V. A. - Babylon Central

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Die Theorie: Macht ein DJ einen Kinofilm, ist der Protagonist DJ und der Soundtrack besser als der Film.

Mit "Babylon Central" schmeißt Eric Hilton sein Filmdebüt auf den Markt, nachdem er bisher mehr als die Hälfte des DJ-Duos Thievery Corporation bekannt war. Und tatsächlich steht im Mittelpunkt der Geschichte der DJ Sebastian, der zum Broterwerb tagsüber in Washington Kurierfahrten auf seinem Roller absolviert und aufgrund einer vergessenen Auslieferung in üble, babylonische Machenschaften verstrickt wird.

Es geht im Film also um das westliche, korrumpierbare Wertesystem, das die Rastafarians in Anlehnung an das alte Testament so gern als Babylon bezeichnen. Was liegt da näher als den Soundtrack ein wenig Reggaegeist versprühen zu lassen? So starten die Washingtoner Bad Brains mit "Leaving Babylon" und greifen dafür auf einen Klassiker des Reggae zurück: Auf das von Junjo Lawes produzierte, von Scientist gemixte und von Barrington Levy gesungene "Love Sister Carol". Killer, Killer, Killer! Und Hilton gräbt weiter in der jamaikanischen Schatztruhe und findet für seinen Soundtrack beispielsweise den "79 Rock" der Revolutionaries, in der zweiten Hälfte der 70er Jahre Hausband des legendären Channel One Studois in Kingston und Ausgangspunkt der großartigen Karriere von Sly & Robbie. Geht es um Babylon darf natürlich keinesfalls "I chase the devil" fehlen, ein Track von Lee Scratch Perry, 1976 eingesungen von Max Romeo für sein denkwürdiges Album "War ina Babylon"(sic!).

Eine sehr coole Auswahl, die keinesfalls im Reggae hängenbleibt, sondern auch Jazz und Soul ins Boot holt, wofür unter Anderen Nostalgia 77 mit Ben Lamdin steht, der stark mit dem Soul-Label Tru Thoughts aus Bristol verbandelt ist. Oder auch Mike James Kirkland mit schwülstigem 70er-Soul bei "Hang on in there", das an die teils ausufernden Stücke von Isaac Hayes erinnert.

Eine wirklich gelungene, sehr unterhaltsame Zusammenstellung von 17 Tracks, die es dem Film tatsächlich schwer macht, gleich zu ziehen. Die Theorie scheint sich zu bestätigen. Ich muss allerdings gestehen: Ich habe vom Film nur die ersten 20 Minuten geschafft. Die sahen wahrhaftig eher nach dem Jahresabschlussprojekt des Filmclubs Werdohl aus.

Erscheinung: 2010 (24.09.)
Label: ESL Music
www.babyloncentralfilm.com
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