Dub war zu Beginn der 1970er schweine innovative Popmusik. In seinen reifen Jahren kann er das heute natürlich nicht mehr sein. Muss er auch nicht. Der Dub hat aber immer noch genügend Frische, selbstredend auch, weil sich die Popbranche mit wirklichen Neuerungen in den letzten Jahren sehr schwer tut. Was der Dub dieser Tage noch so drauf hat, zeigt uns Toningenieur Digital Ancient.
Das amerikanische Label Lustre Kings hat den Erfolg ihres ersten Dub-Albums „Infinite Dub“ zum Anlass genommen, eine weitere Ausgabe auf den Markt zu bringen, unter dem Titel „LK in Dub Vol. 1“. Ist die Ähnlichkeit im Titel mit dem vielleicht erfolgreichsten Dub-Album aller Zeiten „LKJ in Dub“ von 1980 nur Zufall?
Jedenfalls hangelt sich „LK in Dub Vol. 1“ zunächst einmal an alten Standards und Traditionen entlang. In der ersten Hälfte haben wir es mit klassischem Roots-Dub zu tun, der manchmal ein wenig an Jah Shaka erinnert („Fortune teller Version“), manchmal deutlich an Augustus Pablo („Liberation Version“), ein anderes Mal wie getunter Mickey Dread klingt. Da wundert es nicht, dass ein Roots-Profi wie Lutan Fyah einige Riddims bereits für sich und seine Songs wie z. B. „Woman of principle“, „Ithio first“ oder „Don’t waste your time“ entdeckt hat.
Nach der Halbzeit zieht Digital Ancient aber andere Seiten auf. Für die „Join us Version“ stellt er einer kühlen Keyboardmelodie eine Bluesrock-Gitarre entgegen. Der „Future flow Dub“ macht seinem Namen alle Ehre und hört sich beinahe nach Electro-Nyabinghi-Drumming an. Ein polyphones Pluckern über einem Wummerbass. Die „Talking drum Version“ dagegen verwirrt durch ihren Titel, ist es doch ein dancehalltauglicher Computer-Drum-Riddim. Der „Set dem free Dub“ ist fast so etwas wie ein Bindeglied zwischen den klassischen Nummern und diesen Neo-Dub Komponenten.
„LK in Dub Vol. 1“ ist ein klasse Dub-Album, weil Digital Ancient seinen Namen zum Programm macht. Angenehmer, abwechslungsreicher Dub. Reich an Vorbildern, vorbildlich reich an Zeitgemäßem.