Sebastian Sturm and Exile Airline - Get up & get going

sturm_getupDas Artwork macht einen archaischen, fast schon biblischen Eindruck. Dieser Anschein täuscht nicht völlig.

 

Denn einerseits gibt sich Sebastian Sturm auf seinem inzwischen dritten Album als Tröster und Seelsorger, was bereits der Opener „Get going“ unterstreicht und „Get up & get going“ zum Muss für alle macht, die derzeit echt Scheiße am Bein haben. Andererseits ist der neue Output tief verwurzelt in den Anfängen des Roots Reggae. Sturms Faible für frühzeitlichen Reggae überrascht nach seinen ersten beiden Alben überhaupt nicht. Doch erscheint „Get up & get going“ musikalisch atmosphärischer und noch mehr in sich selbst ruhend als seine Vorgänger. Was es wiederum noch besser mit den Inhalten verzahnt.

Ein stimmiges Gesamtwerk also. Und dass, obwohl Sebastian sich entschieden hat, der langjährigen Begleitband Jin Jin, dem deutschen Reggae-Dinosaurier, und seinem Hausproduzenten Martin Pauen den Rücken zu kehren. Mit den Jungs von Exile Airline hat er jedoch eine großartige Wahl getroffen. Das Wort vom Ersatz verbietet sich jedem, der „Get up & get going“ durchgehört hat.

Begeisternd die Harmonies von Danger Dan und Moses C, die man im Vorfeld bei unplugged-Auftritten von Sebastian Sturm bereits zu schätzen gelernt hat. Brillant auch die unauffällige Präsenz und zurückgenommene Eleganz der Band, die in dieser Hinsicht fast schon an die großen Tage der Roots Radics erinnert. „Get up & get going“ ist eine grandiose Verarbeitung musikalischer Tradition geworden. Die Band scheint äußerst genau studiert zu haben, was zwischen 1968 und 1982 im Reggae passiert ist. Das Album wirkt wie das Produkt der Exegese tausender alter Scheiben und zaubert etwas wie Ghetto-Mentalität auf den Plattenteller, was im Reggae immer noch als Auszeichnung gilt.

Dass dabei nicht nur epigonales Gehampel entstanden ist, beweist ein Track wie „Life was a bubble“. Und selbst wenn: Das Gros der Sturm-Fans wird aufgrund ihres Alters die Vorbilder vielleicht gar nicht kennen und somit deren Einfluss auch nicht erkennen

Einen ersten Eindruck gibt das Video zur "Get up"-Session:

Erscheinung: 2011 (14.10.)
Label: Rootdown Records
www.sebastian-sturm.com