Naturidentischer Fußball

ImageViele werden sicher noch Mamas erhobenen Zeigefinger vor Augen haben. Junge, wasch' dich und zieh' dir frische Socken an, bevor du zum Arzt gehst. Diese Vorgaben scheinen ein wichtiger Bestandteil der im Weltfußball berühmt-berüchtigten "deutschen Tugenden" geworden zu sein. Der germanische Fußballprofi zieht gern ein frisches Trikot an, wenn er zum Dopingarzt zitiert wird.

Das wird der Bundesligadoktor gar nicht bemerken. Da er nämlich keine Unterstützung hat, wie in anderen, bösen Sportarten üblich, muss er seine ganze Konzentration darauf fokussieren, vier pinkelnde Profis zu überwachen. Schwierig. Letztendlich aber unwichtig, weil die Bundesliga ein Hort der Rechtschaffenheit ist und Doping ein Wort, das dem Fußball so fern ist wie die deutsche Sprache dem Kisuaheli. Diese Meinung scheint auch offiziell weit verbreitet zu sein, lauscht man den Worten von Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick, dessen Schilderungen einer Dopingkontrolle in der Bundesliga mehr an eine Skatrunde bei Onkel Paul erinnern als an ein offizielles Verfahren.

Was soll denn auch das Misstrauen? Gerade im Fall Hoffenheim ist Leistungssteigerung durch unerlaubte Substanzen ausgeschlossen. Denn das einzige Bundeligadorf hat vermutlich nicht mal eine Apotheke. Der bewundernswerte Hoffenheimer Hochgeschwindigkeitsfußball ist das Resultat unendlicher Trainingsarbeit. Schwarze Schafe, die keine Lust auf die tägliche Plackerei haben, aber trotzdem zur ersten Elf gehören möchten, nehmen keine Pülverchen, sondern lösen sich vor den Augen ihrer ehrlichen Mannschaftskollegen in Luft auf. Gleich nachdem der Liebe Gott vom Himmel gefahren ist, um die Weltwirtschaftskrise zu beheben. Von unserem Ex-Bundestrainer wissen wir doch, maximales Leistungsvermögen wird erreicht durch einen 250-köpfigen Trainerstab und mit Buddhas Hilfe. Sowie einer optimalen medizinischen Betreuung im Sinne Mutter Teresas. Es hat doch einen Grund, dass Bayer 04 lediglich für Aspirin Werbung läuft.

Man sieht also: Doping ist kein Thema im deutschen Fußball. Schließlich gab es bekanntermaßen jahrzehntelang auch keine Berührungspunkte zwischen deutschem Fußball und Nationalsozialismus, zwischen deutschen Fußball und Antisemitismus, und niemals, nie, nie, nie wird es ein Problem Fußball und Homosexualität geben.