Letztens meinte einer, er könne sich an Reggae mit deutschen Texten nun überhaupt nicht gewöhnen. Ich empfahl Die Zuagroastn. Denn Deutsch hört man bei den Tirolern nun wirklich nicht raus.
Bei "..mei Liad geat aussi von mia zua dia..." kann der Hochdeutsche noch mühsam folgen, doch das "Si wü mi" bedeutet, dass das Mädchen scharf auf dich ist, verlangt eine besondere Transferleistung. Liebhaber der jamaikanischen Volksmusik müssen sich dennoch nicht groß umstellen. Die Zuagroastn bieten Roots im Rub-a-dub-style und Dancehall, gemischt mit Volks- und Weltmusikelementen, und zeigen uns also, wo bei der Globalisierung der Hammer hängt. Man merkt, der Bandname ist mit Bedacht gewählt, aussagekräftig und mit dem Aha-Moment versehen. Sind wir nicht überall irgendwann einmal fremd...seufz?
Die Zuagroastn glänzen mit sattem Sound, der vermutlich dem Produzenten Sam Gilly von den Landsmännern House of Riddim zu verdanken ist. Echte Alleinstellungsmerkmale fehlen der Musik trotz manch ungewöhnlicher Idee dennoch, aber Wiedererkennung ist gegeben, besonders durch die Charakterstimme von Annabella, die einen Tune wie "Fiavawaan" prägt und den Opener "No. 1 sound" veredelt.
Die ehemaligen Straßenmusiker verstehen es, Dancehall-Spaß mit Hans-Söllner-Attitüde zu fetten Riddims zusammen zu schrauben. Wer des Tirolischen nicht mächtig ist, wird nicht unbedingt Kopfnicken, kann aber tanzen, tanzen, tanzen.
Erscheinung: 2009
Label: Soulfire Artists
www.zuagroastn.at/
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