Tuff Lion - Ten strings (2008 I Grade Records)

MalocherhändeDu gehörst vielleicht zu den armen Tröpfen, denen der Junge auf dem weißen Pferd die Frau entführt, Lehman das Geld geklaut oder Kollege Arsch den Tag versaut hat. Dann sitzt du abends im Bus nach Hause und bist so sauer, hast keinen Bock auf Frieden und weißt, es fehlt nur ein Funke, dann haust du der Oma neben dir derart auf das Haarteil, dass ihre Sterbegeldversicherung wegen der plattgekloppten Birne einen Quadratsarg bezahlen muss. Doch es gibt eine andere Lösung.

Entspannung garantiert dir Tuff Lion. Der in US-Reggae-Kreisen bekannte Gitarrist hat mit dem befreundeten Produzenten Tippy I ein Konzept entwickelt, das nicht brandneu ist, aber im Reggae selten angewendet wird. Instrumentaler Reggae, der es der Gitarre erlaubt, auf dem Riddim zu reiten wie es sonst nur ein Sänger tut. Instrumentaler Reggae wird schnell mit Dub assoziert. Das ist Ten strings keinesfalls, auch wenn schon mal eine Melodica zu hören ist, die natürlich untrennbar mit den großen Dubs des Augustus Pablo verbunden ist. Nein, das Album von Tuff Lion erinnert mehr an Guitar-Götter des Reggae wie Ernest Ranglin, der damals z. B. mit Boss Reggae Ähnliches auf den Markt brachte.

Wie bei den Vorbildern finden sich auch in der Gitarrenarbeit auf Ten strings immer wieder Schnipsel von Jazz und Blues. Tuff Lion lügt nicht, wenn er Jimi Hendrix als eines seiner Vorbilder bezeichnet. Zu euphorische Ausflüge ins grenzenlose Gedudel fangen die hervorragenden Riddims aus dem Haus I Grade jedoch immer wieder ein und zwingen Tuff Lion zur Bodenständigkeit.

So wird es nie nervig, sondern Nerv balsamierend. Großes Album (höre z. B. Ivahlasting), die Vanillesoße über deinen süßen Gedanken. Der Audio-Spliff, Entspannung für Nichtraucher. Und die Oma im Bus bekommt ein Küsschen.


www.myspace.com/tufflion
www.igraderecords.com (Hier gibt es Soundsamples von Ten strings.)