Unruhiger Neurur

ImageManche schwören auf eingekochten Zwiebelsud, manche auf warmes Bier. Für einige ist der brodelnde Saft der Holunderbeere die Nummer eins. Andere legen sich ins heiße Rosmarinbad, viele fahren warme Milch mit Honig auf. Allen diesen althergebrachten Erkältungsmitteln ist gemein, dass ihre Wirkung letztendlich nicht ganz klar ist, aber doch irgendwie vorhanden. Und sei es nur der Placebo-Effekt. Schon sind wir bei Peter Neururer, dem Klosterfrau Melissengeist des Ruhrgebietsfußballs.

So war es fast zwangsläufig, dass der MSV Duisburg in seiner derzeitigen sportlichen Misere den 53-jährigen Vorzeigeruhri zu Hilfe rief. Es ist ein Reflex und auch der VfL Bochum hat in einer ähnlichen Situation schon mal nach Neururer gezuckt. Der Aufstieg glückte, zwei Jahre später erreichte die chronisch erfolglose Bochumer Truppe mit Neururer den UEFA-Cup. Dort schied man in der ersten Runde aus und stieg zur Vervollständigung der Katastrophe auch gleich noch ab. Daher ist es nicht verwunderlich, dass über Neururers fachliche Qualitäten gestritten wird. Das ficht den Trainerfuchs nicht an. Während andere arbeitslose Übungsleiter Praktika bei Real Madrid absolvieren oder geflissentlich verbreiten, sie studierten neue Trainingsmethoden, kann der lange Peter kundtun, dass er sich zwei Jahre beim Golf gelangweilt hat. Trotzdem hält er sich bei seiner erneuten Inthronisierung nicht mit einem simpel-seriös-soliden Obama-yes-we-can auf, sondern stellt tönend fest, dass der MSV Duisburg UND sein sein neuer Trainer in die erste Liga gehören. Der Mann hat Antidepressiva offensichtlich so nötig wie meine Oma Verhütungsmittel.

Und weil der Peter so'n Kerniger ist, wird ihn binnen kurzer Zeit eine echte Männerfreundschaft mit dem Doppelkern Hellmich verbinden. Trotzdem wird er vom MSV-Boss spätestens in zwei Jahren wieder zum Golfen geschickt werden. Bis dahin hat sich möglicherweise der BVB mit seinem Wunschtrainer Klopp überworfen. Die Schwarz-Gelben fehlen Peter Neururer noch in seiner Vita.