Unsinn babbeln

ImageMan mag es kaum glauben, welche Macht und welchen Einfluss die Fußballfans dieser Tage haben. Wir scheinen der wahre Souverän des deutschen Fußballs zu sein.

Schließlich geht Herr Watzke aus Dortmund bereits seit Längerem mit der Fanmacht hausieren. Er kam auf die vielversprechende Idee, sich die Spitzenleistung der BVB-Fans bezahlen zu lassen. Das spielerische Vermögen seiner Truppe reicht seit einiger Zeit nicht mehr aus, um an das Tabellenplatz gebundene Fernsehgeld zu gelangen. Also ersann der fitte Vorstand der Borussen einen neuen Verteilungsschlüssel, der auf dem Fanpotenzial fußt und die Dortmunder daher auf vordere Ränge der Geldtabelle katapultiert. Ohne Frage: Herr Watzke wird mit dem akquirierten Zaster sicher die Bezahlfernseh-Abos seiner treuen Dauerkartenkunden sponsern.

Auch in Stuttgart macht sich der uneinige Vorstand die meuternde Anhängerschar zunutze. Der in der letzten Saison noch hymnisch gefeierte Trainer Babbel war aufgrund der Proteste selbstverständlich nicht mehr zu halten. Der sichtlich frustrierte Coach griff diese These nach seiner Entlassung auf, und machte eine kleine Horde von Idioten, die seine Spieler wüst beschimpften ("...wir bringen euch um, wenn ihr absteigt..."), mitverantwortlich für seine Entlassung, bezichtigte zudem die Fans der Heuchelei im Anbetracht des kürzlichen Todes von Robert Enke. Der Blick nach Stuttgart wirft allerdings die Frage auf, wie die Heuchelei der Stuttgarter Verantwortlichen noch zu toppen ist, dem Trainer den Job bis Weihnachten zu garantieren, ihn trotzdem zu entlassen und wenige Stunden später bereits den neuen Übungsleiter zu präsentieren. Bösmeinende werden es Markus Babbel sicher auch als Heuchelei ankreiden, nun in aller Ruhe die Trainerschule beenden zu können, um demnächst gut dotiert erneut in dieses so gemeine Geschäft einzusteigen.

Denn schließlich hat sich Babbel nicht wirklich in Misskredit gebracht, indem er den kaum vergangenen, tragischen Tod Robert Enkes für seine persönliche Frustbewältigung in ganz mickriger Art und Weise instrumentalisierte. Man wünscht sich als Fan dann doch, die Macht zu haben, derartige Geschmacklosigkeiten angemessen zu bestrafen zu können.