Trettmann trifft Soulforce - Heckert Empire Mixtape

Ihr habt keinen Grund, Verve und Esprit, Witz und Spritz mit Reggae in Verbindung zu bringen? Das ist doof. Wirklich doof.

Dann empfiehlt sich das neue Material des Tanzhallenrockers Trettmann aus Leipzig. Der bisher eher als Clown verschriene Ronny Trettmann hat gemeinsam mit den Krefelder Jungs von SoulForce ein extrem unterhaltsames Mixtape vorgelegt. Dort paart sich viel Ironie mit Inhalt, und selbst Ronnys Slackness hat etwas Liebenswertes. Damit machte er einen deutlichen Schritt weg vom Klamauk und geht zudem musikalisch in Siebenmeilenstiefeln.

Das Mixtape versammelt neue Tracks von Trettmann und altes Material in frischem Remix von SoulForce und ist damit das ultimative Ding für Trettmann-Einsteiger. Der Bogen spannt sich von purem Dancehall ("Mei sound") über Verschnitte mit Akustikgitarre ("Applaus"), Soulfunk-Einschüben ("Wochenende", "Heute nehm isch mir die Zeit") bis zu Kombinationen mit Studio One Playbacks in "Krankenschwester", ein Tune, der zum würdigen Nachfolger des gleichnamigen Klassikers von Gregory Isaacs werden kann. Wenn wir schon bei alten Recken sind: In "Chronic" treibt bereits die schnöde Anwesenheit Trettmanns den Veteranen Junior Reid in den zweiten Frühling. Die Krönung ist jedoch der Titeltrack "Heckert Empire" auf dem Airwolf-Riddim der Österreicher Luke R.I.C.H. Dieses Teil ist der Inbegriff von allem, was als fett zu bezeichnen ist. Das ist Granaten-Dancehall mit technischem Schnickschnack auf Höhe der Zeit.

Bleiben wir beim Bild der fetten Tracks, ist das "Heckert Empire Mixtape" konkret übergewichtig. Es lebt von seinen vielen Einflüssen, ohne sich dabei in einem Stilgepampe zu verlieren. Es wirkt organisch-homogen wie die Ernährungstipps von Dr. Bankhofer. Es war nicht zu erwarten, dass derart Lebendiges und Richtungsweisendes aus dieser Ecke kommt, auch wenn es meiner Reputation als Rezensent gut täte, so zu tun, als hätte ich Trettmanns Meisterwerk schon immer im Urin gehabt.

Das Mixtape zu kaufen ist dringend angeraten. Für alle, die Reggae und Dancehall in ihr Herz geschlossen haben sowie für diejenigen, die's noch nicht getan haben. Besonders für alle, die Grund haben, Peter Fox für 'ne Nummer zu halten. Das ist nämlich doof. Ziemlich doof.


Erscheinung: 2008
Label: Soulforce
www.myspace.com/ronnytrettmann
Zu kaufen bei SoulForce