Daniel Joel Diego Zdebel

ImageDas Publikum des Bochumer Bundesligisten ist nicht bekannt für überschäumende Leidenschaft, sondern mehr für stille Leidensfähigkeit. Der Jubel ist leiser, aber auch das Grummeln unauffälliger. Diese Mittelmäßigkeit mag auch mit der überschaubaren Anzahl der Fans an der Castroper Straße zusammenhängen, passt aber perfekt zur Mannschaft. An seltenen, guten Tagen allerdings sind Anhänger wie Mannschaft zu Großem fähig.

Einen solchen guten Tag erwischten die Fans des VfL am Sonntag beim Rückrundenstart. Der den Freunden der Blauweißen durch die Hauptakteure nicht vermittelte, vielleicht nicht zu vermittelnde Rausschmiss des beliebten Kapitäns Thomas Zdebel trieb die Leute zu einer Aktion, die im Umfeld eines Fußballstadions schon fast als feingeistig zu bezeichnen ist. Tausende Plakate mit Zdebels Rückennummer 8 reckte die Ostkurve den Verantwortlichen stumm entgegen. Dazu wirkte Stadionwurst Sprecher...sorry...Stadionsprecher Wurst reichlich verunsichert als bei der gemeinsamen Mannschaftsaufstellung auf jeden der elf Vornamen ein lautes Zdebel der Kurve folgte. Dem Wurst hatte die Führung offensichtlich keine Direktive an die Hand gegeben, ob er dem Unmut der Fans ein weiteres Forum bieten sollte oder die Mannschaftsaufstellung besser nach der Vier abbricht.

Mit der Aktion ist den Anhängern ein eindeutiges Statement zur aktuellen Vereinspolitik gelungen, ohne sich unterstellen lassen zu müssen, die Mannschaft nicht adäquat im Abstiegskampf unterstützen zu wollen. Dass die bitterböse Ironie nicht bei den Verantwortungsträgern ankam, verstärkt den Eindruck, den die Zdebel-Entlassung andeutete. Der VfL scheint mit einer hochgradig unfähigen Führung geschlagen zu sein. Thomas Ernsts Erwiderung, die Fans verstünden ihn nicht und er nicht die Fans, zeugt von dem tiefen Wunsch des sportichen Leiters, den er sich als Torwart nie erfüllen konnte: Einmal im Abseits zu stehen. Der einstige Publikumsliebling Gustl Ernst mausert sich zum Hans-Wurstl.

Zieht man den verständnislosen Sportmanager des VfL ab, haben die restlichen 20147 Zuschauer die bemerkenswerte Aktion der Fans kapiert. Trotzdem kann man sich nicht der Romantik hingeben, die Anhänger eines Vereins könnten im modernen Fußballgeschäft tatsächlich etwas ändern. Doch die Bochumer haben in ansprechender Weise zumindest zum Ausdruck gebracht, dass man nicht alles kommentarlos hinnimmt. Ein guter Tag.

Dazu auch der hellseherische Kommentar vom 03. Januar 2009.