Messenjah Selah - Breaking Babylon curse / Norris Man - Know the road

Oh, Babel!Der geachtete Musikkritiker (u. A. intro, Musikexpress) und selbsternannte, staatlich anerkannte Reggaehasser Ralph Buchbender schrieb neulich über ein Klassikeralbum des Reggae-Genres, dass „die ewig gleichen Parolen nervten[,] ebenso wie der an Abwechslungsreichtum arme Offbeat". Mit solchen Urteilen ist der Reggae seit seiner Entstehung geschlagen, insofern erzählt uns Herr Buchbender nichts Neues. Zur Freude Aufrechter ist die jamaikanische Volksmusik trotzdem nicht tot zu kriegen.

Das beweist Messenjah Selah mit seinem Debütalbum „Breakin Babylon curse". Wie bereits der Titel verrät, ist es voll mit den „ewig gleichen Parolen": Africa und Babylon, Liebe und Hass, wir und sie. Alles verpackt in astreinem, kompromisslosen Roots-Reggae. Deswegen bespielt Messenjah Selah auch zwei auf den Virgin Islands produzierte Riddims („Two face", „Unseen corruption"), denn die amerikanische Exklave in der Karibik mit Produzenten wie Tippy Alfred gelten derzeit als Geheimtipp in Sachen Roots. Die Qualität aller zugrunde liegenden Riddims ist derart hoch, dass man sich mehr von den nur manchmal zaghaft angedeuteten dubwise-parts wünschte („Dirty house").

„Breakin Babylon curse" ist für die Buchbenders dieser Welt sicher der gleiche Scheiß wie vor 30 Jahren, alle anderen, die sich mehr Zeit nehmen, werden erkennen, dass hier kein Roots mit Bart geboten wird, sondern eine zeitgemäße Entwicklung dieses Musikstils, schön zu hören bei dem von Moon Bain produzierten „Focus", das mit Autotune experimentiert, dieser automatischen Tonhöhenkorrektur, deren Einsatz als Effekt zurzeit größte Hipness im Reggae dokumentiert. Wer es also bisher nicht zum staatlich anerkannten Reggaehasser gebracht hat, kauft sich „Breaking Babylon curse" und holt sich damit etwas Wohlgefühl ins Haus.

Fresse hauen?Ähnliches gilt für das neue Album „Know the road" von Norris Man, der allerdings mit seiner Außendarstellung Kritikern des Reggae in die Karten spielt. Der Verehrer von Chuck Norris (Norris Man: sic!) pflegt immer noch sein Karate-Image, das im Cover aufgegriffen wird. Die künstlerische Gestaltung ist daher mit der eines Flyers für ein Sushi-Taxi in Schmallenberg vergleichbar. Aber: Don't judge a book by its cover!, eine dieser "ewig gleichen Parolen". Auch Norris Man bietet sauberen Roots und kultiviert auf "Know the road" seinen Singjay-Style in der Tradition von Big Youth und Tony Rebel. Obwohl er z. B. bei „Blessing is all yours" und „We try" auf die gleichen Riddims zurück greift wie Messenjah Selah, erlangt er mit seinen Bearbeitungen nicht die gleiche Frische und Zeitgemäßheit wie der Newcomer. Trotzdem reicht es für Sonne im Herzen.


Erscheinungen: 2009
Label: Lustre Kings www.lustrekingsproductions.com/
www.myspace.com/norrisman1
www.myspace.com/selahmusic