber wenn ihr einen neuen aussuchen müsstet, was wäre der?
Martin: ‘Lukewarm and the Conflicting Opinions'.


Sehr einprägsam.
Martin: Oder ‘Robbie Rocket and the Rocket Surgeons'.



www.myspace.com/thehoosiers
http://www.thehoosiers.co.uk/