Khamelien - Never say never (2008 Culture Taxi Records)

Hab ne neue Jacke. Schick, nich?Ist die Eigenschaft des Chamäleons, sich seiner Umgebung in perfekter Weise anpassen zu können, eine positive Eigenschaft? Oder doch nur Sinnbild für hemmungslosen Opportunismus?

Selbst wenn es sich hier nur um eine Plattenrezension handelt, darf man derart philosophische Fragen doch mal stellen. Besonders wenn der Künstler seinen Namen an den des possierlichen Tierchens annähert. Khamelien ist eigentlich Damien Dominique Reid aus Trinidad und ist nach eigener Aussage überzeugt, sich allen Musikrichtungen anpassen zu können. Gelegenheit dazu findet sich auf seinem Debut Never say never reichlich. Da hat der Gute schon eine Menge zusammen gebraut: Nicht schmerzender Dancehall, unangestrengter Pop, ein wenig Bacardi-Reggae, ein bisschen Schmalz-Latin. Somit strömt nach Öffnen des Hahns am Siedekessel bzw. am Lautstärkeregler deiner Anlage Wohlfühl-Kuschel-Lala für Cabriofahrer aus, die sich Vorbildern wie Sean Paul sicher nicht schämt.

Auch inhaltlich geht es in die Richtung der Großen dieser Musikstils. Zwar legt Khamelien auch mächtig den Finger in die Wunde unserer kranken Welt mit Aussagen, die in etwa in die Richtung can't you see what's going on in the world we got to make a change gehen, aber letzlich nicht zu Ende diskutiert werden können, da es schwierige Probleme wie Bauch,Busen, Beine, Bo gibt, die bei Frauen vor allem zur Problemzone werden, wenn man als Mann nicht dran kommt.

Bis hierhin hat sich das möglicherweise ein wenig häßlich angehört und passt damit überhaupt nicht zu Never say never. Denn das Ding ist ansprechend eingespielt und produziert. Einige Songs würden problemlos auf die playlist angesagter Radiostationen passen. Ich hege allerdings die Befürchtung, dass dies nicht passieren wird. Dafür hebt sich Khamelien zu wenig ab von dem, was dort bisher läuft. Ihm fehlt das Alleinstellungsmerkmal und hinsichtlich der Promotion wird er den Größen des Geschäfts sowieso unterlegen sein. Liebhaber für Khameliens Sound werden sich aber mit Sicherheit finden, denn es ist beileibe kein schlechtes Debut des jungen, gutaussehenden Kerls.

Die eingangs gestellte Frage haben wir damit allerdings nicht beantwortet. Ist schließlich auch nur eine Plattenrezension.


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